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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Wir haben Großes bewirkt, mein Freund. Welche Route habt Ihr für die Rückkehr geplant?«
    Hunter schilderte seine Absicht, nach Süden zu fahren und so lange auf offener See zu bleiben, bis sie nach Westen Kurs auf Port Royal nehmen konnten.
    »Meint Ihr nicht«, gab Sanson zu bedenken, »es wäre sicherer, den Schatz auf die beiden Schiffe zu verteilen und uns jetzt zu trennen, um auf verschiedenen Routen zurückzukehren?«
    »Ich halte es für besser, wenn wir zusammenbleiben. Zwei Schiffe wirken abschreckender, wenn sie aus der Ferne gesichtet werden. Einzeln könnten wir angegriffen werden.«
    »Aye«, sagte Sanson. »Aber in diesen Gewässern patrouillieren Dutzende spanische Kriegsschiffe. Wenn wir uns trennen, ist es eher unwahrscheinlich, dass wir beide auf eines treffen.«
    »Von spanischen Soldaten haben wir nichts zu befürchten. Wir sind ein herkömmliches spanisches Handelsschiff. Aber die Franzosen oder die Engländer könnten uns angreifen.«
    Sanson lächelte. »Ihr traut mir nicht.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Hunter und lächelte zurück. »Ich will Euch im Blick haben, und ich will den Schatz unter meinen Füßen.«
    »So sei es«, sagte Sanson, doch in seinen Augen lag ein dunkler Ausdruck, von dem Hunter sich vornahm, ihn nicht zu vergessen.

KAPITEL 26
    Drei Tage später sichteten sie das Ungeheuer.
    Die Fahrt entlang der Inselkette der Kleinen Antillen war ereignislos verlaufen. Der Wind stand günstig und die See war ruhig. Hunter wusste, dass sie jetzt ungefähr hundert Meilen südlich von Matanceros waren, und mit jeder Stunde, die verging, wurde ihm leichter ums Herz.
    Seine Besatzung war damit beschäftigt, die Galeone so seetüchtig wie nur möglich zu machen. Die spanische Mannschaft hatte die El Trinidad ziemlich herunterkommen lassen. Die Takelage war ausgefranst, die Segel waren stellenweise dünn oder zerschlissen, die Decks verdreckt und die Frachträume stanken nach Abfall. Es gab allerhand zu tun, während sie gen Süden segelten, vorbei an Guadeloupe und Dominica.
    Gegen Mittag des dritten Tages bemerkte der stets wachsame Enders eine Veränderung im Wasser. Er zeigte nach steuerbord. »Seht mal«, sagte er zu Hunter.
    Hunter wandte sich um. Das Wasser war friedlich, nur leichter Wellenschlag störte die spiegelglatte Fläche. Doch knapp hundert Yards entfernt wurde das Wasser unter den Wellen aufgewühlt – irgendetwas Gewaltiges kam auf sie zu, und das mit einer unglaublichen Geschwindigkeit.
    »Wie schnell sind wir?«, fragte er.
    »Zehn Knoten«, sagte Enders. »Barmherzige Mutter Gottes.«
    »Wenn wir zehn Knoten fahren, dann ist das Ding da zwanzig schnell«, sagte Hunter.
    »Mindestens zwanzig«, sagte Enders. Er blickte zur Besatzung hinüber. Niemand hatte etwas bemerkt.
    »Dreht landwärts«, sagte Hunter. »Wir müssen in seichteres Wasser.«
    »Kraken mögen keine Untiefen«, sagte Enders.
    »Hoffentlich.«
    Das Ungetüm unter Wasser kam näher und schwamm im Abstand von gut fünfzig Yards am Schiff vorbei. Hunter erkannte verschwommenes Grauweiß, eine Andeutung von Fangarmen, und dann war es verschwunden. Es entfernte sich, beschrieb einen Bogen und kam wieder zurück.
    Enders schlug sich selbst auf die Wange. »Ich träume«, sagte er. »Es muss ein Traum sein. Sagt, dass das nicht wahr ist.«
    »Es ist wahr«, sagte Hunter.
    Lazue, die im Ausguck auf dem Hauptmast saß, pfiff auf den Fingern. Sie hatte das Wesen auch gesehen. Hunter blickte hoch zu ihr und schüttelte den Kopf, damit sie Ruhe bewahrte.
    »Gott sei Dank hat sie keinen Schrei ausgestoßen«, sagte Enders, »das hätte uns noch gefehlt, was?«
    »In flaches Wasser«, sagte Hunter grimmig. »Und zwar schnell.« Er sah, wie das aufgewühlte Wasser erneut näher kam.
    Oben im Ausguck, hoch über dem klaren blauen Wasser, konnte Lazue den Kraken deutlich sehen. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, denn es war ein sagenhaftes Biest, wie es für gewöhnlich nur in Seemannsliedern und Geschichten für die Kinder von Seefahrern vorkam. Aber nur wenige hatten je ein solches Ungetüm gesehen, und auch Lazue hätte gern auf diese Erfahrung verzichtet. Ihr war, als würde ihr das Herz stehen bleiben, als sie sah, wie das Ungeheuer die Wasseroberfläche aufwühlte, als es beängstigend schnell erneut auf die El Trinidad zugeschwommen kam.
    Als es ganz nah war, sah sie das ganze Tier deutlich. Die Haut war totengrau. Es hatte einen spitzen Kopf, einen bauchigen, wenigstens zwanzig Fuß langen Körper und

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