Goldfieber
über den Schädel gezogen?
Gilbey stürmte durch die Tür. Er hatte Todd Weider im Schlepptau. Tinnie war einige Schritte hinter ihnen. »Ich habe ihn jetzt unter Kontrolle, Max«, versicherte Gilbey. »Ich bringe ihn hoch. Luke bleibt bei ihm.«
Irgendwas war merkwürdig … »Wann hat er sich umgezogen?«, wollte ich wissen.
Alle starrten mich an. »Vor einer kleinen Weile trug er noch andere Kleidung.«
Einen Augenblick hob Todd den Kopf und sah mich an. Das hatte er noch nie zuvor getan. Doch der Blick war so flüchtig, dass ich nicht sicher war, ob er es wirklich gewollt hatte. Vielleicht war es nur ein unwillkürliches Zucken gewesen.
»Sind Sie sicher?«
»Ja.« Alyx konnte das bestätigen.
»Ich finde das heraus, wenn wir oben sind«, schlug Gilbey vor.
Ich wollte mitgehen, damit ich ihm notfalls helfen konnte. Die bösen Jungs waren sicher noch hier und verfolgten weiterhin ihre finsteren Pläne. Doch Adolph Sankt Norden hielt mich zurück.
»Würden Sie noch einen Augenblick bei uns bleiben, Mr. Garrett?«
Wie hätte ich ihm das abschlagen können, wo er doch einem Mann von meinem niederen Stand eine solche Ehre erwies?
41. Kapitel
Ich schloss zögernd die Tür hinter Weider. Der alte Max warf mir einen viel sagenden Blick zu, als er ging. Ich drehte mich wieder den versammelten Räuberbaronen zu. Sie starrten mich an, als erwarteten sie, dass ich gleich grünes Feuer rülpsen würde. Ich starrte sie an, als erwartete ich, dass sie gleich etwas unglaublich Engstirniges und Blödes von sich geben würden. Schließlich wagte sich Adolph Sankt Norden vor. »Max hat mir gesagt, dass Sie Ihr Handwerk sehr gut verstehen.«
»Ich versuche es jedenfalls.«
»Er hat mir auch versichert, dass Sie unseren Zielen durchaus mit Sympathie gegenüberstehen.«
Kalt, ganz kalt. »Ich glaube, das erwähnte ich selbst schon.« Ich neigte ein wenig den Kopf, damit man mich nicht verurteilen konnte, falls sich die Zeiten später wieder änderten.
»Warum sind Sie dann nicht einer der Rechts-Gruppierungen beigetreten?«
»Ich bin kein Beitreter. Es sei denn, Sie zählen das Marine-Corps mit. Und damals hat man mir auch keine Wahl gelassen. Wenn ich eine Wahl habe, arbeite ich lieber allein. Deshalb habe ich den Job, den ich habe. Dabei bleibe ich mein eigener Boss.«
»Genau.«
»Häh?« Ich tarne meinen rasiermesserscharfen Verstand oft hinter Silben wie dieser, damit Kerle wie Adolph Sankt Norden mich unterschätzen.
Doch diese Silbe hier war keine Mimikry.
»Sie scheinen der perfekte Mann zu sein, um die Wahrheit über diese Schwarze-Drachen-Gruppe herauszubekommen.«
Warum auch nicht? Ich arbeite ja schon für alle bis auf den Kronprinzen von Venageta. Vielleicht konnte ich mich beim Schwarzen Drachen einschleichen. Tom und Jerry davon überzeugen, dass ich meine früheren Fehltritte bereute und sie dazu bringen, mich zu engagieren, damit ich herausfand, was ein gewisser Kerl namens Garrett vorhatte. Ich kannte einmal einen Typen, Pokey Pigotta, der so viele Verkleidungen und falsche Identitäten benutzte, dass er tatsächlich einmal engagiert wurde, um sich selbst auszuspionieren.
»Garrett?«
»Wie? Oh. Ja. Klingt gut, wenn wir die finanziellen Einzelheiten ausarbeiten können. Ich habe noch einige Hühnchen mit diesen Jungs zu rupfen.« Ich streichelte zärtlich meinen Hinterkopf. In letzter Zeit war ich einige Male zu oft niedergeschlagen worden.
»Finanzielle Einzelheiten?«
»Selbst wir Idealisten schaffen es nicht, viel Nährwert allein daraus zu ziehen, dass wir einer gerechten Sache dienlich sind.«
Sankt Norden runzelte die Stirn und murrte. Er war ein berüchtigter Geizhals.
Bondurant Altoona hatte einen Vorschlag. »Bezahlt den Mann und macht weiter, Adolph. Ihr dreht eure Pfennige so lange um, bis das Antlitz des Königs darauf quietscht, aber ihr werft ein gewaltiges Lösegeld in Silber für …«
»Ihr habt natürlich Recht!«, unterbrach Sankt Norden ihn nachdrücklich. Altoona verstummte. »Es wäre schäbig von mir, über einige Kupferstücke zu jammern.« Er zog einen Geldbeutel aus seinem Hosenbund hervor und warf ihn mir zu.
Ich fing ihn geschickt auf. Ein paar Kupferstücke, hm? Ich wollte die Börse gerade in eine der Taschen meiner Weste schieben.
Sankt Norden krächzte. Der Gottverdammte Papagei hätte ihm gewiss zu seinem Akzent gratuliert. Seine Gefährten grinsten. Sah nicht so aus, als hätte er viele enge Freunde unter seinesgleichen. Er brummte: »Ich
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