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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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deutete auf eine große Insel in der Kette.
    »Monkey Bay?«, fragte sie.
    »Aye«, sagte Enders. »Monkey Bay.«
    »Kennst du sie?«, wollte Hunter von Lazue wissen.
    »Ja, aber das ist zehn Jahre her, und es ist eine Luvbucht. Was für einen Mond haben wir?«
    »Dreiviertel«, sagte Hunter.
    »Und der Himmel ist klar«, sagte Lazue. »Ein Jammer.«
    Woraufhin alle nickten und sehr bedrückt den Kopf schüttelten. Dann fragte Lazue: »Bist du ein Spieler?«
    »Das weißt du doch«, sagte Hunter.
    »Dann lass uns jetzt den Kurs ändern und sehen, ob wir dem Schiff davonfahren können. Falls ja, schön und gut. Falls nicht, sehen wir weiter.«
    »Ich verlass mich auf deine Augen«, sagte Hunter.
    »Kannst du«, sagte Lazue und kletterte wieder die Takelage hoch zu ihrem Ausguck.
    Lady Sarah konnte sich keinen Reim auf das Gespräch machen, doch die Anspannung und die Besorgnis entgingen ihr nicht. Sie blieb an der Reling stehen und blickte zum Horizont, wo sie die Segel des Verfolgerschiffs jetzt mit bloßem Auge deutlich erkennen konnte. Schließlich trat Hunter neben sie. Jetzt, wo die Entscheidung gefällt war, wirkte er entspannter.
    »Ich habe kein Wort von der Unterhaltung vorhin verstanden«, sagte sie.
    »Das ist ganz einfach«, sagte Hunter. »Seht Ihr das Schiff, das uns folgt?«
    »Ja.«
    »Und seht Ihr die Insel in Windrichtung, Cat Island?«
    »Ja.«
    »Dort ist eine Ankerstelle namens Monkey Bay. Sie ist unsere erste Zuflucht, falls wir es schaffen.«
    Sie blickte von dem Verfolgerschiff zu der Insel. »Aber Ihr seid doch ganz nah an der Insel, also dürfte das wohl kaum eine Schwierigkeit sein.«
    »Seht Ihr die Sonne?«
    »Ja …«
    »Die Sonne geht im Westen unter. In einer Stunde wird sie sich mit einer Helligkeit im Wasser spiegeln, dass es in den Augen wehtut. Und dann können wir auf dem Weg in die Bucht die Hindernisse unter Wasser nicht mehr erkennen. In diesen Gewässern kann ein Schiff, das gegen die Sonne fährt, sich leicht den Rumpf an Korallen aufreißen.«
    »Aber Lazue ist doch schon einmal in diese Bucht gefahren.«
    »Aye, aber es ist eine Luvbucht. Luvbuchten sind Stürmen und starken Strömungen vom offenen Ozean ausgesetzt, und sie verändern sich. Eine Sandbank kann sich binnen Tagen oder Wochen verschieben. Monkey Bay ist vielleicht nicht mehr so, wie Lazue sie in Erinnerung hat.«
    »Oh.« Sie schwieg einen Augenblick. »Warum wollt Ihr dann dorthin? Ihr habt die letzten drei Tage keinmal haltgemacht. Segelt doch in die Nacht hinein und hängt das Schiff in der Dunkelheit ab.« Sie wirkte überaus zufrieden mit dieser Lösung.
    »Das geht nicht wegen des Mondes«, sagte Hunter düster. »Es ist ein Dreiviertelmond, der erst gegen Mitternacht aufgehen wird. Aber das genügt, um uns zu verfolgen – wir haben also nur vier Stunden völlige Dunkelheit. In einer so kurzen Zeit können wir das Schiff nicht abschütteln.«
    »Was habt Ihr dann vor?«
    Hunter nahm das Fernrohr und suchte den Horizont ab. Das Verfolgerschiff holte langsam auf.
    »Wir fahren nach Monkey Bay. Gegen die Sonne.«
    »Klar zum Wenden!«, rief Enders, und das Schiff drehte sich in den Wind, änderte langsam und schwerfällig den Kurs. Es dauerte eine volle Viertelstunde, ehe sie wieder das Wasser durchpflügten, und in der Zwischenzeit waren die Segel des Verfolgerschiffs deutlich größer geworden.
    Während Hunter durchs Fernrohr spähte, kamen ihm die Segel in der Ferne plötzlich bedrückend bekannt vor. »Das wird doch wohl nicht …«
    »Was, Sir?«
    »Lazue!«, rief Hunter und zeigte zum Horizont.
    Auf ihrem Ausguck hob Lazue das Fernrohr ans Auge.
    »Erkennst du das Schiff?«
    Sie rief nach unten: »Es ist unser alter Freund.«
    Enders stöhnte auf. »Cazallas Kriegsschiff? Das schwarze Schiff?«
    »Genau das.«
    »Wer befehligt es jetzt?«, fragte Enders.
    »Bosquet, der Franzmann«, sagte Hunter. Er erinnerte sich an den schlanken, beherrschten Mann, den er in Matanceros gesehen hatte, wie er an Bord des Schiffes ging.
    »Von dem hab ich gehört«, sagte Enders. »Solider und tüchtiger Seemann, der versteht sein Metier.« Er seufzte. »Jammerschade, dass kein Spanier das Kommando hat, dann hätten wir vielleicht mehr Glück.« Die Spanier waren als schlechte Seefahrer verschrien.
    »Wie lange noch bis zur Bucht?«
    »Eine volle Stunde«, sagte Enders, »vielleicht mehr. Wenn die Einfahrt eng ist, müssen wir die Segelfläche verkleinern.«
    Das würde sie noch mehr verlangsamen, aber es war nicht zu

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