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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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betrachtet …“ Sie straffte die Schultern. „Sei’s drum! Die Weissagung ist zur Gänze erfüllt. Ihr könnt euch also die Ruhe gönnen, die ihr euch wirklich verdient habt.“
    Nesrin s Augen verengten sich zu Schlitzen. „Was soll das heißen: Wenn man es übertrieben engstirnig betrachtet? Als du das heute früh im Palast gesagt hast, kam da ein echter Brüller hinterher. Und auch jetzt sehe ich dir an, dass du irgendwas zurückhältst.“
    „Lass es gut sein, Töchterchen!“
    Doch Nesrin war weit davon entfernt, irgendetwas gut sein zu lassen: „Nach all der Scheiße, die wir erlebt haben, haben wir sehr wohl das Recht, es übertrieben engstirnig zu betrachten . Also was ist jetzt? Was genau hast du in deiner Vision gesehen? Was soll überhaupt dieses geheimnisvolle Getue, so nach dem Motto: Ich sehe was, was ihr Dumpfbacken nicht seht, sag euch aber nicht alles!?“
    Noch immer war es für Kiana schockierend, wie dreist ihre Freundin mit Würdenträgern umging, aber die alte Frau maßregelte Nesrin nicht, sondern seufzte nur: „Meine Vision ist nichts für die Unschuld junger Ohren.“
    Nesrin verzog den Mund. „Einem Skorpionkrieger die Eingeweide raus zureißen ist auch kein Kindergeburtstag, und doch hat Baski es getan. Ki’s Falke war auch nicht zimperlich. Und von Amirs Vierklingendolch rede ich erst gar nicht. Wir haben längst die Phase mit der Unschuld junger Ohren überwunden. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich jemals in dieser Phase war. Wir vertragen die Wahrheit. Und wir verdienen die Wahrheit!“
    „Du warst schon immer ein vorlautes Mädchen und hast die Geduld deines armen Ziehvaters oft auf die Probe gestellt.“
    „Ich möchte auch die ganze Wahrheit erfahren“, musste Kiana ebenfalls drängen. „Bitte!“
    Amir warf ein: „Was mich wundert, ist dieses Ger ede der Leute im Palast, dass Kiana die großartige Geweissagte und Hoffnung aller sein soll. Wenn in Wirklichkeit Mustafas …“, er suchte nach Worten, „… Mustafas Plan das Schicksal war, das Kiana abwenden musste, warum sollte das ausgerechnet für den Palast die große Hoffnung sein? Was geht die Leute im Palast an, was Mustafa in der anderen Welt macht?“
    „ Ihr gebt wohl keine Ruhe, bis ihr alles aus mir herausgenötigt habt!“ Fatima strich sich eine weiße Haarsträhne aus der Stirn. „Na gut, wie ihr wollt! Ich habe die Einzelheiten meiner Vision dieses Mal für mich behalten und nur das unabdingbar Nötigste preisgegeben, weil ich es in der vorhergehenden Vision anders gehalten habe und das sehr böse ausgegangen ist.“ Ihre Augen schweiften zum Zeltdach, als würden sie durch die dicke Plane hindurchsehen können in eine andere Wirklichkeit.
    Ungeduldig fuchtelte Nesrin mit der rechten Hand . „Was soll das heißen: vorhergehende Vision?“
    Fatimas Blick kehrte vom Zeltdach - oder von wo auch immer - zurück und richtete sich g enervt auf Nesrin. „Beim haarlosen Steiß einer räudigen Küstenratte! Hetze mich nicht und schweig!“ Sie nahm einen bedächtigen Schluck Tee und machte eine bewusst lange Pause, wie es schein, bevor sie weiterredete: „Als wir nach dem Tod deines Vaters, Kiana, und dem Verschwinden deiner Mutter befürchteten, Damon könnte sich auch deiner bemächtigen wollen, versteckte ich dich bei deiner Tante und verschloss das Tor dorthin. Ich habe seitdem dieses Tor auch selbst nicht benutzt, um jede Spur zu dir zu vermeiden. Bis ich eineinhalb Jahrzehnte später im Bunten Basar in diesem Wirtszelt hier weilte und eine Vision hatte. Ich sah, wie du mit Shabnam, Abdullah und ihren Kindern ein paar Tage vor deiner Hochzeit im Dorf deines Bräutigams Yusuf ankamst. Und ich sah, wie Yusuf dich noch am selben Tag dort abpasste, als du am Brunnen der Rustami-Familie Wasser schöpfen wolltest.“
    Sie hielt inne, trank ihr Teeglas in vielen kleinen Schlucken leer, schien sich in ihren Erinn erungen zu verlieren, bis Kiana hervorstieß: „Und dann?“
    Nach einem tiefen Atemzug fuhr die Seherin fort: „Er zog dich in eine Scheune und fiel über dich her. Weil du ja sowieso in drei Tagen seine Frau sein wü rdest, machte das nichts, meinte er. Und deswegen hattest du ihm jetzt schon zu gehorchen und stillzuhalten, versicherte er dir, während er dich entjungferte. Noch bevor du unerfahrenes Mädchen deine Schockstarre überwinden konntest, war es auch schon vorüber.“ Die Runzeln ihrer Mundwinkel verzogen sich geringschätzig. „Was nicht gerade für seine Qualitäten als Ehemann

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