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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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seinem Freund auf die Schulter. »Mensch, Theo.«
    »Heinz, ich habe dir etwas zu erzählen.«
    »Na denn. Schieß los.«
    Theo Mönch berichtete Rosen das, was er zuvor schon Treppmann erzählt hatte. Er schloss mit den Worten: »Kannst du dem Jungen helfen?«
    Heinz Rosen schüttelte den Kopf. »Was ihr vorhabt, ist – entschuldige die drastische Ausdrucksweise, Theo – total naiv. Der Junge landet mit Sicherheit vor dem Volksgerichtshof. Selbst wenn er dem Galgen entgeht und ins KZ gesteckt wird, gibt es keine Möglichkeit, ihm zu helfen. Zum einen verfügen wir nicht über ein so gut funktionierendes Informationssystem, wie du scheinbar annimmst. Erst recht nicht in die Lager. Zum anderen aber, und das ist weitaus gravierender, habe ich absolut keine Verbindung mehr zu anderen Illegalen. Die, die meine Kontaktleute waren, sind entweder selbst auf der Flucht, verhaftet oder tot. Unsere Zelle wurde von der Gestapo völlig zerschlagen. So leid es mir tut, ich kann euch nicht helfen.«
    Mönch war sichtbar enttäuscht.
    »Aber möglicherweise gibt es ja einen anderen Weg.« Rosen dachte nach. »Eine kleine, sehr kleine Chance. Erwin muss seine Tat als einen dummen Streich ausgeben. Er hat nicht gewusst, was er tat. Etwas in der Gegend rumgeballert, das war alles. Dummerweise stand Munder im Weg. Und wenn es gelingt zu beweisen, dass es tatsächlich noch einen zweiten Schützen gegeben und dieser den tödlichen Schuss abgegeben hat, entgeht er so vielleicht dem Todesurteil.«
    »Die Gestapo wird ein solches Märchen niemals glauben«, warf Treppmann ein.
    Rosen nickte. »Wenn Erwin es erzählt, bestimmt nicht. Was ist aber, wenn ein Polizist solche Ermittlungsergebnisse präsentiert?«
    Treppmann verstand sofort. »Sie denken an meinen Schwiegersohn?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich werde mit ihm reden.«
    »Das sollten Sie nicht tun.«
    »Und warum nicht?«
    »Er wird Ihnen nicht glauben.«
    »Wieso nicht?«
    »Wie wollen Sie von Erwins Aussagen erfahren haben?«
    »Durch Theo natürlich.«
    »Was ist, wenn Sie sich in Ihrem Schwiegersohn irren und er doch mit den Nazis sympathisiert? Dann gefährden Sie Theo und seine Freunde.«
    »Das stimmt«, räumte Hermann Treppmann ein. »Dann hat es mir eben Erwin selbst erzählt.«
    »Klar. Ein Sechzehnjähriger schüttet ausgerechnet Ihnen sein Herz aus. Auch das ist keine glaubwürdige Erklärung. Nein, es gibt nur einen Weg. Ich muss mit Ihrem Schwiegersohn reden.«
    »Sie?« Treppmann war fassungslos.
    »Ja. Er weiß nicht, wie lange ich mich schon in Ihrem Stall verstecke. Ich könnte selbst noch mit Erwin gesprochen haben. Gestern. Oder vorgestern. Als Illegaler bin ich glaubwürdiger als Sie.« Rosen grinste schief. »Außerdem werde ich ohnehin gesucht. Und es wird so langsam Zeit, dass ich Sie wieder verlasse. Drei Wochen an einem Ort sind genug. Ich brauche Tapetenwechsel.«
    »Sie riskieren Ihr Leben«, stellte Treppmann fest.
    »Haben Sie das nicht auch getan?«
    »Aber du kennst den Jungen gar nicht«, protestierte Theo Mönch mit schwacher Stimme.
    Rosen lächelte und deutete auf Treppmann. »Und was ist mit ihm? Kannte er mich etwa?«
    42
    Donnerstag, 22. April 1943
    I ch habe es doch geahnt.« Heinz Schönberger stürmte in Golstens Büro und knallte ihm einen Aktendeckel auf den Schreibtisch. »Die Walther P38, die wir bei dem Bertelt gefunden haben.«
    »Was ist damit?«
    Schönberger griff zur Akte und zog eine stark vergrößerte Fotografie der Pistole hervor. »Sieh mal, hier oben auf dem Schlitten.«
    »Der Prägestempel des Wehrmachtsabnahmeamts. Ja und?«
    »Anhand der Nummer konnten wir ermitteln, wem die Walther ausgehändigt worden ist. Es handelt sich um die Dienstwaffe eines Feldwebels. Anfang März 1942 hatte der Soldat Fronturlaub. Als er hier in Herne ankam, fand er seine Frau im Bett mit einem anderen. Daraufhin hat er sich volllaufen lassen und ist erst viel später wieder auf einer Parkbank im Stadtgarten aufgewacht. Ohne seine Pistole. Natürlich hat er den Verlust gleich gemeldet. Er meinte, sich zu erinnern, von einem Jugendlichen beklaut worden zu sein. Das hat ihm allerdings niemand abgenommen. Seine Vorgesetzten haben unterstellt, dass er die Waffe, betrunken, wie er war, irgendwo verloren oder gar verkauft hatte, und ihn disziplinarisch bestraft. Er wurde zum Unteroffizier degradiert und ist im Herbst letzten Jahres in Stalingrad gefallen.«
    »Ja, und?«
    »In Herne geklaut. Klingelt es da bei dir?«
    »Nein. Sollte es?«
    »Ich glaube,

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