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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Koreanern ist so wenig zu erfahren wie von den Mäulern dieser elektrischen Schmelzöfen, in denen Sie samt Ihrer Habe bei zweitausend Grad Celsius verdampfen werden. Nein, Mr. Bond, entscheiden Sie sich. Ich will Ihnen dazu helfen.« Bond hörte, wie ein Schalthebel gestellt wurde. »Die Säge nähert sich jetzt Ihrem Körper um zweieinhalb Zentimeter pro Minute. Inzwischen« - Goldfinger blickte auf Fakto und hielt einen Finger hoch - »eine kleine Massage durch Fakto. Zunächst nur der erste Grad.«
    Bond schloß die Augen. Faktos widerlicher Raubtiergeruch hüllte ihn ein. Starke, schabende Finger begannen vorsichtig, fast zart, an ihm zu arbeiten. Ein Druck hier, ein Druck dort, ein plötzliches Quetschen, eine Pause, dann ein scharfer Schlag. Immer anatomisch richtig. Die Präzision eines Chirurgen. Bond biß die Zähne so sehr aufeinander, daß er dachte, sie müßten brechen. Der Schmerz trieb ihm den Schweiß in die Augenhöhlen. Dabei kam das Schrillen der Säge immer näher! Friede eurer Asche, ihr lustigen Herren vom Geheimdienst! Was würden seine berühmten letzten Worte sein? Daß man sich eine Geburt nicht aussuchen kann, wohl aber die Art, wie man stirbt? Ja, das würde sich auf einem Grabstein gut ausnehmen: nicht savoir vivre, sondern savoir mourir.
    »Mr. Bond!« sagte Goldfinger eindringlich. »Ist das wirklich nötig? Sagen Sie doch die Wahrheit! Wer sind Sie? Was wissen Sie? Wer hat Sie geschickt? Dann wird alles so leicht sein. Eine Pille, und Sie werden beide einschlafen! Im anderen Fall wird es so unsauber sein und qualvoll. Und wie ist das mit dem Mädchen? Benimmt sich so ein englischer Gentleman?«
    Faktos Tortur hatte aufgehört. Langsam drehte Bond seinen Kopf nach der Stimme hin und öffnete die Augen: »Goldfinger, ich kann nichts sagen, weil es nichts zu sagen gibt. Aber ich will Ihnen noch etwas vorschlagen: Wir werden für Sie arbeiten - was meinen Sie? Wir sind recht tüchtig, mit uns ließe sich was anfangen?«
    »Um ein, zwei Messer in meinen Rücken zu kriegen? Danke vielmals, Mr. Bond!«
    Weiteres Reden war zwecklos. Besser, man nahm sein bißchen Willenskraft zusammen und gab nicht nach, bis es aus war. So sagte Bond nur verbindlich: »Dann lecken Sie sich meinetwegen selbst am . . .« Er drückte allen Atem aus seinen Lungen und schloß die Augen.
    »Das vermag nicht einmal ich, Mr. Bond«, sagte Goldfinger humorvoll : »Und da Sie nun einmal den steinigen Pfad gewählt haben, bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als aus Ihrer mißlichen Lage den größten Nutzen zu ziehen, indem ich ihn so steinig wie nur möglich mache. Fakto, den zweiten Grad.«
    Der Hebel wurde weitergerückt. Schon spürte Bond den Wind der rotierenden Säge zwischen den Knien. Und Faktos Hände kamen wieder.
    Ein Schrei wollte die verkrampften Zähne auseinanderzwingen. Stirb verdammt stirb verdammt stirb verdammt stirb verdammt stirb verdammt stirb
    2
    Eine tiefe, väterliche Stimme sagte: »Hier spricht Ihr Kapitän. Wir landen. Bitte, legen Sie die Sitzgurte an und machen Sie die Zigaretten aus. Danke.«
    Das nächste, was Bond wahrnahm, war ein leichtes Gefühl des Schwankens. Er versuchte zu sehen, schloß aber, von der Sonne geblendet, sofort wieder die Augen. Über seinem Kopf sagte jemand: »Paß auf, Bud, die Rampe ist steiler, als sie aussieht!« Gleich darauf erfolgte ein heftiger Stoß, und von vorn antwortete es mürrisch: »Immer dasselbe! Warum geben die auch keine Gummis drunter!«
    Eine Drehtür bewegte sich, und etwas schlug hart gegen Bonds Ellbogen. Er sagte »He!« und wollte sich die gestoßene Stelle reiben, aber die Hände gehorchten ihm nicht.
    »Da schau, Sam, ruf lieber den Doktor, er kommt zu sich!«
    »Wirklich! Komm, stellen wir ihn neben die andere.« Bond spürte, wie er abgestellt wurde. Es war jetzt kühler, und er öffnete erneut die Augen. Ein großes, rundes Brooklyngesicht beugte sich über ihn und blickte ihn freundlich an. »Wie fühlen Sie sich, Mann?«
    »Wo bin ich?« Panik war in seiner Stimme. Vergebens versuchte er, sich aufzurichten. Schweiß trat ihm aus den Poren. »He, he, nur mit der Ruhe, Mann, es ist alles okay! Sie sind in Idlewild, New York, in Amerika. Jetzt geschieht Ihnen nichts mehr, verstehen Sie?« Der Mann hielt Bond offenbar für einen Flüchtling. »Beeil dich, Sam, er hat einen Schock!«
    »Ich geh’ ja schon!« Beide entfernten sich.
    Den Kopf konnte Bond bewegen. Er sah sich um. Er befand sich in einem weißen Krankensaal,

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