Goldfieber
erzähl mir alles, Alyx. Selbst wenn es nicht wichtig erscheint.«
»Gut. Es geht um den RUF.«
Ich seufzte.
Klar, worum sonst?
Ich wusste jetzt schon, dass mir diese Geschichte bestimmt kein bisschen gefallen würde.
4. Kapitel
»Was haben sie vor?«, erkundigte ich mich. »Lassen sie die Muskeln spielen? Oder geht es um Erpressung?«
»Tinnie sagt, du würdest es Schutzgeld nennen.«
Ich warf der hauptberuflichen Rothaarigen einen Seitenblick zu. Sie war während der letzten Minuten auffällig schweigsam gewesen. Im Moment spielte sie offenbar nicht ihre Lieblingsrolle. »Sie haben es auch bei meinem Onkel versucht.« Sie grinste gemein.
Ich habe einmal für Willard Tate gearbeitet. Er war ein zäher alter Bussard mit einer ganzen Herde von Verwandten, die alle spurten, wenn er pfiff. Er würde sich nicht bedrohen lassen. »Hat er sie unverrichteter Dinge in die Wüste geschickt?«
Tinnie lächelte. »Du kennst ja Onkel Willard. Natürlich. Und er hat sie auch davor gewarnt, zurückzukommen.«
»Das war vielleicht nicht übermäßig clever. Einige dieser Menschen-Rechts-Banden sind ziemlich mies. Alyx. Nein, die Frage richtet sich an euch beide. War es Der RUF selbst?«
Der RUF, wie in »Ruf zu den Waffen«, ist Adolph Sankt Nordens Organisation, und sie ist die größte, lauteste, am besten finanzierte und politisch energischste von allen Kriegsveteranengruppen. Dem RUF gehören eine Menge wohlhabender, mächtiger Männer an, die sehr unglücklich über die Richtung sind, in die sich Karenta entwickelt. So weit ich weiß, finanziert sich Der RUF ausschließlich aus Spenden. Aber er könnte seinen Einfluss ausweiten, wenn noch gewalttätigere, radikalere Gruppen weitere Rekruten anziehen sollten.
Sankt Norden hat ein gewaltiges Ego und eine persönliche Agenda, über die niemals etwas Genaueres bekannt geworden ist.
»Ja. Nein. Ich weiß nicht«, erklärte Alyx. »Sie haben mit Ty geredet. Er behauptete, er würde einige von ihnen kennen. Und sie haben ihm zu verstehen gegeben, dass Dad fünf Prozent seines Umsatzes ihrer Sache spenden müsse. Außerdem sollten wir allen Arbeiter kündigen, die keine Menschen sind.«
Ty ist Alyx' Bruder. Einer von dreien, und sie sind alle älter als sie. Zwei haben es nicht unversehrt aus dem Cantard zurückgeschafft – und einer von ihnen gar nicht. Ich mag Ty Weider nicht, auch wenn ich keinen konkreten Grund dafür angeben könnte. Vielleicht liegt es ja nur an seiner gnadenlosen Verbitterung. Obwohl er Grund dafür hat, verbittert zu sein. Er hat ein Bein für Karenta gelassen. Das Königreich hat ihm dafür nicht gedankt.
Ty ist kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil. Auf den Straßen wimmelt es von ihnen. Aber er gehört zu einer wohlhabenden und einflussreichen Familie. »Warum sollten sie es bei Ty versuchen statt bei deinem Vater?«
»Daddy kümmert sich kaum noch um das Geschäft. Mamas Krankheit wird immer schlimmer, und er pflegt sie. Er geht bloß noch jeden zweiten Tag in die Brauerei und bleibt dann auch nur kurz und spricht nur mit Leuten, die er schon lange kennt.«
»Also wird Ty früher oder später in die Öffentlichkeit treten.« Ich warf dem Toten Mann einen Seitenblick zu. Schürfte er gerade nach der unterschwelligen Bedeutung dieser Worte? Aber er ließ sich nichts anmerken. Das heißt, Alyx war so ehrlich, wie sie sein konnte.
»Ja. Aber Mr. Heldermach und Mr. Klees haben immer noch die Leitung.«
»Selbstverständlich.« Schließlich ist Ty kein Braumeister und auch kein guter Direktor. Weil niemand in der Brauerei ihn mag. Und Heldermach und Klees sind mehr als nur Weiders Angestellte. Sie sind beinahe Junior-Partner. Ihre Investition in diese Brauerei besteht aus ihrer Fähigkeit und ihrem Wissen. Beide haben ihre eigenen Brauereien geleitet, bevor sie mit Weider fusionierten.
Das Weider-Imperium ist nicht nur eine große, neue Brauerei in der Geschäftsstadt, es ist eine Kombination aus verschiedenen kleinen Brauereien, die über die ganze Stadt verteilt sind. Die meisten kämpften ums Überleben, als Weider sie übernahm. Er rottete die Unfähigkeit und die schlechte Bierbraupolitik aus, die sie daran hinderten zu gedeihen.
Nur die besten Brauer und die besten Rezepturen überlebten.
»Mr. Heldermach und Mr. Klees waren auch dabei, als Der RUF mit Ty geredet hat.«
»Ach wirklich?« Ich sah wieder zum Toten Mann hinüber. Er widersprach Alyx nicht.
Überraschung! Als sie Ty ins Spiel gebracht hatte, stellte ich sofort
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