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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Giac.
    »Hundsmiserabel!«, stieß das Vermächtnis hervor, flog aber dennoch auf Susis Hand und verwandelte sich in eine blaue Nachrichtenkapsel. Nur eine nähere Prüfung hätte offenbart, dass diese aus winzigen, wimmelnden blauen Druckbuchstaben bestand statt aus der üblichen polierten Bronze.
    »Zwei Stockwerke.«
    »Fertig machen zum Verlassen der Kette!«, sagte Susi. Sie nahm Giac bei der Hand, bereit, ihn mit sich zu ziehen, sollte er zaudern.
    Einen Fuß über dem nächsten Stockwerk trat sie von der Kette herunter. Giac folgte ihr, verhedderte sich aber mit seinem Regenschirm zwischen den Beinen und hätte Susi und sich fast umgeworfen. Sie stolperten nach vorn, und Susi schwenkte die blaue Nachrichtenkapsel wie eine Fahne über dem Kopf, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen.
    Sämtliche Zauberer in ihrer Nähe sahen von ihren Pulten auf und hefteten ihre Blicke auf die Kapsel. Einige fuhren mit dem beidhändigen Schreiben fort, doch die meisten hielten inne. Kurz darauf ging ein Raunen durchs Stockwerk, und Susi sah, wie sich eine Welle der Bewegung vom Kettenschacht durch die offenen Büros bis zur anderen Seite fortpflanzte, als alle Zauberer den Kopf herumdrehten, um das Pfeiferkind und die Kapsel in seiner Hand anzustarren.
    »Schmieraffe …«
    »Blaue Kapsel …«
    »Beförderung …«
    »Beförderung …«
    »Beförderung …«
    »Massenbeförderungsnachricht!«, rief Susi. »Ein Dutzend Zauberer steigen auf zu Blau – besondere Kriegszeitenregeln!
    In einer Viertelstunde kreuzen zwölf Kolonnen hier auf, aber vorher muss ich die betreffenden Büros ausmessen!«
    Sie hielt die blaue Kapsel hoch über ihren Kopf und schwenkte sie ein paarmal, dann schlenderte sie durch die nächstgelegenen Büros. Die Zauberer darin starrten sie an; vergessen waren die Spiegel, die sie eigentlich beobachten sollten, die Blätter, die der Beschreibung harrten, plötzlich Nebensache.
    Susi ging tiefer ins Stockwerk hinein und auf die nächste Aufzugsreihe zu. Sie konnte die eiserne Gittertür des ersten Fahrstuhls sehen, aber dahinter war nur Leere und nicht die übliche Holz-und-Glas-Tür eines Hausaufzugs.
    Als Susi und Giac an den vorderen Schreibpulten vorbeispazierten, veränderte sich das Gemurmel hinter ihnen. Das Tuscheln wurde lauter und klang irgendwie verärgert.
    »Ich nicht …«
    »Wo geht das Gör hin?«
    »Die können es ja wohl nicht sein …«
    Susi beschleunigte ihre Schritte ein wenig und hielt die Nachrichtenkapsel dichter ans Gesicht, sodass sie ihr zuflüstern konnte.
    »Ich hab vergessen zu fragen … Geht jedes Pult?«
    »Nur die nahe bei den Aufzügen«, antwortete das Vermächtnis ganz leise. »Sobald ich fertig bin, werden wir rennen müssen.«
    Susi wechselte die Richtung, was den Zauberern, die sich dadurch plötzlich vor ihr befanden, erwartungsvolle Ahs entlockte, und denjenigen, die dieses vermeintliche Privileg einbüßten, enttäuschtes Stöhnen.
    »Sie sind drauf und dran, Sachen nach den Auserwählten zu werfen«, murmelte Giac, der sich dicht hinter Susi hielt. »Und nach uns natürlich.«
    Susi gab ihm keine Antwort. Sie heftete den Blick auf ein Schreibpult unmittelbar vor dem nächstgelegenen Aufzug. Der Zauberer daran beobachtete sie, genau wie alle andern, aber sie fand, er sah eine Spur kleiner aus als seine Nachbarn, was bedeutete, dass er wahrscheinlich erst vor Kurzem auf die grünen Stockwerke befördert worden war. Ihn für eine weitere Beförderung auszusuchen würde vermutlich einen großen Tumult hervorrufen.
    Als sie näher kam, wurde es hinter ihr lauter, und so wie es sich anhörte, die Stimmung bedrohlich. Susi schenkte dem keine Beachtung und hielt vor dem Pult mit dem etwas kleineren Bürger an. Er sah zu ihr hoch und hob überrascht die Augenbrauen.
    »Ja?«
    »Ihr seid Mmmph Blschm?«, fragte Susi und drehte dabei den Kopf zur Seite, sodass der Zauberer aus dem Genuschel erst recht nicht schlau werden konnte; unterdessen legte sie die Nachrichtenkapsel auf das Pult.
    »Ich bin Zauberer Siebter Klasse Xagis«, sagte der Bürger.
    »Ausgezeichnet!«, sagte Susi. »Dann seid Ihr es und noch zwei Pulte in die Richtung und drei in die.«
    »Ich werde befördert?«, vergewisserte sich Xagis ungläubig. »Schon wieder?«
    »Jau«, bestätigte Susi. »Ihr seid – aua!«
    Ein Tintenfass prallte von ihrer Schulter ab. Susi duckte sich, um einem gefährlicheren Wurfgeschoss in Form eines Brieföffners auszuweichen, und lief auf die andere Seite des Schreibpults,

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