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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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dass mit dieser Waffe auf Munder geschossen wurde.«
    Natürlich war auch Golsten dieser Gedanke gleich gekommen. Die Bemerkung, die Erwin bei seiner Verhaftung gemacht hatte, war ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Und er würde diese Bemerkung auch in seinem Bericht erwähnen.
    »Vielleicht stimmt deine These. Aber das bedeutet doch nicht, dass Erwin Bertelt auch der Schütze war. Vielleicht hat er die Walther nur für einen Dritten aufbewahrt.«
    »Das glaube ich nicht. Du hast mir doch von den Jugendlichen erzählt, die laut Aussage einer Nachbarin tagelang vor dem Haus Munders herumgelungert haben.«
    »Ja.«
    »Ich war vorhin bei dieser Frau Nieper und habe ihr ein Foto von Erwin Bertelt gezeigt. Sie ist sich hundertprozentig sicher, dass der Junge zu der Gruppe Jugendlicher gehört.«
    »Seit wann mischt du dich in meine Fälle ein?«
    »Das Attentat auf Munder ist nicht dein Fall.«
    »Stimmt. Und nun glaubst du, dass die Jungs die Lage ausgekundschaftet haben.«
    »Genau.«
    »Das war aber mehr als drei Wochen vor dem Attentat auf Munder. Warum hat Bertelt so lange gewartet und nicht schon früher geschossen? Wenn er es denn überhaupt getan hat.«
    Schönberger kratzte sich am Kopf. »Gute Frage.«
    Golsten kam ein Gedanke. »Hat die Gestapo den Jungen immer noch in der Mangel?«
    »Ja. Er sitzt im Keller.«
    »Und?«
    »Bis jetzt hat er noch nichts gesagt.«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Sicher.«
    Dass Saborski ihn von dem Fall Munder abgezogen hatte, hing mit diesem Obersturmführer zusammen, der zumindest Zeuge des Attentats auf Munder gewesen sein musste. Davon war Golsten inzwischen überzeugt. Vielleicht hatte sogar Saborski selbst etwas mit dem Tod des stellvertretenden Kreisleiters zu tun.
    »Ich möchte mit dem Jungen reden, bevor ihn die Gestapo totgeschlagen hat. Du hast doch exzellente Kontakte zum Amt IV. Kannst du ein gutes Wort für mich einlegen? Der offizielle Dienstweg dauert zu lange. Bis ich da einen Bescheid bekommen habe, ist der Junge wer weiß wo oder tot.«
    »Ich denke, das ist nicht dein Fall?«, grinste Schönberger.
    »Ich will ihn nicht zum Attentat befragen. Mich interessiert eigentlich nur der tote Säugling. Ich glaube, es existiert eine Verbindung zwischen den Fällen.«
    »Welche?«, fragte Schönberger interessiert.
    Golsten hielt es für klüger, seinen Kollegen nicht an seinen Vermutungen teilhaben zu lassen. Vielleicht waren dessen Beziehungen zu Saborski doch enger, als Golsten bisher bekannt war. Deshalb wich er aus. »Ist nur so ein Gefühl. Also, bekommst du das hin, ohne es an die große Glocke zu hängen?«
    »Klar. Dann habe ich aber etwas bei dir gut.«
    »Danke.«
    Zwei Stunden später saß Golsten Erwin gegenüber. Der Junge hatte das durchlitten, was die Gestapo verharmlosend ›Verhör‹ nannte.
    Schönberger hatte dafür gesorgt, dass der Junge in eines der polizeilichen Vernehmungszimmer des Präsidiums gebracht worden war.
    Erwin konnte kaum sprechen. Seine Augen waren völlig zugeschwollen und farbig unterlaufen, die Lippen aufgeplatzt. Getrocknetes Blut klebte in den Mundwinkeln. Zwei Schneidezähne fehlten. Und die kleinen Finger standen in einem grotesken Winkel von den Händen ab. Ebenfalls dick geschwollen, hatten sie eine dunkelblaue, fast schwarze Farbe angenommen.
    Der Hauptkommissar holte tief Luft. »Ich will dir nichts vormachen. Wenn du Glück hast, landest du in einem Konzentrationslager. Wenn nicht …« Ihm versagte die Stimme. Hatte er gerade tatsächlich versucht, einem Siebzehnjährigen zu erklären, dass sein Leben in kurzer Zeit vorbei war? Er schluckte. »Also, was ich sagen will …«
    »Ich weiß schon«, flüsterte Erwin. Tränen liefen aus den zerschlagenen Augen.
    »Ich will damit sagen, dass ich für dich nichts mehr tun kann. Du weißt, dass deine Mutter und dein Großvater in Sippenhaft genommen worden sind?«
    Der Junge nickte.
    »Ihnen kann ich vielleicht helfen. Aber dazu musst du mit mir zusammenarbeiten.« Golsten war erstaunt, wie leicht ihm die Lüge über die Lippen ging. Er wusste, dass er nicht die geringste Chance hatte, Erwins Verwandte vor dem KZ zu bewahren. Er hatte auch gar nicht vor, sich für diese Leute einzusetzen. Eine gestohlene Wehrmachtspistole im Haus zu verstecken! Dann noch die Flugblätter. Kommunistische Sympathisanten! Mit jeder Intervention zugunsten Erwins Verwandter würde er sich selbst verdächtig machen und nicht nur sich, sondern auch seine Familie gefährden. »Du erinnerst dich

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