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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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unterrichtet, Frau Oppenheim. Und ich kann jetzt einen Apfel so malen, dass er richtig rund aussieht.«
    »Das ist ein sehr guter Anfang. Ich habe früher auch Zeichenunterricht bekommen, aber meine Äpfel wirken immer, als hätte jemand draufgetreten. Dein Onkel hat ein weit größeres Talent als ich.«
    »Ja, nicht? Wenn er will, dann kann er so malen, dass es aussieht wie eine bunte Daguerrotypie.«
    »Sehr gut beschrieben, Laura. Ach, du meine Güte!«
    Frau Oppenheim hielt sich ein Spitzentüchlein vor die Lippen, um ein prustendes Kichern zu verstecken. Aber das Bild war auch komisch. Nicht dass man so direkt darüber lachen konnte, aber Onkel Leander hatte ziemlich lange daran gearbeitet, und es wirkte wie ein geöffneter Schrank, in dessen Fächer man schauen konnte. Und was da alles für ein Krimskrams drin
war. Lange Seidenhandschuhe ringelten sich wie Schlangen und hingen bis in den Rahmen hinein, Perlenketten, Broschen, glitzernde Diademe, Ringe mit funkelnden Steinen lagen überall herum. Ein Fächer aus Federn, zerbrochen, fand man da, einen Gedichtband mit Goldschnitt, aber Eselsohren, eine Seidenrose, dazwischen ein falsches Gebiss, das war ziemlich degoutant, genau wie das Glasauge, das in einer dunklen Ecke herumkullerte, und der falsche Fifi, der eine erschreckende Ähnlichkeit mit Tante Caros Haarteil hatte.
    Das Ganze hatte Onkel Leander »Vanité d’ Elena«, Helenas Eitelkeit genannt, weil in der Mitte von allem ein goldener Apfel prangte. Der sollte auf das Urteil des Paris deuten, hatte er erklärt, der zwischen drei griechischen Göttinnen die schönste auswählen sollte. Die Göttinnen hatten ihn bestochen, und Aphrodite, die Paris die schöne Helena versprochen hatte, bekam den goldenen Apfel. Der auf dem Bild aber schien, wenn man ihn genauer ansah, nur aus vergoldetem Holz zu bestehen und hatte ganz viele Wurmlöcher. Unten spitzte sogar ein kleiner Wurm raus.
    Frau Oppenheim hatte sich gefasst und wies sie darauf hin, dass jetzt die Vernissage offiziell eröffnet wurde. Das war öde bis langweilig, weil mehrere Herren gestelzte Reden hielten, aber eingedenk des großen Entgegenkommens der Erwachsenen, dass sie dabei sein durften, verhielten sie und Philipp sich mustergültig geduldig.
    Dann war dieser Zauber auch vorbei, ein kleines Musikertrio spielte leise Musik, und die Leute, es war inzwischen ein rechtes Gedränge geworden, standen eifrig plaudernd vor den Bildern, tranken Sekt oder Wein und versuchten, mit Onkel Leander einige Worte zu wechseln. Philipp war schon wieder verschwunden, Mama von Bekannten umringt, Mademoiselle Viola wurde von den Damen umkreist, und wie es aussah, steckte sie ihnen fleißig Kärtchen mit Mamas Adresse zu. Sie sah aber auch besonders hübsch aus in ihrem neuen Kleid. Hannah war in ein aufregendes Gespräch mit einem jungen
Herrn verwickelt, und Tante Caro sah bewundernd zu einer hochgewachsenen Dame in flatternd grauen Chiffonshawls auf. Um nicht ganz an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, suchte Laura nach einem bekannten Gesicht in der Menge und fand es in Julia Waldegg. Die bemerkte ihren flehenden Blick und kam zu ihr.
    Knicks und lächeln.
    »Hat man dich verloren, Laura?«
    »Nein, Frau Waldegg, nur ein bisschen abgestellt. Ich trau mich nicht, mich zwischen die Herrschaften zu drängeln.«
    »Klug, mein Fräulein. Dann machen wir beide jetzt ein wenig Konversation.Wie sieht es mit der Schule aus?
    Sie konnte nichts dafür, dass ihr Gesicht sich zu einer Grimasse verzog.
    »Gefällt sie dir nicht?«
    »Doch, nur es ist so langweilig. Und wird noch langweiliger werden, weil mein Bruder nach Ostern aufs Gymnasium geht. Ich muss noch ein Jahr auf der dummen Elementarschule bleiben.«
    »Wie alt bist du jetzt?«
    »Ich werde dieses Jahr neun!« War nicht gelogen, wenn auch ihr Geburtstag erst im August war.
    »Ein reifes Alter. Hast du gute Noten?«
    »Ja. Na ja... mit dem Rechnen … also, ich kann besser lesen als Philipp und mir Sachen viel besser merken. Und Französisch kann ich auch schon sehr gut.«
    »Was liest du so, Laura?«
    »Och, im Augenblick lesen wir mit Madame Mira etwas über Marco Polo.«
    Frau Waldegg schien tatsächlich beeindruckt.
    »Laura, ich werde mal mit deiner Mama sprechen. Ich kenne die Leiterin einer höheren Mädchenschule, bei der du vielleicht ganz gut aufgehoben sein könntest. Fräulein Berit war früher meine Gouvernante, und eins kann ich dir versprechen – langweilig war es mit ihr nie.«

    »Das

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