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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Seite stehen. Das wär dann so ein Dingsbums, ein Kriegsmist.«
    »Eine List«, kam ihr Teil Sechs des Vermächtnisses zu Hilfe, der sich in Giacs teilweise zusammengerolltem Schirm versteckt hielt, sodass nur der obere Teil seines Schnabels sichtbar war und der auch nur bei genauem Hinsehen, »eine legitime Kriegslist.«
    »Aber wird Lord Arthur mich überhaupt haben wollen?«, sorgte sich Giac. »Du hast gesagt, dass ich mich dazu entschließen kann, die Seiten zu wechseln, aber die andere Seite muss mich annehmen. Wird Lord Arthur mich annehmen?«
    »Zufällig bin ich Arthurs rechte Hand«, sagte Susi. »Oder linke – kann mich nicht mehr erinnern, wo ich letztes Mal gestanden hab. Jedenfalls sind Arthur und ich wie zwei Finger eines Handschuhs. Oder wenigstens wie der Daumen und der kleine Finger. Ich bin sein höchster General und alles; wenn ich also sage, du gehörst dazu, dann gehörst du dazu!«
    »Danke schön, gnädiges Fräulein!«, sagte Giac.
    »Lass den Quatsch!«, tadelte Susi ihn. »Nenn mich Susi!«
    »Wie Ihr befehlt, Lady Susi!«, antwortete Giac. »Oh, das Stockwerk unter uns ist besetzt!«
    Während ihrer Abfahrt auf der Kette hatten sie Stockwerk um leeres Stockwerk passiert, deren Schreibpulte verlassen dalagen, weil ihre Zauberer eingezogen worden waren, um unten gegen den Pfeifer zu kämpfen oder oben bei der Erstürmung der Unvergleichlichen Gärten zu helfen. Susi hatte schon gehofft, sie könnten Glück haben und das Stockwerk, auf dem sich die Pulte für die Steuerung der Aufzüge befanden, ebenfalls verlassen vorfinden. Doch jetzt passierten sie Stockwerke, deren Schreibpulte noch immer voll besetzt waren mit Tausenden von Zauberern, nur dass diese die blauen Regenschirme jetzt zusammengerollt neben sich stehen hatten, weil der Zehntausend-Jahre-Regen aufgehört hatte. Zum Glück waren alle in ihre Arbeit vertieft, und die paar, die sich flüchtig umblickten, fanden den Anblick eines vermeintlichen Schmieraffen und eines Zauberkundigen Zaungasts auf der vorbeiratternden Kette offenbar nicht von Interesse.
    »Hast du einen Plan, Lady Susi?«, fragte das Vermächtnis. »Bezüglich dessen, wie wir die Aufzüge aktivieren werden?«
    »Klar hab ich ’nen Plan!«, schnaubte Susi.
    »Gut!«, sagte das Vermächtnis.
    Schweigend fuhren sie noch einige Stockwerke nach unten, dann schob der Rabe den Kopf ein bisschen weiter aus Giacs Regenschirm heraus, sodass ein wachsames Auge zu Susi hochschaute.
    »Da wir in Kürze unser Ziel erreichen werden, würde es dir etwas ausmachen, uns an diesem Plan teilhaben zu lassen?«, fragte das Vermächtnis.
    »Ich denke nach!«, erwiderte Susi. Ohne Frage sah sie sehr nachdenklich aus, wie sie jedes vorüberziehende Stockwerk anstarrte und dabei kaum einmal blinzelte. »Vermächtnis, ich hab gesehen, wie Ihr Euch in einen Ball verwandelt habt – könnt Ihr Euch auch in was anderes verwandeln?«
    »In gewissen Grenzen kann ich meine äußere Gestalt durchaus verändern.«
    »Könntet Ihr Euch in ’ne Nachrichtenkapsel verwandeln?«, fragte Susi. »Welche Farbe haben die Regenschirme auf Stockwerk 6879?«
    »Grün«, antwortete Giac.
    »Und bei einer Beförderung auf die nächste Stufe?«
    »Blau«, sagte Giac verträumt. »Wunderschöne blaue Muster und Schattierungen. Wir kommen gleich an den blauen Stockwerken vorbei.«
    »Dann müsst Ihr ’ne blaue Kapsel werden«, erklärte Susi dem Vermächtnis. »Ich werde rauskommen und sagen, dass eine Massenbeförderung von einem ganzen Haufen Zauberer ansteht und ich gekommen bin, um die Büros für so einen großen Umzug zu überprüfen. Alle Augen werden auf mich gerichtet sein … und auf Euch, die Nachrichtenkapsel. Ich werde rumgehen und ausmessen und so weiter, und dann … und dann … werde ich Euch auf ein Schreibpult legen, Vermächtnis, und wenn sie gerade mal nicht zu Euch hinschauen, rutscht Ihr runter, macht Euch an dem Pult zu schaffen und öffnet einen Aufzug –«
    »Das ist kein besonders toller Plan«, unterbrach das Vermächtnis sie. »Das könnte selbst ich besser hinkriegen!«
    »Ich nicht«, sagte Giac. »Und was soll ich überhaupt machen?«
    »Du läufst hinter mir her«, erklärte Susi, »so wie die Zauberkundigen Zaungäste immer den Schmieraffen hinterherlaufen. Vielleicht machst du dann was, falls wir ’ne Ablenkung brauchen.«
    »Wir sind fast da«, sagte das Vermächtnis. »Und ich finde wirklich, das ist ein miserabler Plan …«
    »Noch drei Stockwerke!«, verkündete

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