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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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aufzunehmen und nicht den geringsten Hinweis auf dich zu finden. Dabei hat mir der Wirt aus dem Grünen Baum im Kneiphof hoch und heilig versichert, auf den Danziger Getreidehändler Bertram Struth wäre Verlass. Wie eine Tochter würde er dich behüten. Er folge bestimmt stur der Handelsstraße und kehre nur in Gasthäusern entlang der Strecke ein. Da ihr allerdings fast einen Tag vor mir aufgebrochen und trotzdem bis gestern Abend nicht hier aufgetaucht wart, habe ich bereits das Schlimmste befürchtet.«
    »Wie kommst du so schnell hierher? Solltest du nicht besser bei der Fischartin, also, ich meine, bei deiner Mutter …«
    Die letzten beiden Worte kamen ihr nur stockend über die Lippen. Zu ihrer Erleichterung wischte Caspar sie mit einer weit ausholenden Handbewegung fort. »Mach dir keine Sorgen. Meiner Mutter geht es schon viel besser. Die Hundskötterin ist jeden Tag bei ihr und versorgt sie. Derzeit bin ich zu Hause völlig überflüssig.«
    »Auch im Kontor?«
    »Auch da. Für einige Tage kann sich unser Schreiber um alles kümmern. Die Lieferungen aus Litauen stocken ohnehin, auch sonst tut sich wenig. Für mich aber gibt es vorerst Wichtigeres, als Zahlen und Waren zu überprüfen. Agnes, Liebes!« Er griff nach ihren Händen und strahlte sie an. »Endlich haben wir uns gefunden! Ich habe eine Schwester, eine so kluge, wundervolle noch dazu. Du ahnst nicht, was das für mich bedeutet! Ich habe zwar einige Tage gebraucht, bis ich es wirklich verstanden habe, dafür aber ist es mir jetzt umso wichtiger. Deshalb wollte ich dich auch so schnell wie möglich wiederfinden und es dir sagen.«
    Ungelenk wollte er sie umarmen, sie aber wehrte ab. »Ich freue mich, wie gut du die Neuigkeiten inzwischen verkraftet hast. Dich muss es wie aus heiterem Himmel getroffen haben, plötzlich eine Schwester zu haben, so eine wie mich noch dazu!« Sie versuchte sich an einem verschwörerischen Zwinkern. »Wenigstens weiß ich seit Monaten, dass ich einen Zwillingsbruder habe. Das hat es mir etwas leichter gemacht, das alles zu ertragen.«
    »Da hast du recht«, stimmte er lächelnd zu und wollte abermals den Arm um sie legen. Wieder trat sie einen Schritt zurück. Trotz aller Freude über das Wiedersehen war ihr nicht unbeschwert zumute. »Wieso hast du so rasch herausgefunden, wer mir geholfen hat, den guten Struth zu überreden, mich mitzunehmen?«
    »Die Streicherin hat mir verraten, dass du vom Löbenichter Tor aufbrechen wolltest. Dort war es ein Leichtes, den Namen deines Begleiters und eure Reisestrecke herauszufinden. Vergiss nicht, ich bin der Sohn, vielmehr wir beide sind die Kinder eines angesehenen Kaufmanns aus der Altstadt. Uns erteilt man gern Auskunft.«
    »Die Streicherin hat dir das gesagt?« Agnes war überrascht. Zugleich suchte sie das mulmige Gefühl zu bekämpfen, das sie beschlich, sobald sie ihn so selbstverständlich von ihrem gemeinsamen Vater reden hörte, der ihr noch völlig unbekannt war. »Sie weiß doch gar nicht, dass wir beide …«
    »Schämst du dich meiner? Warum hast du ihr kein Wort gesagt? Bestimmt hätte sie mir eher verraten, was du vorhast, wenn sie gewusst hätte, wie wir zueinander stehen.«
    »Hast du es ihr erzählt?«
    »Nein. Mir war so, als solltest du das besser selbst tun.«
    »Danke!« Gerührt fiel sie ihm endlich um den Hals. »Es gibt da nämlich noch etwas, was ich ihr zuvor erklären muss. Aber dazu muss ich sicher sein, was die Wahrheit ist.«
    »Du glaubst der Hundskötterin und unserer Mutter also immer noch nicht?«
    »Kommt ganz darauf an«, wich sie aus.
    »Und deshalb willst du zur Marienburg und diesen Laurenz befragen, der zugleich der Neffe der Streicherin ist.«
    »Woher weißt du, wen …«
    »Das war das Erste, was ich überhaupt herausfinden wollte: von wem du dir die große Hilfe für uns erwartest.«
    Auf einmal wirkte er gekränkt. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wippte auf den Fußspitzen. In seinen bernsteinfarbenen Augen blitzte Eifersucht auf.
    Gerührt strich Agnes ihm über die Wange. »Entschuldige. Wie hätte ich ahnen sollen, wie sehr auch dir daran gelegen ist, die Wahrheit herauszufinden? Du liebst die Fischartin wie …«
    »Vergiss nicht: Wir sind Geschwister. So unverhofft du mir als Schwester ins Leben geschneit bist, so ungern will ich dich gleich wieder verlieren. Ebenso will ich endlich die ganze Geschichte über unsere Geburt wissen, genau wie du.«
    »Also gut«, lenkte sie ein. »Es stimmt, Laurenz ist derjenige,

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