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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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anderen Ende des Schlitzes warteten die glitzernden Zähne.
    Bond starrte wieder auf die winzige Botschaft um die elektrische Birne, während Goldfinger in leichtem Konversationston zu sprechen begann.
    »Mr. Bond, jetzt müssen Sie für die Neugierde bezahlen, die, wie Ihr Angriff beweist, feindlich ist. >Der Krug geht so lange zum Brunnen . . .< Diesmal werden gleich zwei Krüge brechen, denn ich fürchte, ich muß auch dieses Mädchen als Feind ansehen. Sie gab vor, im Bergues zu wohnen, aber ein Telefonanruf genügte. Im Wald fand Fakto das Gewehr und einen Ring, den ich kenne. Unter Hypnose ist der Rest herausgekommen: Dieses Mädchen wollte mich töten. Vielleicht wollten Sie das auch. Aber es ist mißlungen. Mr. Bond« - die Stimme war müde, blasiert -, »ich habe im Leben viele Feinde gehabt. Ich habe immer Erfolg und bin ungeheuer reich. Aber Reichtum - wenn ich einen meiner Aphorismen zum besten geben darf - Reichtum bringt zwar keine Freunde, erhöht aber Zahl und Varietät der Feinde.«
    »Elegant formuliert.«
    Goldfinger ignorierte es. »Mit Ihrem Talent, den Dingen nachzuspüren, könnten Sie in der ganzen Welt die Spuren jener finden, die mir übelwollen. Es waren ihrer viele, aber Sie würden feststellen, Mr. Bond, daß ihre Reste den plattgewalzten Igeln auf den Autostraßen gleichen.«
    »Ein poetisches Bild.«
    »Eben, Mr. Bond. Ich bin ein Poet, freilich in Taten und nicht in Worten. Ich bemühe mich, meinen Handlungen die wirkungsvollste Form zu geben. Doch das nur am Rande. Ich möchte Ihnen nur darlegen, daß es für Sie höchst unklug war, meinen Weg zu kreuzen und ein geringfügiges Projekt, an dem ich arbeitete, zu vereiteln. Damals wurde an Ihrer Statt jemand anders bestraft. Sie hatten Glück, und wenn Sie damals klug gewesen wären, hätten Sie sich gesagt: >Bond, du hast noch einmal Glück gehabt, halte dich fern von Mr. Auric Goldfinger, er ist ein mächtiger Mann. Wenn Mr. Goldfinger dich erdrücken will, dann braucht er sich nur im Schlaf umzudrehen.<«
    »Sie drücken sich sehr plastisch aus.« Bond wandte ihm den Kopf zu. Die große, braunrote Schädelkugel war leicht nach vorn geneigt, das runde Mondgesicht mild und unbeteiligt. Jetzt langte die Hand zur Schalttafel und drückte einen Hebel. Von Bonds Tischende kam ein metallisches Rollen, das rasch anschwoll und zu einem kaum wahrnehmbaren hohen Singen wurde. Müde wandte Bond den Kopf ab. Der einzige Ausweg war hier der Tod. Auch wenn er Goldfinger die Wahrheit gestehen würde, könnte er niemals in Frieden mit sich selbst weiterleben. Nein, er mußte bei seiner fadenscheinigen Geschichte bleiben und konnte nur mehr hoffen, daß jene, die ihm nun auf Goldfingers Spur folgen würden, mehr Glück hätten. Wen würde M wohl auswählen? Wahrscheinlich 008, den zweiten Killer aus der kleinen Dreiergruppe. Ein guter Mann, vorsichtiger als Bond. M würde wissen, daß Goldfinger Bond getötet hatte, und gäbe 008 freie Hand zur Vergeltung. 258 in Genf würde ihn auf die Spur setzen, die mit Bonds Nachfrage nach den Entreprises Auric endete. Goldfinger würde seinem Schicksal nicht entgehen, wenn Bond dichthalten konnte! Anders entkäme er - und das war undenkbar.
    »Nun also, Mr. Bond« - Goldfingers Stimme war scharf -, »genug der Freundlichkeiten. Singen Sie, wie meine Freunde in Chicago das ausdrücken, und Sie werden rasch und schmerzlos sterben, auch das Mädchen. Singen Sie aber nicht, so werden Sie sich langsam zu Tode schreien. Und das Mädchen bekommt Fakto, wie seinerzeit die Katze. Also, was ziehen Sie vor?«
    Bond sagte: »Seien Sie nicht töricht, Goldfinger, bei Universal weiß man, wo ich bin, auch warum, und die Eltern des Mädchens wissen, daß sie mit mir ist. Ehe wir herkamen, habe ich Erkundigungen über Ihre Fabrik eingezogen. Man wird unsere Spur sehr leicht finden. Wenige Tage nach unserem Verschwinden haben Sie die Polizei im Haus! Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie lassen uns gehen, und man wird von der ganzen Sache nichts mehr hören. Für das Mädchen garantiere ich. Sie begehen da einen gefährlichen Irrtum, wir sind zwei völlig harmlose Leute!«
    Aber Goldfinger sagte nur gelangweilt: »Ich fürchte, Sie verstehen mich noch immer nicht, Mr. Bond. Natürlich können Sie nur ganz wenig über mich in Erfahrung gebracht haben! Aber ich habe gigantische Dinge vor, und es wäre völlig absurd, auch nur einen von Ihnen am Leben zu lassen. Und was die Polizei betrifft - die werde ich gern empfangen. Von meinen

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