Goldfieber
und eine Klamotte, die ich ganz und gar nicht kleidsam fand. »Eine Uniform?«, quengelte ich.
»Mehr gab es nicht.« Mr. Rammler war eindeutig amüsiert. Zweifellos hatte er für eine kurzfristige Verknappung an Zivilkleidung gesorgt.
»Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, dass ich zur Truppe gehöre, nur weil ich diese Kutte trage. Wenn ich mich das nächste Mal verpflichte, dann fange ich meine Karriere als General an.«
»Und Sie werden es sicher im Handumdrehen bis zum untersten Dienstgrad schaffen. Hören Sie zu, Garrett, Der RUF würde Sie nicht einmal aufnehmen, wenn Sie dafür strammstehen und die Hand heben würden. Sie schleppen einen ganzen Haufen unbeantworteter Fragen mit sich herum, und keiner hat Lust, sich die Mühe zu machen, auch nur eine einzige Antwort zu suchen.«
Noch vor einigen Tagen hatte jeder im Menschen-Rechts-Aktivisten-Lager versucht, mich für den vollen Albtraum zu verpflichten. Als ich noch einen nicht-menschlichen Sozius und Freunde von höchst zweifelhaftem ethnischem Geblüt mein Eigen nannte. Anscheinend hatte ich aufgehört, der ideale Rekrut zu sein, als ich mal kurz zur falschen Seite gelinst hatte.
Vielleicht wollte mich ja der Schwarze Drache Valsung noch. Oder die Bruderschaft Des Wolfs. Wir könnten doch die Vergangenheit ruhen lassen, oder nicht?
Während ich mich ankleidete, hatte ich schwer an der Erkenntnis zu knabbern, dass meine Bedeutung offenbar auf allen Ebenen drastisch sank. Sie alle wollten, dass ich irgendwo irgendwelche Hornissennester ausräucherte, aber keiner wollte, dass ich mich in ihre eigenen Pläne einmischte. Ich war ein Ball, der willkürlich von zahllosen Wänden zurückprallte. Nur mehr das, was Morpheus einen Betrüger oder einen verwirrenden Faktor nannte. Eine Pferdebremse, die allen auf die Nerven ging.
»Kein schlechtes Stöffchen«, sagte ich und warf einen Blick über die Schulter. »Der Stil ist zwar ein bisschen zu militärisch für meinen Geschmack, aber ich sehe beinahe schmissig aus.«
»Die Damenwelt wird in Ohnmacht fallen.« Mr. Rammler kämpfte mit einem Lächeln.
»Haben Sie Glanz Großmond eigentlich jemals gesehen?«, fragte ich ihn.
»Was?« Mein plötzlicher Themenwechsel verwirrte ihn. »Nein, und ich kenne auch niemanden, der ihn gesehen hätte. Warum?«
»Ich überlege einfach so. Ich hatte einen Partner, der Glanz Großmond praktisch verehrt hat. Wegen seiner respektlosen Art.« Wobei ich mir kaum vorstellen konnte, wie jemand konservativer sein konnte als ein Loghyr, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Und für solche Leute bedeuteten Revolutionen oder Veränderungen nie etwas Gutes.
»Es gingen viele derartige Gerüchte um. Aber man hört nicht mehr viel davon. Sollen wir den Zirkus eröffnen? Je eher wir die Sache in den Griff bekommen, desto eher kann ich wieder nach Hause.«
»Ich bin fertig.« Erneut betrachtete ich mich, wenig erfreut. Ich sah aus wie einer der Jungs. Hoffentlich brachte das mich und auch sonst niemanden durcheinander.
Tama Montezuma war im Flur und plauderte mit jemandem. als wir die Bibliothek verließen. Der Kerl sah uns finster an. Mr. Rammler erwiderte den Blick ebenso finster. Ich achtete nicht auf den Burschen, weil Tama die Glut anfachte und sich vollkommen in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit, ach, was sage ich! meines Seins schob. »Garrett? Nun sehen Sie sich an! Warum hat man jemals zugelassen, dass Sie diese Uniform ausziehen?« Der Kerl, mit dem sie geplaudert hatte, drückte sich an Mr. Rammler vorbei. Er war sichtlich unglücklich darüber, dass jemand anderer Miss Montezumas Aufmerksamkeit erregte. Männer sind so. Wir können nun mal nicht anders.
Tainas Augen schienen doppelt so groß zu sein wie normal. Was für eine Nummer! Jede Frau, über die ich stolperte, schien vorzuhaben, mein Gehirn zu braten.
»Garrett!«, sagte Mr. Rammler streng.
»Eh, ja.« Er war Adolphs rechte Hand. »Entschuldigen Sie, Miss Montezuma, Tama. Ich muss los. Da wartet Arbeit auf mich.«
Sie lächelte, sowohl viel versprechend als auch gefährlich, und schritt den Flur entlang.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wieso Tinnie fand, dass Tama knochig war. »Junge, Junge!«, sagte ich.
Mr. Rammler stieß ins selbe Horn. »Jo. Und was sollte das jetzt?«
Wenn Tinnie bei mir war, schien er eigentlich ein ganz normaler, warmblütiger karentinischer Jüngling zu sein. »Was?«
»Diese Frau holt nicht mal Luft, wenn sie dafür keine Essensmarke bekommt. Und sie ist mit Ihnen gerade
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