Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
Vom Netzwerk:
sich setzen, wurde aber nicht gefesselt.
    »Beginnen Sie mit der Durchsuchung im Wohnraum«, ordnete Golsten an. »Sie«, er zeigte auf einen der Uniformierten, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte, »bleiben bei den beiden hier in der Küche. Sie verhalten sich korrekt. Das ist ein Befehl.«
    Der Angesprochene schlug die Hacken zusammen.
    »Gut.« Dann sprach Golsten Erwin und seinen Großvater an. »Bitte bleiben Sie ruhig sitzen. Für den Fall eines Fluchtversuchs muss der Beamte dort von seiner Schusswaffe Gebrauch machen. Also, lassen Sie es nicht so weit kommen.« Mit diesen Worten folgte er Langer in den Wohnraum.
    Der Kriminalassistent suchte gerade eine Steckdose für den Volksempfänger, der auf der Anrichte stand, fand sie und nahm das Gerät in Betrieb. Es war genau fünf Uhr. Mit einem lauten Knacken erwachte das Radiogerät zum Leben. Die Senderliste wurde erleuchtet und die tiefen Paukentöne Ta-Ta-Ta-Taaa, das Kopfmotiv aus Beethovens fünfter Sinfonie, erklang.
    »Sieh mal einer an«, grinste Langer. »Die BBC. Da haben diese Leutchen anscheinend vergessen, die Frequenz wieder auf einen deutschen Sender einzustellen. Was für ein Pech.«
    »Germany calling«, plärrte es aus dem Lautsprecher. »BBC London.«
    Langer drehte den Apparat ab. »Dann wollen wir doch einmal sehen, was wir sonst noch finden.«
    Sorgfältig und systematisch durchsuchten die Beamten das Wohnzimmer, öffneten jede Schranktür und Schublade, nahmen Bilder aus den Rahmen, schaute unter den Teppich, klopften die Wände nach verborgenen Hohlräumen ab. Ohne jedes Ergebnis.
    »Nichts«, konstatierte Langer nach einer guten halben Stunde, sichtlich enttäuscht. »Der Raum ist sauber.«
    Golsten, der die Aktion im Türrahmen stehend wortlos verfolgt hatte, gab die Anweisung, die Familie von der Küche in die Wohnstube zu bringen. Als Ilse Bertelt an ihm vorbeiging, blieb sie für einen Moment vor ihm stehen und sah ihm direkt in die Augen. Verzweiflung las er in ihrem Blick, aber auch Wut und Abscheu. Golsten wandte sich ab.
    Die Durchsuchung der Küche, des Schlafzimmers der Eltern und auch des Raums, in dem sich Erwins Großvater eingerichtet hatte, blieb ebenfalls ergebnislos. Zuletzt nahmen sich die Polizisten das Zimmer Erwins vor.
    Der Junge bewohnte eine kleine Kammer direkt unter dem Dach neben dem Trockenboden. Sie war nur spärlich möbliert und erinnerte Golsten an die Zimmer, mit denen er sich während seiner Studienzeit in Berlin und der ersten Jahre bei der Kriminalpolizei begnügen musste. Ein Bett, ein klappriger Stuhl, ein kleiner Tisch, ein Sessel, dessen Polsterbezug kaum noch als solcher zu bezeichnen war, ein Schrank – das war es.
    Die Dielen knarrten, als Golsten und Langer den Raum betraten. Auch hier war nichts zu finden, was darauf hindeutete, dass Erwin als Edelweißpirat gegen das Regime arbeitete.
    »Fassen Sie bitte mit an?«, fragte Langer und zeigte auf das Bett.
    »Die Matratze haben wir doch schon angehoben«, wunderte sich Golsten.
    »Nicht die Matratze. Ich möchte das Bett wegschieben.«
    Gemeinsam schoben sie die Schlafstatt in die Mitte des Raumes. Langer trat zu den Dielen, die bisher vom Bett verdeckt worden waren, und nahm jede einzelne sorgfältig unter die Lupe.
    Plötzlich stutzte er, klopfte mit den Knöcheln seiner rechten Hand mehrmals auf den Boden und griff in seine Tasche. Er klappte ein Messer auf und schob die Klinge in den Spalt, kratzte etwas, drückte und Golsten sah, wie sich ein Brett so weit hob, dass Langer es mit den Fingern greifen konnte. Mit einem Ruck zog er es vollständig vom Boden hoch und darunter kam ein Hohlraum zum Vorschein, gut zwei Handlängen breit und sechs lang.
    Neugierig beugte sich Golsten über die Schultern seines Kollegen, um besser sehen zu können. »Was ist da drin?«, fragte er.
    »Das werden wir gleich wissen«, antwortete Langer und griff in den Hohlraum.
    Als Erstes hielt er einen kleinen Stapel maschinenbeschriebener Blätter in der Hand, etwa zwanzig Stück. »Sieh mal an.« Er reichte Golsten die Papiere.
    So braun wie Scheiße ist Herne. Wacht endlich auf , stand auf einem der Zettel. Und auf einem anderen: Macht endlich Schluss mit der braunen Horde! Wir kommen um in diesem Elend. Diese Welt ist nicht mehr unsere Welt. Wir müssen kämpfen für eine andere Welt, wir kommen um in diesem Elend. In diesem Stil ging es weiter.
    Golsten seufzte. Die Schlinge um Erwins Hals zog sich zu.
    Nun präsentierte Langer eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher