Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
Vom Netzwerk:
Luft und erzählte Rosens Geschichte. Golsten hörte, die Jacke immer noch in der Hand, erst mit Verwunderung, dann mit immer größerem Entsetzen zu. Irgendwann glitt ihm, ohne dass er es bemerkte, das Kleidungsstück aus der Hand. Als Treppmann geendet hatte, stand Golsten mit offenem Mund da, auf dem Boden vor sich die Jacke. Entgeistert ließ er seinen Blick von seinem Schwiegervater zu seiner Frau wandern, die zwischenzeitlich aus der Küche getreten war und an der Türzarge lehnte.
    »Und du? Wusstest du etwa …«
    Lisbeth nickte stumm.
    Golsten beugte sich nach unten und hob das Kleidungsstück vom Boden auf. Er drehte sich um, machte einige Schritte in Richtung seiner Frau, blieb stehen, wandte sich wieder seinem Schwiegervater zu, warf die Jacke zu Boden, öffnete den Mund wie zu einem Schrei, besann sich dann aber und sagte wütend: »Seid ihr beide eigentlich völlig verrückt geworden?! Wollt ihr uns alle an den Galgen bringen?« Er schüttelte den Kopf. »Wie lange geht das schon?«
    »Seit zwei Tagen«, log Treppmann.
    Golstens Gesichtszüge verrieten, wie sehr es in ihm arbeitete. Schließlich fasste er einen Entschluss. »Er ist jetzt im Stall?«
    Treppmann nickte.
    »Also gut. Ich werde meine Kollegen verständigen. Wir werden Folgendes sagen: Dieser Rosen ist bei uns ohne unser Wissen in den Stall eingebrochen, wir haben ihn zufällig entdeckt und sofort die Polizei verständigt.«
    »Peter«, bat Lisbeth. »Bitte.«
    »Was bitte?«, blaffte der Hauptkommissar seine Frau an. »Ich versuche, unseren Kopf zu retten, ihr, ihr … Ihr Idioten! Wie kann man nur so dämlich sein! Dein Vater, dieser Idealist. Doch du? Wie konntest du dich nur an diesem Schwachsinn beteiligen?«
    »Ich habe befürchtet, dass du so reagierst«, erwiderte Treppmann statt seiner Tochter, deren Augen sich mit Tränen füllten. »Befürchtet, aber etwas anderes gehofft. Du machst mir Angst, Peter.«
    »Ach nein! Ich mache dir Angst? Was meinst du, wie es mir mit euch geht? Wer hat denn eigentlich Grund, Angst zu haben? Was?« Golstens Tonfall wurde immer schriller.
    »Du willst Rosen also ans Messer liefern. Was aber ist, wenn er sich nicht an deine erfundene Geschichte hält und erzählt, wie es wirklich gewesen ist? Wie man hört, haben deine Kollegen von der Gestapo Mittel und Wege, Dinge aus einem Gefangenen herauszupressen, von dem der Betroffene nicht einmal ahnte, dass er sie wusste. Unter der Folter geben fast alle fast alles preis, heißt es. Und dann, mein Herr Schwiegersohn? Was dann?«
    »Wem wird die Gestapo wohl glauben?«, schnauzte Golsten zurück. »Einem flüchtigen Kommunisten und Juden? Oder mir, einem – wie du es ja immer wieder so polemisch formulierst – Kollegen?«
    »Sie werden Rosen glauben. Weil ich, solltest du ihn ausliefern, seine Aussage bestätigen werde.«
    Golsten wich zurück und schüttelte den Kopf. »Du musst wirklich verrückt sein.«
    Lisbeth fasste sich ein Herz. »Und ich werde Vater unterstützen und ebenfalls die Wahrheit sagen«, sagte sie mit trauriger, aber fester Stimme. »Du darfst Heinz Rosen nicht der Gestapo übergeben«, flehte sie ihren Mann an.
    Golsten zitterte. »Ihr habt uns eben zum Tode verurteilt. Ist euch das eigentlich klar?«
    »Nur, wenn du deine Drohung wahr machst.« Treppmann griff seinen Schwiegersohn mit beiden Händen bei den Schultern. »Peter, Rosen wird noch heute Abend den Stall verlassen und verschwinden«, sagte er eindringlich. »Dann ist die Gefahr vorbei. Aber vorher will er noch mit dir reden.«
    »Die Gefahr vorbei? Wenn er aufgegriffen wird …« Er vollendete den Satz nicht. »Du hast doch gerade selbst davon gesprochen, dass die Gestapo bei ihren Verhörmethoden nicht die geringsten Skrupel hat.«
    »Rosen wird nicht reden.«
    Golsten lachte bitter. »Jetzt drehst du dich mit deiner Argumentation aber wirklich im Kreis. Erst drohst du mir, dass Rosen unter der Folter alles gestehen wird, und nun behauptest du das genaue Gegenteil.« Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn du darüber nachdenkst, wirst du zu dem Schluss kommen, dass es keine Alternative zu meinem Vorschlag gibt. Lieferst du ihn aus, werde ich nicht schweigen. Natürlich könnte Rosen auch bis zum Ende des Krieges und dem dann unvermeidlichen Sturz dieses Mörderregimes bei uns im Stall bleiben. Ah, ich sehe dir an, dass du das nicht möchtest.«
    »Nein, das möchte ich in der Tat nicht«, keuchte Golsten.
    »Also bleibt nur meine Lösung. Und die Hoffnung, dass Rosens Flucht

Weitere Kostenlose Bücher