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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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undefinierbare Pampe in den Mund stopfte. Es gehe Sophie zu schlecht, um nach Athen zu fahren, hatte der Arzt gewarnt, doch jetzt schien das Kind vor Gesundheit nur so zu strotzen. Mahnend rief sich Kate in Erinnerung, dass Kinder so etwas nicht absichtlich taten. Sie suchten nicht den Küchenkalender mit ihren dicken Fingerchen nach den Terminen elterlicher Träume ab und arrangierten ihre Asthmaanfälle und Allergien entsprechend.
    Im Wohnzimmer war es stickig und heiß. Durch das offene Fenster drang nicht der Hauch einer kühlen Brise, nur die drückende Augusthitze, die vom blassen Betonboden hinter dem Haus reflektiert wurde. Kate spürte, wie ihr der Schweiß über den Rücken lief. Durch die Wand hörte sie die Nachbarin staubsaugen. Das Gerät schlug stöhnend mit seinem kahlen Plastikkopf gegen die Sockelleiste, wieder und wieder, ein Lebenslänglicher, der nicht mehr auf Begnadigung hofft. Knisternde Streifen liefen über den Fernsehschirm und verdeckten Zoes Gesicht, als sie sich zum Start aufstellte.
    Die beiden Sportlerinnen warteten auf den Starter. Eine neutrale Stimme zählte von zehn hinunter. Hinter der Sperre an der Startlinie erhaschte Kate inmitten der IOC-Funktionäre und Prominenten einen Blick auf Tom Voss. Beim Anblick ihres Trainers wurde ihr Puls schneller, als würde sie selbst sich auf die intensive Aktivität vorbereiten, die sein Auftauchen stets signalisierte. Adrenalin durchflutete ihren Körper.
    Als der Countdown bei fünf angelangt war, schlossen sich Zoes Hände enger um die Griffe. Auch Kates Hände spannten sich unwillkürlich an, als umklammerten sie in der erstickenden Luft des Wohnzimmers die Griffe eines Fahrradlenkers. Ihre Beinmuskeln zuckten, ihr Bewusstsein wurde schärfer, jede Sekunde dehnte sich. Kate hasste es, dass sich ihr Körper noch immer auf solche Rennen vorbereitete, ohne jede Hoffnung, so wie das erschöpfte Herz einer Witwe beim Blick auf das Foto ihres toten Liebsten noch immer höherschlägt.
    Neben ihren Füßen bewegte sich etwas, dann erklang ein aufgeregtes Quieken. Sie griff nach unten und stellte den kleinen Ventilator auf den Couchtisch, außer Reichweite von Sophies neugierigen Fingern. Der Luftstrom war erfrischend. Im Fernsehen war der Countdown bei drei angelangt. Kate sah, wie sich Zoe nervös über die Lippen leckte. Zwei , sagte der Starter. Eins. Schweißperlen auf Kates Stirn. Sie drehte sich um und stellte den Ventilator höher.
    Das Bild schrumpfte zu einem grellweißen Punkt in der Mitte des Bildschirms und erlosch. Nebenan verklang das Heulen des Staubsaugers in einem langen Seufzer. Durch die Wand hörte sie die Nachbarin Scheiße sagen. Die Blätter des Ventilators wurden allmählich erkennbar, als sie sich langsamer drehten und schließlich zum Stehen kamen. Wie betäubt schaute Kate auf den Ventilator, spürte, wie die Brise erstarrte, und fragte sich, weshalb der Luftstrom des Ventilators gleichzeitig mit dem Fernseher den Geist aufgegeben hatte. Dann begriff sie, dass es an der Sicherung liegen musste. Wie gewöhnlich hatte sie die halbe Straße lahmgelegt.
    Sie verspürte einen seltenen Anflug von Selbstmitleid. Es waren immer die Kleinigkeiten, die sie fertigmachten. Der Schmerz, die Olympischen Spiele zu verpassen, lag dumpf und schwer irgendwo in ihrem Inneren. Es war, als würde man betäubt und dann erstickt. Als Jack seine Flugtickets erhalten hatte, war der Schmerz schärfer geworden. Es tat weh, als er die Tasche packte, die vorausgeschickt wurde und eine Leere im gemeinsamen Kleiderschrank hinterließ. Und jetzt fühlte sie sich, als wäre auch bei ihr die Sicherung durchgebrannt.
    Eine Sekunde später konnte sie schon wieder über sich lachen. Alles ließ sich reparieren. Sie suchte in der Küchenschublade nach Draht und ging dann mit einer Taschenlampe in die Toilette unter der Treppe, wo sich der Sicherungskasten befand. Sophie fing an zu schreien, als sie das Zimmer verließ, also klemmte sie sich das Mädchen unter einen Arm und jonglierte mit Taschenlampe und Sicherungsdraht, während sie vom Toilettensitz aus versuchte, den Kasten zu erreichen. Sophie wand sich, krähte und wollte nach dem Draht greifen. Nach einer Minute entschied Kate, dass es wichtiger war, ihre Tochter vor einem Stromschlag zu bewahren, als Zoes Rennen zu sehen.
    Sie setzte Sophie zurück auf den Boden im Wohnzimmer. Sofort strahlte die Kleine und machte sich wieder auf die nie enden wollende Suche nach gefährlichen Gegenständen, die sie

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