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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Goldfinger muß Rache dafür genommen haben, daß - daß sie mit Ihnen gegangen war.« Sie machte eine Pause, sprach weiter: »Sie hat mir von Ihnen erzählt. Und sie bat mich, wenn ich Sie je treffen sollte, Ihnen diesen Ring zu geben.«
    Bond preßte die Augen zusammen, kämpfte mit einem Anfall psychischer Übelkeit. Noch mehr Blut an seinen Händen! Diesmal als Folge eines leichtfertigen Bravourstücks, das zu vierundzwanzig Stunden Ekstase mit einem schönen Mädchen geführt hatte! Und diesen kleinen Seitenhieb gegen sein Selbstgefühl hatte Goldfinger tausend-, ja millionenfach vergolten! »Sie hat gekündigt.« Mit welcher Genugtuung mußte Goldfinger ihm in Sandwich diese dürren Worte gesagt haben! Bond ballte die Fäuste. Dieser Tod war nicht Teil seiner Arbeit. An ihm würde er sein Leben lang tragen müssen.
    Ein pfeifendes Zischen, ein trockener Aufschlag - und vor Bonds Augen bebten die Aluminiumfedern des Stahlpfeils, der sich schräg in den Stamm gebohrt hatte! Langsam, fast gleichgültig drehte Bond den Kopf.
    Zehn Meter weiter, vom Mond halb beleuchtet, stand in sprungbereiter Judostellung die Gestalt mit der schwarzen Melone. Der gestreckte linke Arm hielt den stählernen Bogen, der rechte lag mit aufgelegtem Pfeil angewinkelt an der Wange. Die Pfeilspitze zielte genau herüber.
    Bond hauchte: »Keine Bewegung!« Laut sagte er: »Hallo, Fakto. Verdammt guter Schuß!«
    Fakto schob den Pfeil höher.
    Bond stand auf, trat vor das Mädchen, wobei er kaum hörbar sagte: »Er darf das Gewehr nicht sehen.« Dann wandte er sich mit friedfertiger Beiläufigkeit an Fakto: »Einen hübschen Besitz hat Mr. Goldfinger da. Ich möchte mal mit ihm sprechen, heut’ ist’s aber schon etwas spät. Sagen Sie ihm doch, ich käme morgen vorbei!« Und zu dem Mädchen: »Komm, Liebling, Schluß mit dem Waldspaziergang. Es ist Zeit, zum Hotel zu fahren.« Er begann, in Richtung Zaun zu gehen.
    Fakto stampfte mit dem vorgestellten Fuß. Wieder wies die Pfeilspitze auf Bonds Magen.
    »Oargn.« Fakto wies mit dem Kopf gegen das Haus.
    »Oh, Sie glauben, er würde uns jetzt noch empfangen? Na schön. Und wir werden bestimmt nicht stören? Dann komm, Liebling.« Bond schritt voran, links an dem Baum vorbei, hinter dessen Stamm das Gewehr im schattigen Gras lag.
    Während sie langsam den Hügel hinuntergingen, raunte Bond dem Mädchen zu: »Sie sind meine Freundin, ich habe Sie aus England mitgebracht. Tun Sie erstaunt. Wir sind in Gefahr, versuchen Sie nichts!« Er wies mit einer
    Kopfbewegung auf Fakto. »Der Mann ist ein Mörder.«
    Verärgert gab sie zurück: »Wären Sie nur nicht dazwischengekommen!«
    »Dasselbe gilt von Ihnen.« Dann nahm er’s zurück: »Tut mir leid, Tilly, so war’s nicht gemeint. Aber ich glaube nicht, daß Sie Erfolg gehabt hätten.«
    »Ich hatte einen Plan. Um Mitternacht wäre ich über der Grenze gewesen.«
    Bond antwortete nicht. Er hatte bemerkt, daß sich das Radarding über dem Schornstein wieder drehte. Also waren sie damit entdeckt worden! Wohl eine Art Tondetektor. Wie viele Tricks hatte dieser Mann denn noch im Ärmel? Dabei hatte Bond sich gehütet, Goldfinger zu unterschätzen! Harte er das wirklich? Vielleicht, wenn er seinen Revolver gehabt hätte . . . Nein. Bei diesem Koreaner hätte auch das rascheste Ziehen nichts vermocht.
    Sie erreichten den Hof, die Hintertür des Hauses öffnete sich, und zwei weitere Koreaner, wohl die Diener aus Reculver, liefen im Schein des elektrischen Lichts auf sie zu. Sie trugen polierte Stöcke. »Halt!« Es war das wilde, ausdruckslose Grinsen, das Bond aus den Schilderungen der Abteilung J kannte, jener Männer, die in japanischer Gefangenschaft gewesen waren. »Durchsuchung. Kein Widerstand, sonst . . .« Pfeifend sauste der Stock durch die Luft. »Hände hoch!«
    Langsam hob Bond die Hände und sagte: »Nicht reagieren, was immer sie tun.«
    Fakto trat vor und beaufsichtigte in drohender Haltung die fachmännisch durchgeführte Leibesvisitation. Kalt beobachtete Bond die Hände an dem Mädchen und die grinsenden Gesichter. »Okay. Weiterkommen!«
    Durch die offene Tür und einen gepflasterten Gang wurden sie zu der schmalen Vorhalle im Vordertrakt geführt. Fakto klopfte an eine Tür.
    »Ja?«
    Goldfinger saß an einem großen Schreibtisch, der mit wichtig aussehenden Papieren bedeckt war. An der Seite standen graumetallene Aktenschränke, und auf einem Tischchen in Goldfingers Reichweite waren ein Kurzwellenempfänger, ein Schaltbrett und

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