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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Ich lasse mir was einfallen.“
    „Nicht sprechen“, schnauzte der Soldat und trat Hockster in die Seite. Hockster stöhnte schmerzerfüllt.
    „Du hast ja keine Steine mehr“, flüsterte Madigan. Hockster verstand sie kaum.
    „Wer braucht schon Steine?“, fragte er grinsend.
    Wieder wurde er von seinem Wächter getreten. „Schnauze halten, hab ich gesagt, oder dir geht’s schlecht.“
    „Wenn ich freikomme ...“, begann Hockster. Er war fest überzeugt, dass seine Rippen gebrochen waren. Alle!
    „Bist du wirklich so blöd?“ Der Wächter hockte sich vor Hockster hin und schlug ihm ins Gesicht. „Wenn ich sage, Schnauze halten, dann mein‘ ich Schnauze halten. Noch ein Ton und ich schlag dir alle Zähne ein, klar?“
    Hockster nickte stumm.
    „Aha, geht doch!“ Der Wächter stand wieder auf, ließ Hockster dabei jedoch nicht aus den Augen.
    Hockster beobachtete, wie etwa die Hälfte der gut ein Dutzend Soldaten unter van Renz' Kommando nach Norden aufbrachen. Hockster vermutete, dass sie zu ihrem Basislager zurückkehrten, um seine und Madigans Hinrichtung vorzubereiten. Er glaubte nicht, dass ihm noch viel Zeit blieb, Gegenmaßnahmen zu ihrer Rettung zu ergreifen. Solange er und Madigan gefesselt und bewacht auf dem Boden saßen gab es nicht viel zu tun außer Warten. Er sah in den Himmel. Die Sonne stand im Zenit. Plötzlich hörte Hockster, wie sich die Eingangsluke eines Sternenschiffes zischend schloss. Er schaute sich um und sah, dass die Startdüsen des Miltek-Sternengleiters zu lautem Leben erwachten und weißen Dampf ausstießen. Wenige Sekunden später hob der Jäger ab und verschwand in den Wolken, Richtung Norden.
    „Wie viele sind weg?“, zischte Madigan. So etwas wie Interesse erwachte in ihrem Blick.
    „Sechs!“, antwortete Hockster.
    Der Tritt blieb aus. Der Wächter hatte ihn nicht gehört. Endlich ein Sieg, den er für sich in Anspruch nehmen konnte – wenn auch nur ein kleiner. Hockster sah sich um. Sechs Soldaten waren bei Admiral van Renz geblieben. Genug, um ihn und Madigan umzubringen, sollte er etwas tun, was ihnen missfiel. Viel zu viele, als dass sie beide kämpfend hätten bestehen können, selbst wenn sie frei und bewaffnet gewesen wären. Blieb die Zauberei! Doch wie sie einsetzen? Er war nicht willens und wahrscheinlich auch gar nicht in der Lage, sechs Menschen zu töten. Flucht durch Anwendung von Magie erschien ihm als das einzig sinnvolle Mittel. Da gab es immerhin gleich mehrere Möglichkeiten, doch die Zauberei, auf die er sich am besten verstand, war die der Illusion und die taugte nicht sonderlich zum Einsatz roher Gewalt. Sollte er aber einen Weg finden, sie beide aus dieser misslichen Lage zu befreien, brauchte er vorher nur noch Madigan einzuweihen, ohne dass sein Wächter merkte, dass er wieder mit ihr sprach, dann eine Illusion ohne den Fokus seiner Steine erschaffen, die Fesseln lösen und loslaufen. Hockster stöhnte. Das war unmöglich zu schaffen.
    Plötzlich setzte sich die Admiralin in Bewegung und kam auf sie zu. Hockster bemerkte, dass sie ihre Schritte äußerst behutsam setzte, als fürchtete sie, bei jeder Unebenheit des Bodens den Halt zu verlieren und zu stolpern. Der Wächter sah auf und nahm Haltung an. Hockster hielt den entscheidenden Augenblick für gekommen. Er griff nach der Magie und wurde jäh gestört.
    Finger weg , mahnte eine Stimme, die unmittelbar in seinem Kopf erklang, gerade so, als wäre das Verbot sein eigener Gedanke gewesen. „Was?“, fragte Hockster überrascht.
    Ein kräftiger Schlag ins Gesicht machte deutlich, dass der Wächter seine Aufmerksamkeit nun wieder ganz auf seine Gefangenen gerichtet hatte. Hockster sah den Wächter böse an.
    „Mit wem redest du?“, fragte der Wächter. „Mit ihr?“ Ohne auf eine Antwort zu warten schlug er auch Madigan ins Gesicht. „Zum letzten Mal. Schnauze halten. Alle beide!“
    Die Admiralin war inzwischen angekommen und forderte den Wächter auf, mit ihr ein paar Schritte zur Seite zu gehen. Wahrscheinlich befiehlt sie ihm jetzt, uns zu transportfähigen Bündeln zu verschnüren, dachte Hockster, als die fremde Stimme ein zweites Mal erklang.
    Jetzt! Los, zaubert etwas herbei. Viel Zeit bleibt uns nicht.
    Hockster kam der Aufforderung sofort nach ohne auch nur einen Gedanken an ein mögliches Versagen zu verschwenden. Alles war besser als in Gefangenschaft zu sterben, selbst die Möglichkeit, verrückt zu werden und Stimmen zu hören wo niemand sprach. Der Zauber gelang!

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