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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Bereitschaft mit einer erheblichen Mietreduzierung versüßte, hatte Golsten zugesagt. Allerdings war ihm und seiner Familie eine gute Nachbarschaft wichtiger als das Sammeln von Informationen über die mit den Verhältnissen unzufriedenen Bergleute, daher konnte die Zechenleitung mit den abgelieferten Berichten eigentlich nicht zufrieden sein.
    Kinder hatten die Eheleute keine. Der Arzt, den sie konsultiert hatten, konnte keine medizinischen Gründe finden und meinte, alles läge schließlich in Gottes Hand. Peter Golsten, wie seine Frau nicht sehr religiös, hegte da so seine Zweifel. Aber mittlerweile, Golsten war Mitte vierzig und auch seine Frau Lisbeth hatte die dreißig lange hinter sich gelassen, hatten sie sich damit abgefunden.
    Es klopfte und unmittelbar darauf wurde die Tür geöffnet. Kriminalinspektor Heinz Schönberger, dessen Büro sich nebenan befand, betrat den Raum.
    »Morgen, Peter.«
    Peter Golsten sah von seinen Unterlagen hoch. »Morgen.«
    »Ich habe dir Arbeit mitgebracht.« Heinz Schönberger legte einen Aktendeckel ganz oben auf einen der Stapel.
    »O nein! Was ist es denn?«, stöhnte Peter Golsten.
    »Eine Vermisstensache. Eine Ostarbeiterin ist verschwunden.«
    »Was haben wir damit zu tun? Das ist entweder eine Sache der Fahndung oder der weiblichen Kripo.« Er schob die Akte zurück in Richtung Schönberger. »Nicht zuständig.«
    Der rundliche Mann verzog feixend das Gesicht. »Anweisung von oben. Die Polin war im Haushalt von Walter Munder beschäftigt.«
    »Der Walter Munder?«
    »Genau. Deshalb wünscht unser gemeinsamer Vorgesetzter, dass sich ein erfahrener Polizist um den Fall kümmert. Jemand wie du.«
    Peter Golsten stöhnte erneut. »Mir bleibt nichts erspart.«
    Sein Kollege lachte und ging zur Tür. »Sag das nicht zu laut.« Mit diesen Worten verließ er Golstens Büro.
    Peter Golsten schüttelte resignierend den Kopf. Dann hatte ihm wohl Saborski diesen Fall aufs Auge gedrückt. Wilfried Saborski, Kriminalrat in Bochum und SS-Sturmbannführer. Parteimitglied seit den frühen Zwanzigerjahren mit einer nur vierstelligen Mitgliedsnummer. Einer der alten Kämpfer, schon im Widerstand gegen die französische Besetzung des Ruhrgebiets aktiv. Erst SA, dann SS, dann Gestapo und nun Reichssicherheitshauptamt. Sein direkter Vorgesetzter. Peter Golsten kannte ihn seit zwei Jahrzehnten. Aber Freunde waren sie nie geworden, auch keine Kollegen. Nur Parteigenossen. Aber das waren ja viele in diesen Zeiten.
    Er griff zu der dünnen Akte und begann, sie zu lesen. Die vermisste Marta Slowacki war 1924 in Kulm im damaligen Polen geboren und zwei Jahre nach Kriegsbeginn als Dienstmädchen nach Deutschland verbracht worden. Den Unterlagen war nicht zu entnehmen, ob sie, bevor sie in Munders Haushalt kam, woanders gearbeitet hatte. Eines der üblichen Fotos der Meldebehörden war oben rechts angeheftet. Golsten sah eine junge Frau mit halblangen, schwarzen Haaren, die aus großen, dunklen Augen an der Kamera vorbei ins Nichts schaute. Über das Bild war ein großes P gestempelt. P für eine polnische Zwangsarbeiterin.
    Am 23. März dieses Jahres hatte Frau Munder Marta Slowacki zu einem Besorgungsgang geschickt, von dem sie nicht zurückgekehrt war. Walter Munder, stellvertretender Kreisleiter der NSDAP in Herne, hatte jedoch erst zwei Tage später eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet. Die Kollegen, um die politische Bedeutung des Parteibonzen wissend, hatten den Vorfall unverzüglich Saborski vorgelegt. Und nun war Peter Golsten mit dem Fall befasst. Kriminalrat Saborski hatte handschriftlich auf der Vermisstenmeldung vermerkt, dass Peter Golsten jeden seiner Schritte vorab mit ihm abzustimmen habe. Wieder seufzte Peter Golsten. Ein Routinefall, der ihm seine Zeit stahl. Natürlich wusste er, dass die Polin nach nationalsozialistischer Rechtsauffassung ein Kapitalverbrechen begangen hatte. Aber hatte er nichts Wichtigeres zu tun? Er überlegte einen Moment und griff dann zum Telefonhörer.
    »Vorzimmer Kriminalrat Saborski«, meldete sich Margot Schäfer sofort.
    Schäfer arbeitete schon seit Jahren für Saborski und war im Amt eine Legende. Alle ihre Vorgängerinnen waren nach nur wenigen Tagen entweder entlassen, auf einen anderen Arbeitsplatz versetzt worden oder hatten von sich aus das Handtuch geworfen. Im Amt machte deshalb das Gerücht die Runde, Saborski und sie hätten eine Beziehung, die über das rein Berufliche weit hinausging. Peter Golsten hielt das Gequatsche für

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