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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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darauf wurde die Tür geöffnet und leise Stimmen störten die nächtliche Stille, doch zu verstehen war nichts. Schließlich trat eine zierlichere Person ins Freie. Der Mann, der geklopft hatte, zündete sich eine Zigarette an und der Lichtschein erhellte kurz das Gesicht der Hinaustretenden. Eine Frau, vermutlich noch jung. Der Junge erinnerte sich. Er hatte sie schon gestern Nacht gesehen, als sie sich mit diesem Fremden getroffen hatte. Der, mit dem sie für einige Minuten in die Büsche verschwunden war. Der Mann hatte den Anschein erweckt, als ob er sich verfolgt fühlte. Immer wieder hatte er sich umgesehen, gehetzt gewirkt.
    Der Mann, der sie jetzt zum Fahrzeug führte, war jedoch ein anderer, ihn hatte der Junge noch nie gesehen. Für einen Moment hatte er den Eindruck, dass die Frau ihrem Begleiter nicht ganz freiwillig folgte. Hatte der Mann sie nicht gerade heftig gepackt? Oder hatte er sie doch nur galant zum Wagen begleitet, ihr seinen Arm als Stütze dargeboten?
    Als beide neben dem Wagen standen, wurde eine hintere Tür von innen geöffnet. Es befand sich also noch jemand im Auto. Die Frau und ihr Begleiter stiegen ein. Der Fahrer schloss hinter ihnen die Tür, begab sich zu seinem Platz, startete den Motor und der Horch verschwand in der Nacht. Dann war nur noch das leichte Plätschern des Regens zu hören.
    3
    Donnerstag, 25. März 1943
    W alter Munder parkte den Wagen vor seinem Haus und stieg aus. Der stellvertretende Kreisleiter der NSDAP in Herne griff nach seinem Koffer auf der Rückbank, verriegelte die Wagentür und lief federnden Schrittes auf den Eingang zu.
    »Ich bin wieder da!«, rief er, nachdem er die Haustür aufgestoßen hatte. Niemand antwortete.
    Irritiert betrat er den Salon. Auf einem der Polster hockte seine Frau und musterte ihn gleichgültig.
    »Warum antwortest du mir nicht?«, wollte er wissen und näherte sich dem Sessel, in dem es sich Charlotte Munder bequem gemacht hatte.
    »Ich habe nicht gehört, dass du eine Frage gestellt hast. Du hast lediglich kundgetan, dass du wieder da bist. Schön. Ich habe das zur Kenntnis genommen.« Sie saß mit angezogenen Beinen da und schaute zu ihrem Mann hoch.
    Der beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Verärgert runzelte er die Stirn. »Du hast wieder getrunken«, stellte er fest.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte sie zurück.
    »Du riechst nach Alkohol. Wir hatten doch vereinbart …«
    »Und du stinkst nach billigem Parfüm, welches nicht von mir ist«, giftete sie. »Wenn ich dich erinnern darf: Auch darüber gibt es eine Vereinbarung.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich war auf einer Dienstreise, wie du weißt. An diesen Tagungen nehmen nicht nur Männer teil, sondern auch Frauen. Ich habe den ganzen Vormittag neben einer dieser Damen gesessen und mir ziemlich langweilige Reden angehört. Und diese Dame teilt deinen extravaganten Geschmack nicht, sondern hatte zu viel von dem Zeug benutzt. Leider rieche ich immer noch danach. Das ist die ganze Erklärung. Zufrieden?«
    Charlotte Munder verzog das Gesicht.
    »Fang bloß nicht wieder an zu flennen«, blaffte er. »Erst saufen und dann die Selbstbeherrschung verlieren. Hat dir das deine Mutter beigebracht?«
    »Lass meine Mutter aus dem Spiel«, zischte Charlotte Munder. »Was bleibt mir denn schon?«, jammerte sie dann. »Du bist nur noch unterwegs, treibst dich mit irgendwelchen Flittchen herum und …« Sie schwieg erschrocken.
    Für einen kurzen Moment schien es, als ob Walter Munder die Hand gegen seine Frau erheben wollte. Doch stattdessen brüllte er: »Wie kannst du es wagen, mir Vorhaltungen zu machen? Was meinst du eigentlich, wer du bist? Wer bietet dir dieses Leben hier? Das Haus, deine Kleider und natürlich den Kognak, den du in dich hineinschüttest?«
    Als sie den Mund öffnete, hob er seine Stimme noch mehr. »Ja, ich weiß schon! Dein Vater könnte dir das auch bieten. Das wolltest du doch sagen, oder? Dann geh doch zurück zu deinem Vater, wenn du meinst, dass es dir da besser geht.«
    »Walter, bitte.«
    »Was, bitte?«
    »Lass uns nicht streiten, ja?«, flehte Charlotte Munder. »Du warst so lange fort. Und ich bin so allein gewesen.«
    Etwas besänftigt setzte sich Walter Munder in einen der anderen Polstersessel und griff seinerseits zur Kognakflasche, um sich ein Glas einzuschenken. »Es waren lediglich drei Tage«, meinte er. »Na gut. Vergeben und vergessen.«
    Charlotte Munder zog ein Tuch aus den Taschen ihres Hausmantels und trocknete ihre

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