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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Wirt bedauernd. »Leider kenne ich ihn nicht. Trotzdem werde ich gern versuchen, Euch zu helfen. Seid Euch jedoch im Klaren, dass Ihr nicht so einfach zur Festung der Kreuzherren gehen und nach ihm fragen könnt.«
    »Warum nicht?«
    »Jungen Frauen wird der Zutritt verweigert. Euer Bruder wird sich denken können, warum. Allerdings hat auch er wenig Aussicht, an den Wachen vorbeizukommen. Ohne ein Empfehlungsschreiben lassen sie niemanden mehr hinein.«
    »Wenn das so ist«, mischte Caspar sich wichtigtuerisch ein und zog das Papier von vorhin halb aus dem Innern seines Rocks. Lediglich eine kleine weiße Ecke blitzte heraus.
    »Lasst gut sein.« Verschwörerisch zwinkerte der Wirt mit dem gesunden Auge. »Damit kommt Ihr nicht weit. Den Trick mit dem leeren Schreiben kennen die Wachposten zur Genüge. Aber ich habe eine bessere Idee.«
    Schon wandte er sich um und ging auf die Würfelspieler zu, an deren Tisch er bei Agnes’ Ankunft gestanden hatte, und beugte sich zu jemandem hinunter. Heftig gestikulierend redete er auf ihn ein. Der Angesprochene sah zu ihr, zögerte, schüttelte dann jedoch entschieden den Kopf und wisperte dem einäugigen Wirt etwas zu. Daraufhin legte der ihm den Arm um die Schultern und flüsterte ihm ebenfalls etwas ins Ohr. Als der Wirt zu ihrem Tisch zurückkam, war seine Miene undurchdringlich.
    »Ich weiß«, erklärte sie, noch bevor er zum Sprechen ansetzen konnte. »Der Mann kann uns auch nicht helfen.«
    »Wie kommt Ihr darauf? Ganz im Gegenteil!«
    »Was?« Vor Freude sprang Agnes von der Bank. »Was sollen wir tun?«
    »So habe ich das nicht gemeint«, wiegelte der Wirt ihre heftige Reaktion ab. »Zumindest kennt der Mann jemanden, der die beiden kennen sollte. Über den könntet Ihr Euren Baumeistern eine Nachricht schicken, sofern sie tatsächlich noch auf der Burg sind.«
    »Wer ist das?«
    »Ein anderer Würfelspieler.«
    Caspar stöhnte enttäuscht auf, Agnes aber wurde hellhörig. In dem Krug in Pronitten hatte Laurenz die Spielschulden eines seiner Kunstdiener beglichen. Vielleicht war das der Betreffende, von dem der Fremde am Würfeltisch gesprochen hatte?
    »Der Mann wird sein Bestes tun. Es mag jedoch schwierig sein, diesen Spieler aufzutreiben. In der Stadt dürfte er sich kaum mehr blicken lassen, weil er in sämtlichen Krügen und Gaststuben Schulden hat. Gebt ihm also ein paar Tage, dann hören wir mehr.«
    »Was?«, platzte Caspar dazwischen. »So kommen wir nicht weiter.«
    »Dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen, um schneller an Laurenz heranzukommen«, erwiderte Agnes leise und wunderte sich, wie fest ihre Stimme trotz der aufsteigenden Verzweiflung klang. Laut sagte sie zum Wirt: »Habt vielen Dank für Eure Mühe.«
    »Verzeiht meine Neugier.« Ungefragt mischte sich der Weißhaarige ins Gespräch. »Ihr seid auf der Suche nach zwei Baumeistern und einem verrufenen Spieler, der die beiden kennen könnte? Wenn sie tatsächlich in Marienburg sind, werdet Ihr sie wohl nur auf der Festung antreffen. Gern biete ich Euch meine Unterstützung an. Meine Gefährten und ich haben viel bei den Deutschordensrittern zu tun. Morgen schon sind wir wieder dort und werden versuchen, Euch ein Empfehlungsschreiben zu besorgen. Geduldet Euch, bis wir Euch eine Nachricht hierher in den Goldenen Adler schicken.«
    »Das ist doch etwas!« Erleichtert dankte Caspar seinem Gegenüber. Der nickte ihm wohlgefällig zu.
    »Wer seid Ihr und warum tut Ihr das für uns?« Agnes blieb vorsichtig. Unter dem Tisch versetzte Caspar ihr einen Tritt gegen das Schienbein. Der Weißhaarige jedoch lächelte verständnisvoll.
    »Ihr habt recht, liebes Fräulein, mich auf das unverzeihliche Versäumnis aufmerksam zu machen, uns noch nicht vorgestellt zu haben. Mein Name ist Johann Telpin, und ich stamme aus Prag, wie auch meine Gefährten Hannes Struck, Petrus Waller und Nikolaus Roseman.« Reihum wies er auf die Männer am Tisch, die ihr respektvoll zunickten, und bedachte mit dem letzten Namen den jungen Narbigen, der den Büttel gerufen hatte. »Unser Geschäft besteht seit einigen Wochen darin, zwischen den Söldnern aus unserer böhmischen Heimat und dem Ordenshochmeister Erlichshausen eine Lösung für die Streitfrage um den geforderten Sold zu finden. Schließlich waren wir es auch, die die Söldner an die Herren vom Deutschen Orden vermittelt haben.«
    »Gewiss eine heikle Aufgabe.« Agnes zeigte sich beeindruckt. Es war ein ungeheurer Vertrauensbeweis, offen davon zu erzählen.

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