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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Möglichkeit, an den Täter heranzukommen. Andererseits: Warum hatte der Mörder dann nicht sofort angehalten und die Angelegenheit erledigt? Oder direkt in den Tagen danach? Nein, keine valide Option.
    Golsten hob eine Hand. »Nicht wichtig. Können Sie mir sonst noch etwas erzählen?«
    »Nein, das war eigentlich alles.«
    Golsten erhob sich. »Vielen Dank, Herr Echte.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Man tut ja schließlich nur seine Pflicht.«
    »Ja«, erwiderte Golsten gedehnt. »So ist es.«
    »Muss ich nicht noch etwas unterschreiben«, erkundigte sich Echte interessiert. »Ein Protokoll oder so etwas?«
    Diese Frage hatte sich Golsten auch gestellt und beantwortet. Er würde lediglich einen kurzen Bericht verfassen, aber kein offizielles Protokoll. Der Aufwand erschien ihm gemessen am Erkenntnisgewinn durch diese Aussage zu groß. Zwei Schüsse waren auf Munder abgegeben worden. Das wussten sie schon vorher. Und die Arbeit nur wegen eines eckigen, schwarzen Wagens?
    »Nein, nicht in Ihrem Fall.«
    »Dann … Ja … Heil Hitler.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Echte.«
    Echte war schon fast an der Tür angelangt, als er einen Zettel aus der Tasche zog. »Fast hätte ich das vergessen. Ich habe mir die Autonummer des Wagens notiert, nachdem er an mir vorbeigefahren ist. Könnte das wichtig sein?«
    Golsten sprang auf. »Sie haben eine Autonummer?«, rief er entgeistert. »Warum sagen Sie das nicht gleich?«
    »Ich hatte es vergessen. Und Sie haben mich nicht danach gefragt.«
    »Mensch, Herr Echte. Her damit.«
    Als Golsten einen Blick auf den Papierschnipsel warf, den Echte ihm reichte, erstarrte er. Er kannte diese Ziffernfolge. »Sie irren sich nicht? Es war, wie Sie eben selbst gesagt haben, doch dunkel.«
    »Das schon. Aber der Wagen ist direkt an meinem Haus vorbeigefahren. Und der Mond schien hell …«
    Echte ging nun endgültig und Golsten fixierte den Zettel mit der Nummer. IX für die Provinz Westfalen stand da, gefolgt von fünf Ziffern. Er kannte die letzten drei Ziffern der Autonummer. Sie waren ausschließlich dem inoffiziellen Fahrzeugpark des Bochumer Reichssicherheitshauptamts vorbehalten, im Gegensatz zu den offiziellen Wagen, deren Kennzeichen grundsätzlich mit der Buchstabenfolge Pol begannen.
    Der unbekannte Fahrer, der in der Nacht zur Stelle war, als Munder erschossen wurde, war also ein Polizist.
    Golsten griff zum Telefonhörer. Mit dem Leiter des Polizeifuhrparks in Bochum war er seit fast zwanzig Jahren befreundet. Sie tauschten einige Belanglosigkeiten aus, dann kam Golsten zur Sache: »Friedhelm, ich bitte dich um einen Gefallen.«
    »Ich höre.«
    »Zunächst Folgendes: Die Sache muss unter uns bleiben. Ich muss mich darauf verlassen können. Wenn du das nicht zusagen kannst, werde ich sofort auflegen.«
    »Wenn ich nicht gerade meine Schwiegermutter ermorden soll, geht das klar. Obwohl …« Er lachte.
    »In der Nacht zum Dienstag, also dem 20. April, war eines deiner Fahrzeuge unterwegs. Kannst du mir sagen, wer den Wagen benutzt hat?«
    »Das ist alles? Kein Problem. Hast du das Kennzeichen?«
    Golsten nannte es.
    »Einen Moment. Es dauert nicht lange.« Zwei Minuten später war sein Freund wieder am Apparat. »Es handelt sich um einen persönlichen Dienstwagen, der ständig einer Person zugeordnet ist.«
    »Und wem?«
    »Obersturmführer Wilhelm von Schmeding.«
    Golsten zermarterte sein Gedächtnis. »Kenne ich nicht.«
    »Eine Art persönlicher Adjutant von Saborski. Ein Mann für alle Fälle, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Golstens Gedanken schlugen Purzelbäume. »Vielen Dank. Du hast mir wirklich sehr geholfen.«
    »Keine Ursache. Warum brauchst du diese Information?«
    »Nein, das kann ich leider nicht sagen.«
    »Schade. Grüße Lisbeth von mir.«
    »Mach ich.«
    Golsten war wie benommen. Was hatte ein SS-Obersturmführer, der noch dazu Saborskis Kettenhund war, in der Nacht von Munders Tod vor dessen Haus zu suchen? Er rekapitulierte die Aussage Echtes. Der Zeuge wusste nicht, ob der Polizist noch in seinem Wagen gesessen hatte, als der erste Schuss gefallen war. Wenn ja, waren definitiv zwei Personen am Tatort gewesen. Der Attentäter und Saborskis Adjutant. Warum aber hatte Letzterer nicht versucht, den Attentäter zu stellen? Golstens Mund wurde trocken. Was, wenn es nicht nur einen, sondern zwei Schützen gegeben hatte? Oder gar nur der Polizist vor Munders Haus gestanden hatte? An diesem Punkt stockten seine Überlegungen. Kalter Schweiß trat ihm auf die

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