Goldfinger
sich der Tafel zu und zog eine zweite Karte über die erste. Es war der detaillierte Plan des Goldtresors. »Wie Sie sehen, meine Herren, ist das ein außerordentlich solider, zweigeschossiger Bau. Das Dach ist zum Schutz gegen Bomben gestuft. Vier Stahlbunker an den unteren Ecken des Gebäudes sind mit dessen Innerem verbunden. Seine Ausmaße betragen zweiunddreißig und sechsunddreißig, die Höhe über dem Erdboden ist zwölfeinhalb Meter. Das Baumaterial ist stahlverstärkter Tennessee-Granit. Dieser Stahl-Beton-Granitmantel enthält ein zweistöckiges, unterteiltes Eisenbetongewölbe, dessen Zwanzig-Tonnen-Panzertür und Innenverschalung aus Stahl sind, ebenso wie das Dach, das vom Gebäudedach unabhängig ist. In beiden Geschossen führt ein Gang um das Gewölbe. Vom Gang aus gelangt man zum Gewölbe und zu den Büros und Lagerräumen innerhalb der Außenmauer. Die Öffnung der Panzertür erfolgt durch Teilkombinationen, die unabhängig voneinander durch verschiedene Personen eingestellt werden müssen. Dazu kommen natürlich die modernsten und besten Alarmanlagen. Im Gebäude selbst liegt eine starke Bedeckung, die jederzeit aufs wirksamste von dem nur einen Kilometer entfernten Panzerkommando verstärkt werden kann. Nun zum derzeitigen Inhalt des Gewölbes: wie erwähnt, beläuft er sich auf etwas fünfzehn Billionen Dollar in Standardmünzbarren mit Feingehalt tausend. Jeder Barren ist doppelt so groß wie der vor Ihnen liegende, sein Handelsgewicht beträgt also zwölfeinhalb Kilo. Die Barren lagern unverpackt in den Gewölbekammern.« Goldfinger blickte rundum. »Und das, meine Herren und Madame, wäre alles, was ich Ihnen an Einzelheiten sagen kann und was wir darüber wissen müssen. Wenn es zu diesem Punkt keine Fragen gibt, kann ich erörtern, wie wir in das Gewölbe eindringen und die Barren wegschaffen werden.«
Schweigen. Jeder wartete gespannt und aufmerksam auf das Weitere. Mr. Jack Strap zog nervös eine neue Zigarre aus der Westentasche und steckte sie sich in den Mundwinkel.
Pussy Galore sagte unfreundlich: »Ich schwöre dir, wenn du das Zeug anzündest, schlag’ ich dich mit meinem Goldziegel k.o.!« Sie langte drohend nach dem Barren.
»Immer mit der Ruhe, Süße«, sagte Mr. Strap aus seinem freien Mundwinkel.
Mr. Jed Midnight bemerkte entschieden: »Mister, wenn Sie dieses Lokal ausnehmen können, dann gebührt Ihnen ein summa cum laude! Also machen Sie weiter. Entweder wird das eine Mordspleite oder das kolossalste Verbrechen aller Zeiten!«
Goldfinger sagte ungerührt: »Sehr wohl, meine Herren, Sie sollen den Plan hören.« Er blickte jeden einzelnen an. »Ich hoffe aber, Sie verstehen, daß von nun an alles absolut geheim bleiben muß. Das bisher Gesagte könnte man noch als Gefasel eines Verrückten abtun. Was aber jetzt folgt, verwickelt uns in die größte Verschwörung, die je zu Friedenszeiten in diesem Land erfolgt ist. Darf ich Sie alle als durch einen Eid gebunden betrachten?«
Instinktiv beobachtete Bond die Augen Mr. Springers. Während alle anderen ihr Einverständnis bekundeten, verschleierte sich Mr. Springers Blick. Sein feierliches »Ehrenwort« klang hohl. Bond machte neben Mr. Springers Namen ganz nebenbei ein Minuszeichen.
»Also gut.« Goldfinger kehrte an den Tisch zurück, setzte sich, nahm seinen Bleistift auf und sprach nachdenklich auf ihn ein. »Die erste, gewissermaßen schwierigste Frage ist die nach dem Abtransport. Eine Billion Dollar in Goldbarren wiegt etwa tausend Tonnen. Das erfordert hundert Zehntonner oder an die zwanzig schwere Dreiachser. Ich rate zu diesen Lastwagen und würde empfehlen, daß Sie, sobald wir Partner sind, sofort mit den entsprechenden Leihfirmen Verträge abschließen. Natürlich werden Sie Ihre eigenen Fahrer einsetzen wollen, das muß ich ganz Ihnen überlassen. Zweifellos« - Mr. Goldfinger lächelte leicht -»wird die Gewerkschaft der Lastwagenfahrer eine Fundgrube für verläßliche Leute sein, ebenso vielleicht der Negro Red Ball Express, der im Krieg für die Armee arbeitete. Solche Details verlangen genaue Planung und Koordinierung. Auch das Verkehrsproblem muß gelöst werden, Sie werden sich also über die Einteilung der bestehenden Straßen einigen müssen. Eine weitere Möglichkeit bieten Transportflugzeuge. Wir werden trachten, die Nord-Süd-Straße zum Godman-Flugplatz freizuhalten. Die Weiterbeförderung der Barren ist dann natürlich Ihre Sache. Ich selbst« -Goldfinger blickte kalt rundum - »werde
Weitere Kostenlose Bücher