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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sich eine an. Es gab zwei Türen hier, aber nur eine mit Griff: sie führte in ein kleines, komplett eingerichtetes Badezimmer mit Toilette. Seine Wasch- und Rasiersachen waren säuberlich ausgebreitet, daneben lagen die Utensilien einer Frau. Vorsichtig öffnete Bond die andere Badezimmertür und sah in einem Zimmer, das dem seinen glich, Tilly Mastertons schwarzen Haarschopf auf dem Kojenkissen. Auf Zehenspitzen trat er näher: Sie schlief friedlich, ein leichtes Lächeln um den schönen Mund. Bond ging ins Badezimmer zurück und begann seinen Dreitagebart zu rasieren.
    Eine halbe Stunde später - Bond saß am Kojenrand und dachte nach - ging plötzlich die grifflose Tür auf und Fakto stand da. Nachdem sein Blick Bond flüchtig gestreift hatte, schaute er prüfend durchs ganze Zimmer. Bond sagte scharf: »Fakto, ich möchte essen, und zwar rasch und viel, dazu eine Flasche Bourbon, Soda und Eis. Weiter ein Paket Chesterfield King-size, und entweder meine eigene oder eine ebensogute Uhr. Vorwärts, rasch, marsch, marsch! Steh nicht so herum, ich habe Hunger! Ja, und sag Goldfinger, ich möchte ihn sprechen, aber erst mit vollem Magen. Los, beeil dich!«
    Fakto blickte Bond wütend an, als überlege er, was er ihm zerbrechen solle. Er öffnete den Mund, spuckte aus, kehrte um und schien die Tür zuknallen zu wollen. Aber im letzten Moment bremste er ihren Schwung, so daß sie mit leisem, doppeltem Schnappen schloß.
    Der Vorfall versetzte Bond in gute Laune. Goldfinger mußte sich entschlossen haben, sie am Leben zu lassen. Der Grund dafür würde sich bald herausstellen. Da Bond die Absicht hatte, unter allen Bedingungen am Leben zu bleiben, mußte man Fakto und die anderen Koreaner nachdrücklich auf ihre Plätze verweisen. In der Zeit, die bis zu der ausgezeichneten Mahlzeit verstrich, welche ihm nebst allem übrigen, einschließlich seiner Uhr, einer der Koreaner brachte, hatte Bond lediglich feststellen können, daß sein Zimmer nicht weit von einer Eisenbahnbrücke und nahe am Wasser lag. Da er in New York zu sein glaubte, mußte das entweder der Hudson oder der East River sein. Die Bahn war elektrisch und hörte sich an wie eine Untergrundbahn, aber Bonds Ortskenntnisse reichten nicht aus, sie zu lokalisieren. Seine Uhr ging nicht, und seine Frage nach der Uhrzeit fand kein Gehör.
    Bond hatte alles aufgegessen. Er rauchte und nippte eben an einem kräftigen Bourbon mit Soda, als die Tür aufging. Es war Goldfinger. Er trug einen normalen Geschäftsanzug und wirkte ruhig und gut gelaunt. Fragend sah er auf den weiterrauchenden Bond, der höflich zurückblickte.
    »Guten Morgen, Mr. Bond, ich sehe, Sie sind wieder Sie selbst. Und ich hoffe, Sie sind lieber hier als tot. Um die üblichen Fragen abzukürzen, verrate ich Ihnen, wo Sie sind und was geschehen ist. Dann werde ich Ihnen einen Vorschlag machen, auf den ich eine eindeutige Antwort erwarte. Da Sie ein sehr vernünftiger Mensch sind, brauche ich Sie nur kurz zu warnen: Werden Sie nicht aggressiv, weder mit dem Messer noch mit der Gabel noch mit dieser Flasche! Ich schieße sonst mit dem Revolver, und zwar ins rechte Auge, Mr. Bond. Ich verfehle es nie!«
    Bond sagte: »Keine Angst, mit einer Whiskyflasche treffe ich nicht so genau.« Er schlug die Beine übereinander.
    »Mr. Bond«, Goldfingers Stimme war freundlich, »ich bin Fachmann nicht nur in Metallen und habe eine genaue Schätzung für alles, was einen Feingehalt von tausend hat wie das reinste Gold. Im Vergleich dazu ist das menschliche Material minderwertig. Aber gelegentlich stößt man auf ein Stück dieses Materials, das für geringfügigen Gebrauch geeignet ist. Fakto ist ein Beispiel dafür. Auch Sie könnten so ein Werkzeug abgeben. Das, sowie der Vorschlag, den Sie mir gemacht haben, hat Ihnen das Leben gerettet. Sie schlugen vor, Sie und Miss Masterton würden für mich arbeiten. Nun stehe ich zufällig kurz vor einem Unternehmen, für das Ihre Dienste mir von einem gewissen minimalen Nutzen sein können. Also nahm ich das Risiko auf mich, verabreichte Ihnen die nötigen Schlafmittel, ließ Ihre Rechnungen begleichen und Ihre Sachen aus dem Hotel holen, wo Miss Masterton übrigens unter ihrem wahren Namen logierte. Dann schickte ich in Ihrem Namen ein Telegramm an Universal, des Inhalts, daß Sie ein Angebot aus Kanada hätten und hinüberfliegen wollten, um es zu prüfen; Miss Masterton begleite Sie als Sekretärin, Weiteres folge brieflich. Kein sehr geschicktes Telegramm, aber für

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