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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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sich umgezogen und Lisbeth die Lüge aufgetischt, dass er sich mit Fritz Markwart treffen wolle und es spät werden könne. Sie hatte ihn erstaunt angesehen und gefragt, woher er die Nerven habe, sich angesichts der Gefahr, in der sie schwebten, mit einem Freund zu amüsieren.
    Was hätte er darauf antworten sollen? Dass er sich in die Arbeit stürzte, um die Angst zu vergessen? Er sagte nichts, sondern schwieg.
    Kurz darauf hatte er sich dann auf sein Rad geschwungen und war in die Herner Innenstadt gefahren.
    Golsten radelte durch die Schäferstraße und musterte unauffällig die Häuser und Gärten. Die Villa der Munders lag still in der Dämmerung. Alle Rollläden waren geschlossen, kein Lichtstrahl drang nach außen. Zwar stand Munders Wanderer vor der Tür, aber Charlotte Munder war augenscheinlich nicht zu Hause.
    Der Kommissar wartete, bis die Sonne vollständig untergegangen war. Schließlich fuhr er Richtung Stadtpark und kettete sein Fahrrad an einen der Laternenpfähle. Dank der Verdunklungsvorschriften war die Gefahr einer Entdeckung gemindert – man erkannte kaum die Hand vor Augen.
    Er schlich in den Garten der Offizierswitwe. Nach einigen Metern hatte er den Jägerzaun erreicht, der Anna von Burwitz’ Grundstück von dem der Munders trennte. Er kletterte darüber und lauschte. Nichts. Vor ihm lag wie ein großer Schatten die Villa.
    Kies knirschte leise unter seinen Füßen, als sich Golsten dem Haus näherte. Er betrat die Terrasse und bewegte sich vorsichtig zu den hinteren Fenstern. Auch hier vernahm er nicht das geringste Geräusch.
    Golstens Puls begann heftiger zu schlagen, als er die Treppenstufen hinunterging, die zum Kellereingang führten. Unten angekommen, griff er zu seiner Taschenlampe und knipste sie an. Obwohl er den ohnehin nicht sehr starken Lichtstrahl sicherheitshalber mit der linken Hand abdeckte, war ihm, als leuchte ein Scheinwerfer auf. Zügig untersuchte er die Kellertür. Zwei Schlösser, nicht nur eins. Das untere war ein normales Buntbartschloss, für das er hoffentlich den Schlüssel in der Tasche trug. Das obere jedoch war eines dieser kleinen Sicherheitsschlösser, die häufig als zusätzlicher Schutz eingebaut wurden. Und für dieses Schloss hatte er natürlich keinen Schlüssel.
    Golsten entschied sich für einen Versuch. Bemüht, kein unnötiges Geräusch zu verursachen, schob er den Schlüssel in das untere Schloss und drehte ihn langsam. Nach der zweiten Umdrehung knackte es vernehmlich. Gleichzeitig öffnete sich die Tür. Er hatte Glück. Das obere Schloss war nicht verriegelt. Der Weg ins Innere des Hauses war frei.
    Langsam schob Golsten die Tür auf und ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über das Türblatt wandern. Da steckte tatsächlich ein Schlüssel im oberen Schloss.
    Der Kommissar schob seinen Oberkörper ein Stück in das Dunkel vor ihm. Im Keller war es kühl und feucht. Golsten betrat nun endgültig das Haus, drückte sanft die Tür hinter sich zu und horchte. Er hörte immer noch nichts.
    Einen Moment lag erwog er, die Kellerbeleuchtung anzuknipsen, entschied sich dann aber doch dagegen. Es war nicht auszuschließen, dass trotz der Verdunklung Licht nach außen fiel. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    Im Schein der Lampe sah er einen weiß gekalkten Flur, dessen Putz an einigen Stellen bröselte. Türen waren zu sehen. Rechts zwei, links drei. Golsten löschte die Lampe und öffnete die erste Tür rechts von ihm. Sie knarrte leicht, als sie aufschwang. Schemenhaft konnte er an der gegenüberliegenden Wand ein Fenster entdecken, welches anscheinend nicht verdunkelt war. Auch wenn dieses Fenster lediglich in den Garten führte, bestand doch die Gefahr der Entdeckung. Deshalb deckte Golsten die Taschenlampe fast vollständig mit der Hand ab, bevor er sie wieder einschaltete. Dieser Raum war so gut wie leer. Zwei Fahrräder lehnten an einer Wand, unter die Decke waren Schnüre gespannt. Der Trockenkeller.
    Im nächsten Raum lagerten Munders ihre Lebensmittel- und vor allem Weinvorräte. Hunderte von Flaschen mussten es sein, die da in den Regalen gestapelt waren. Auch an Obst- und Gemüsekonserven bestand kein Mangel. Hunger war für diesen Haushalt ein Fremdwort.
    Golsten setzte seine Untersuchung mit den Räumen auf der linken Flurseite fort. Hier musste er besonders vorsichtig sein, da sich die Fenster zur Straßenseite öffneten. Der erste Keller schien als Werkstatt zu dienen. Zumindest deuteten die Werkzeuge, die an den Wänden hingen,

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