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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Spiegelbild. »Ich habe eine Aufgabe zu erledigen. Es spielt keine Rolle, was aus mir geworden ist. Es spielt keine Rolle, wie ich aussehe.«
    Er öffnete die Tür und ging aus dem Zimmer.
    Ich hoffe, es ist niemand zu Hause, musste er denken . Ich hoffe, dass sie wohlbehalten irgendwo anders sind. Und ich hoffe, sie müssen mich nicht so sehen.
    Es war sehr ruhig in seinem Elternhaus. Mit leisen Schritten stieg Arthur die Treppe hinunter und hielt alle vier oder fünf Stufen inne, um zu horchen. Er hatte gelernt, vorsichtig zu sein. Gleichzeitig fragte er sich, was er tun sollte. Bleiben konnte er nicht – so viel stand fest. Er musste so schnell wie möglich wieder ins Haus zurückkehren. Aber zuvor würde es vielleicht erforderlich sein, die Zeit wieder anzuhalten. Oder zu versuchen in Ordnung zu bringen, was während seiner Abwesenheit passiert war.
    Auf dem Treppenabsatz kurz vor dem Wohnzimmer blieb Arthur stehen und holte tief und ungehindert Luft. Er fand es immer noch erstaunlich, dass er einen solchen Atemzug machen konnte, einen, der bis in die kleinsten Verästelungen seiner Lunge gelangte und den er anschließend ohne Keuchen wieder ausatmen konnte. Offenbar war sein Asthma, genau wie sein alter Körper und sogar sein altes Gesicht, für immer verschwunden.
    Nachdem er tief eingeatmet hatte, betrat Arthur das Wohnzimmer – und blieb stehen, als wäre er gegen eine Wand geprallt. Da war seine Mutter , die auf dem Sofa saß und ein medizinisches Fachblatt las, als ob sie nie verschwunden gewesen wäre, als ob die Welt draußen normal wäre, als ob all die Dinge, die Arthur, seiner Familie und der Stadt widerfahren waren, sich nie ereignet hätten!
    Arthur machte einen Schritt nach vorn, bereit, sich auf sie zu werfen und sie so fest an sich zu drücken, wie er konnte, um dieses Gefühl der Sicherheit wiederzuerlangen, das er in ihren Armen immer gespürt hatte.
    Doch dann zauderte er. Er hatte sich so sehr verändert, dass Emily ihn vielleicht nicht wiedererkennen würde. Womöglich erschrak sie gar angesichts dessen, was aus ihm geworden war.
    Beide Möglichkeiten waren zu schrecklich, um darüber nachzudenken. Arthurs Zaudern wandelte sich in eine schreckliche Angst, und er begann zurückzuweichen. In diesem Moment legte Emily die Zeitschrift nieder und drehte den Kopf, sodass sie ihn direkt ansah. Arthurs Blick begegnete ihrem, aber er sah weder Furcht noch Erkennen darin. Genau genommen blickte sie geradewegs durch ihn hindurch.
    »Mama«, sagte Arthur mit schwacher und unsicherer Stimme.
    Emily antwortete nicht. Sie gähnte, sah von Arthur weg, nahm die Zeitschrift wieder auf und blätterte zu einem anderen Artikel um.
    »Mama?« Arthur ging direkt auf sie zu und stellte sich hinter das Sofa. »Mama!«
    Emily zeigte keine Reaktion. Arthur streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu berühren, hielt dann aber inne. Er konnte ein seltsames elektrisches Prickeln in seinen Fingern spüren, und seine Knöchel vibrierten vom Schmerz der Zauberei. Langsam zog er die Hand zurück. Er wollte nicht versehentlich einen Zauber auslösen, der sie möglicherweise verletzte – oder sogar tötete. Stattdessen schob er die Hand vor, sodass sie einen Teil ihrer Zeitschrift abdeckte. Doch sie las einfach weiter, als ob seine Hand gar nicht da wäre.
    Arthur zog die Hand wieder fort. Der Artikel drehte sich um die Schlafseuche, sah er, und trug die Überschrift »Erste Analyse und Untersuchung von Somnovirus F/201/Z, ›Schlafseuche‹«, verfasst von Dr. Emily Penhaligon. Die Schlafseuche war die erste der Viruskrankheiten, die durch die Anwesenheit des Ersten Schlüssels und anderer Störungen aus dem Haus auf der Erde ausgelöst worden waren. Wenngleich die Seuche von dem Nachtfeger, den Arthur aus dem Unteren Haus mit zurückgebracht hatte, beseitigt worden war, hatten Mächte aus dem Haus andere Viren erzeugt, die nicht auf der Erde hätten sein sollen. Emily war eine herausragende Forscherin auf dem Gebiet der Medizin, aber selbst sie konnte den wahren Grund nicht erahnt haben, aus dem die neuen Viren plötzlich aufgetaucht waren.
    Arthur ging zu dem Sessel auf der anderen Seite und setzte sich. Er war so erleichtert gewesen, seine Mutter zu sehen, weil er geglaubt hatte, sie sei irgendwie wieder wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt. Jetzt war dieses Gefühl dahin. Er war sich nicht einmal sicher, dass es Emily war, die ihm gegenübersaß, oder dass das hier tatsächlich sein Zuhause war.
    »Ich sollte mich

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