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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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unbemerkt untergehen. Verdammt, sie würde die Toten zum Leben erwecken. Ich überlegte kurz, ob ich sie nicht in eine Decke wickeln sollte, damit wir nicht von einer testosterongesteuerten Meute Männchen durch die Straßen gehetzt wurden.
    Der Abend würde mir mächtig zusetzen. Alyx würde Belinda mit Sicherheit angiften. Nicks auch. Und Tinnie würde sich wahrscheinlich zum Killer entwickeln. Belinda würde eine schwarzrote Rose in einem Garten voller strahlend weißer, gelber und roter Rosen sein.
    »Wenn ich reden würde, dann würde dieser kleine Scheißer Dinge sagen, um Punkte für mich zu sammeln, und nicht alle gegen mich aufbringen.«
    Belinda lachte. »Was hast du?«, fragte sie mich dann.
    »Du hast mich erschreckt. Du lachst nicht sehr oft. Aber das solltest du tun.«
    »Das kann ich nicht. Ich wünschte selbst, ich wäre anders.«
    Eine Erinnerung überkam mich, und ich schüttelte mich. Ich erinnerte mich daran, dass ihr Vater einmal erklärt hatte, dass er nicht wirklich ein böser Junge sein wollte, aber dass er in einer Lage steckte, wo seine Alternative darin bestand, entweder der ekligste böse Junge zu sein oder als Fettfleck unter dem Stiefel eines Emporkömmlings zu enden. Die Unterwelt hält sich strikt an die Regel der Natur, dass nur der Stärkste überlebt.
    Die Kontamins überleben.
    Ich machte die Tür auf. Belinda schob sich an mir vorbei und murmelte Zwei-Zehe etwas zu.
    Dean kam aus der Küche. »Haben Sie an Ihren Schlüssel gedacht, Mr. Garrett?«
    »Ja. Und die Tür ist besser nicht zugekettet, wenn ich zurückkomme. Verstanden?«
    Er hatte mich dazu gebracht, ein teures Schloss zu installieren, vermutlich, damit er mir nicht helfen musste, wenn ich spät nach Hause kam. Aber vielleicht wollte er mich auch einfach nur aufregen.
    Normalerweise sind es Katzen. Er adoptiert ständig irgendwelche Streuner, und zwar ganz offensichtlich deshalb, weil ich sie nicht hier haben will. Ich ziehe schon genug zweibeinige Streuner an.
    »Absolut garantiert, Mr. Garrett.«
    Ich sah ihn schief an. Sein Ton gefiel mir nicht. »Danke, Dean.«
    Ich schloss die Tür. »Mit ihm zusammenzuleben ist wie eine Ehe ohne Sondervergütungen.« Ich winkte Mrs. Cardonlos zu, die schon wieder vor ihrer Pension herumlungerte und neugierig zusah. Ob sie eigentlich wusste, wonach sie suchte? Und was wohl aus Mr. Cardonlos geworden war? Ich hatte so den Verdacht, dass er putzmunter war und irgendwo weit weg glücklich lebte.
    Dann fiel der Blick ihres einen Auges auf Belinda. Das und seine Schwester wären wohl beide gern aus ihren Höhlen getreten. Ich erwartete einen Moment, dass ihr Kinn gleich auf ihrem Knie aufschlagen würde.
    Jetzt hatte sie endlich was Deftiges, das sie rumerzählen konnte. Zum Beispiel: Was finden die Frauen nur an dem Kerl?
    Zwei-Zehe hatte die Kutsche der Kontamins um die Ecke an der Zauberzeile geparkt. Während wir hinter ihm hergingen, fiel mir auf, dass er sich seinen Spitznamen offenbar auf die harte Tour verdient hatte. Er hatte einen merkwürdigen, gebeugten Humpelschritt.
    Ich warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und verwöhnte dann Belinda mit meinem Augenbrauen-Trick. Sie entspannte sich und verstand. »Alte Familien-Verpflichtung.« Sie gab ein Geräusch von sich, das ich für ein Kichern gehalten hätte, wenn es von einer anderen jungen Lady gekommen wäre. »Weißt du was? Er hat einen Zwillingsbruder. Nase-Weg-Harker. Die Harker-Jungs hatten wirklich nicht viel Glück bei der Armee.«
    Ich antwortete automatisch wie jeder Bursche, der es aus dem Krieg nach Hause geschafft hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Soldaten. »Sicher hatten sie Glück. Sie leben noch.«
    Wenn man die Männer auf den Straßen genauer musterte, vor allem die aus den Rechts-Gruppen-Freikorps, dann sieht man bei fast jedem irgendeine körperliche Erinnerung. Und unter den äußeren Wunden tragen sie noch immer eiternde Wunden an Verstand und Seele. Und die beeinträchtigen unsere Machthaber genauso wie den Gemeinsten unter uns.
    Allerdings wird man auf den Straßen keinen Herzog oder Sturmwächter finden, der in einer schmierigen Gasse kauert und versucht, seine Erinnerungen mit Wein oder Kraut zu vertreiben. Doch auf dem Hügel oder draußen auf den Landsitzen haben die vornehmen Familien verschlossene Türen, hinter denen sie ihre eigenen Verluste verbergen. Wie zum Beispiel Todd Weider.
    Man hört davon nicht in Geschichten oder Sagen. Sie bejubeln den Ruhm und vergessen das Entsetzen und

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