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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einmal mehr, sich Sir Donnerstags Zimmer vorzustellen. Anfangs sah er nur sein Spiegelbild, aber dann flackerte es, und Arthur verspürte eine Woge der Erleichterung, als der inzwischen vertraute Teppich mit dem Schlachtenmotiv langsam zu einem festen Bild zusammenwuchs und das übrige Zimmer einschließlich des Ankleidespiegels sich schimmernd um ihn herum vereinigte. Doch gerade als es im Begriff war, vollständig klar zu werden, bebte der Spiegel in seiner Hand, und das Bild flackerte. Arthur runzelte die Stirn und umfasste mit der Linken sein Handgelenk, um es ruhig zu halten, aber der Spiegel wackelte und wand sich weiter, als ob jemand anders versuchte, ihn ihm wegzunehmen.
    »Ruhig!«, zischte Arthur und setzte seine Willenskraft ein, um den Spiegel still zu halten und das Bild nicht aus den Augen zu verlieren. Aber genau wie beim Atlas spürte er eine Kraft, die sich ihm widersetzte, die immer stärker wurde, bis ihm der Fünfte Schlüssel aus der Hand flog und auf den Boden polterte.
    Arthur ballte die Faust, doch weil Phineas ihn gespannt beobachtete, gelang es ihm, seine Wut im Zaum zu halten. Statt auf die Wände einzuschlagen, kniete er sich hin, hob den Spiegel auf und steckte ihn wieder zurück in die Tüte.
    »Vielleicht geh ich ja doch nicht«, meinte er. »Wie kommen wir hier raus?«
    »Durch die Hecke«, antwortete Phineas. »Sie wird sich für mich öffnen, wo ich ja ’n Gärtner bin und so. Bleibt einfach dicht hinter mir!«
    Der Junge berührte die Hecke, die die Küchentür versperrte, und im Grün öffnete sich ein Loch in der Größe eines Kindes.
    »Komm schon, größer!«, sagte Phineas. Das Loch wuchs, bis es groß genug für Arthur war. Phineas streckte ein Bein hindurch, dann hüpfte er wieder zurück. »Meine Gabel! Kann ich sie bitte zurückhaben, Sir?«
    »Ja«, sagte Arthur. »Willst du sie angezündet?«
    »Oh, das ist schon in Ordnung!«, meinte Phineas. »Werd sie gegen ’ne andere eintauschen. Ich brauche nur eine, die ich abgeben kann.«
    Er kletterte durch das Loch.
    Arthur schnappte sich die Heugabel und warf einen letzten Blick auf die Decke, über der das Zimmer lag, in dem seine Mutter in einem kleinen Kreislauf der Zeit gefangen war.
    Wenigstens weiß ich, wo Mama ist , dachte er bedrückt, dann trat er durch die Hecke.
    Er fand sich auf einem kühlen, grünen Gartenweg wieder, der von zwei Hecken gesäumt wurde, die mindestens fünfzehn Meter hoch waren. Darüber konnte er einen perfekten blauen Himmel mit einem Hauch weißer Wolken sehen – er wirkte wie von einem alten Meister gemalt, und möglicherweise war er das auch. Eine Sonne konnte Arthur nicht ausmachen, aber irgendwo da oben gab es eine Lichtquelle, denn der Himmel war sehr hell. Wahrscheinlich bewegte sich die Sonne entlang einer Bahn, genau wie die Sonnen in anderen Teilen des Hauses, obwohl Arthur vermutete, dass diese hier bestimmt beeindruckender war und sich ruhiger bewegte als in irgendeiner anderen Domäne.
    »Wohin?«, fragte Arthur. »Nach links oder rechts?«
    »Oh, hier lang«, sagte Phineas und zeigte mit seiner Gabel, die Arthur ihm wiedergegeben hatte, die Richtung an. »Vier Heckenkreuzungen geradeaus, dann nehmen wir die nächste links, gehen drei Kreuzungen weiter, nehmen die nächste rechts, zwei Kreuzungen, noch mal links, geradeaus weiter an vier Kreuzungen vorbei und dann durch noch ’ne Hecke, und schon sind wir auf dem Großen Gartenweg, wo die Libellen rumfliegen und manchmal die Wachkäfer entlanglaufen, obwohl Ihr ja keine Angst vor denen hättet.«
    Arthur dachte an die Käfer, die er gegen Lady Samstags Streitkräfte hatte kämpfen sehen. Er selbst war beinah von einem in zwei Hälften gebissen worden.
    »Wie viele Käfer? Und wie oft patrouillieren sie den Großen Gartenweg entlang?«
    »Oh, jedes Mal ’n halbes Dutzend, schätz ich«, antwortete Phineas. Er setzte sich auf dem Gartenweg in Bewegung und schlug dabei mit seiner Gabel träge gegen die Hecken zu beiden Seiten. »Aber so oft kriegt man sie gar nicht zu sehen.«
    Danach gingen sie eine Zeit lang in Schweigen. Es war angenehm kühl zwischen den Hecken, und diese Kühle, zusammen mit dem gesprenkelten grünen Licht und dem wunderschönen blauen Himmel über ihnen, lullte Arthur fast in ein Gefühl der Friedlichkeit ein, aber er wusste, dass es nur eine Illusion war. Er dachte angestrengt darüber nach, was er tun konnte und sollte.
    »Gibt es hier Telefone?«, erkundigte er sich, als sie sich der ersten Kreuzung

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