Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
geschlagen habt, der wo mich losbinden gewollt hat. Wo steckt Arthur?«
    »Mmm … nicht ganz … mmm … sicher«, sagte der Rabe, während er mit dem Schnabel an einem der Knoten zog. »Das wär’s – du kannst dich jetzt rauswinden!«
    Susi schlängelte sich aus den gelockerten Fesseln und sah nach Giac. Er war ohnmächtig, aber das schwache Lächeln lag immer noch auf seinem Gesicht und deutete darauf hin, dass er vielleicht von einer farbenfrohen Uniform träumte. Sie schaute auch hinüber zu Aranj, aber die Bürgerin hatte nicht einmal aufgeblickt; sie hockte nach wie vor zusammengekauert auf dem Boden und ließ nichts von der Außenwelt an sich heran.
    »Wie haut man überhaupt ’nen Bürger k. o.?«, wollte Susi wissen. »Ich hab’s selbst ein- oder zweimal probiert, aber sie einfach nur zu schlagen funktioniert nicht.«
    »Es geht nicht um die Gewalt des Schlages«, sprach der Rabe, »sondern um die Autorität, mit der er geführt wird.«
    »Hmmph«, meinte Susi. Sie ging hinüber zu dem Schachspiel und schaute Teil Sechs des Vermächtnisses über die Schulter an. »Und was hat Arthur vor?«
    »Nachdem er mich freigelassen und den Sechsten Schlüssel sichergestellt hatte, betrat Lord Arthur mit unbekanntem Ziel oder unbekannten Zielen die Unwahrscheinliche Treppe«, berichtete der Rabe. »Was bedeutet, dass es, bis er zurückkommt, an uns ist, seine Stellung hier zu festigen.«
    »Dann hat er also den Schlüssel bekommen!«, sagte Susi zufrieden. »Ich hab’s ihm ja gesagt, dass er ihn kriegen würde! Und wie stellen wir das an? Das mit dem Stellungfestigen, meine ich?«
    Während sie sprach, nahm sie die aus massivem Gold gearbeitete Dame aus Mittags Schachspiel und ließ sie in eine der Taschen ihres Werkzeuggürtels gleiten.
    »Wir müssen einen Aufzugsschacht ins Große Labyrinth öffnen«, erklärte der Rabe, »dann mit meinen anderen Teilen Verbindung aufnehmen und Truppen herbringen, die diesen Turm und den Eingang zu den Unvergleichlichen Gärten sichern.«
    »Na schön«, meinte Susi, »das kann nicht allzu schwierig sein. Wo gehen wir hin, um einen Aufzugsschacht zu öffnen?«
    »Die Zauberer, die damit beauftragt sind, die Aufzüge zu blockieren, halten sich auf den Ebenen 6860 bis 6879 auf. Wir brauchen uns nur Zugang zu einem beliebigen Schreibpult auf einer dieser Ebenen zu verschaffen.«
    »Was ist, wenn die noch voller Zauberer sind? Oder von der Bande des Pfeifers übernommen wurden?«
    »Die Streitkräfte des Pfeifers sind noch nicht über die unteren Ebenen hinaus vorgedrungen«, sagte der Rabe. »Jedenfalls nicht, als ich das letzte Mal nachgeschaut habe. Dort unten gibt’s immer noch sehr viele von Samstags geringeren Truppen.«
    »Also gut«, sagte Susi. Sie ging wieder zu Giac, setzte ihn auf und schlug ihm leicht auf die Wange. »Komm schon, Giac! Hoch mit dir!«
    »Was machst du da?«, protestierte der Rabe. »Du wirst ihn noch aufwecken!«
    »Ich weiß!«, erwiderte Susi. »Er könnte sich als nützlich erweisen, denn er ist jetzt auf unserer Seite. Nicht wahr, Giac?«
    Giac sah sie benommen an.
    »Ja«, murmelte er. »Ich glaube schon. Welche Seite war das noch mal? Hast du mir ein Schaubild gemalt?«
    »Später«, versprach Susi. »Also, wo gibt’s einen Aufzug? Oder die Große Kette? Führ uns, Giac!«

KAPITEL DREI

    Die Unwahrscheinliche Treppe wurde wirklich, und Arthur sprang auf die erste Stufe. In dem Moment, als er die fremde Welt hinter sich ließ, durchschnitten dort, wo er gerade noch gewesen war, Hunderte von Energiestrahlen die Luft, und einer davon traf ihn seitlich am Kopf. Auch Arthurs magisch umgewandelte Knochen und Fleisch konnten solch einem kraftvollen Angriff nicht standhalten. Es war, als hackte ihm jemand mit einem Eispickel ins Gehirn, ein brennend kalter Schlag, der ihm für einen Augenblick das Bewusstsein raubte. Er schwankte, verlor auf der Treppe fast das Gleichgewicht, ehe irgendein Urinstinkt, der mit keiner Intelligenz zu tun hatte, ihn zwang, die Stufen emporzutorkeln.
    Goldenes Blut strömte über seine Wange. Arthur wischte es fort und berührte dabei unabsichtlich die Wunde an seinem Kopf – ein klaffendes Loch an der Stelle, wo früher einmal sein Ohr gewesen war.
    Mein Ohr ist weg!, dachte Arthur und merkte, wie der Schock seinen ganzen Körper durchschüttelte. Ich werde sterben … aber ich darf nicht sterben …
    Er wankte noch ein paar Stufen nach oben, bis auch in seinen Augen goldenes Blut stand und eine entsetzliche Kälte sich

Weitere Kostenlose Bücher