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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Winkelzüge und Tricks LouLou hatte anwenden müssen, um die Erlaubnis wiederzuerlangen, das Theater weiter zu betreiben.
    Aber sie wusste auch, welch schmerzhafte finanzielle Einbußen LouLou wegen der Schutzgeldzahlungen hinnehmen
musste. Sie saß in der letzten Zeit häufig über ihren Büchern und rechnete hin und her.
    Sie konnte nicht jede Woche den Männern Geld geben.
    Und es würde nie ein Ende haben, wenn sie es weiterhin tat.
    Es musste also ein Ende haben.
    Nona hatte schon manche Stunde damit verbracht, zu überlegen, wie man das bewerkstelligen konnte. Mit den Schlägern, die jetzt da unten warteten, konnte sie sich nicht anlegen. Aber das war auch nicht notwendig. Die Männer handelten nicht aus eigenem Antrieb. Es steckte ein Drahtzieher dahinter, und den galt es zu entlarven.
    LouLou erschien, wie üblich gefasst und kühl, händigte dem größten der vier einen Beutel aus und wartete, bis der die Münzen gezählt hatte. Er schien zufrieden zu sein, tippte sich mit dem Finger grüßend an die speckige Mütze und gab seinen Kumpanen den Wink, ihm zu folgen.
    Nona zog sich den schwarzen Gazeschleier von unten über Kinn und Nase und verhüllte so ihr helles Gesicht. Dann folgte sie ihnen auf leisen Sohlen und ein wenig hinkend durch die Nacht.
    Die Männer schienen nicht damit zu rechnen, dass jemand ihren Besuch beobachtet hatte und sie verfolgte. Sie unterhielten sich laut, scheuten auch die von Gaslaternen erhellten Straßenecken nicht, wanderten aber zielstrebig an der alten Burgmauer entlang bis zu dem alten Römerturm. Hier wurde die Gegend schäbiger, die Häuser heruntergekommen und baufällig, die Beleuchtung spärlich. Es hatte den Abend über geregnet, das Pflaster war feucht und glitschig, und in der Mitte der Gasse floss behäbig eine stinkende Kloake. Das ehemalige Kloster der Klarissen, jetzt zum Frauengefängnis umgebaut, ragte finster vor Nona auf.
    Die Männer verhielten ihre Schritte und lehnten sich an die verfallene Burgmauer, offensichtlich um auf ihren Auftraggeber zu warten.
    Nona zog den schwarzen Schleier bis zu den Augen hoch
und tastete in ihrer Rocktasche nach dem Seidentuch. Es war nicht das erste Mal, dass es sein Opfer finden würde. Dem Arbeiter der Handschuhmanufaktur, der ihre Freundin Madeleine vergewaltigt hatte, war die Seide Schicksal geworden, ein stinkender Bettler, der ihr selbst in jenen einsamen, verstörenden Tagen nach ihrer Ankunft in Köln Gewalt angetan hatte, war dem seidigen Biss erlegen. Notwehr, sicher, doch heimlich und ohne Gewissensbisse ausgeführt.
    Ein dunkler Hauseingang schützte sie vor Entdeckung, und ihre eigene Disziplin bewahrte sie davor, aufzuschreien, als eine Ratte über ihre Füße lief.
    Es dauerte indes nicht lange, bis Schritte zu hören waren. Eine einzelne Person näherte sich, und die Männer bewegten sich wachsam.Wie erwartet, tauchte aus der Seitengasse jemand auf, der sich ihnen zielstrebig näherte. Der Geldbeutel wechselte den Besitzer, Münzen wurden abgezählt und verteilt, dann verdrückten sich die Schläger. Nona aber heftete sich an die Fersen des Mannes, der nun das Geld besaß. Er war untersetzt, doch lange nicht so bullig wie seine Gehilfen. Seine Kleidung wirkte gepflegt, sein Haar schimmerte silbrig unter dem Hut, sein Profil, auf das sie einen Blick im Laternenschein erhaschte, konnte man sogar als edel bezeichnen.
    Nichtsdestotrotz war er ein Verbrecher, und er bedrohte LouLou.
    Und damit bedrohte er auch ihr Leben und ihre Sicherheit. Für Nona war es genug zu wissen. Genug Grund zu handeln.
    An einer sehr dunklen Ecke holte sie ihn ein.
    Der rumal flog lautlos durch die Nacht, schlang sich um seinen Hals, wurde ruckartig zugezogen und gelöst.

Eheanzettelung
    Das war’ne rechte Freude,
als mich der Herrgott schuf,
’nen Kerl wie Samt und Seide,
nur schade, daß er suff.
     
    Albert Graf Schlippenbach, Ein Heller und ein Batzen
    LouLou stand in meinem Anprobenraum und ließ sich ein neues Bühnenkostüm abstecken. Glänzender Taft, leuchtende Farben, Unmengen von Volants – ein unmögliches Kleid, würde man es auf einer Gesellschaft tragen, aber wir hatten herausgefunden, dass bei ihren Auftritten solche Übertreibungen besonders gut wirkten.
    »Du siehst müde aus, Ariane.«
    »Bin ich auch. Der Besuch des preußischen Prinzregenten hat mir einen Haufen Arbeit beschert. Alle Damen, die etwas auf sich halten, wollten mit einer neuen Robe prunken.«
    »Du hättest etwas sagen sollen. Ich hätte auf

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