Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Plötzlich stürmten zwei Dutzend Litkov-Söldner aus dem nahegelegenen Wald. Diese Illusion riss selbst Madigan aus ihrer Gleichgültigkeit. Hockster tat es leid, sie auf diese Weise hintergehen zu müssen, als er die Hoffnung sah, die plötzlich in ihrem Blick lag, aber einmal angefangen musste er einfach weitermachen, wenn er Madigan und sich selbst befreien wollte. Hockster hatte eine prächtige Illusion erschaffen. Jeder einzelne Krieger trug das Grau der Litkov-Söldner und besaß auf der rechten Brustseite das verschnörkelte ’ L ’, das Abzeichen von Madigans Einheit. Die Litkov-Söldner eröffneten das Feuer, warfen sich auf den Boden und rollten in Deckung. Vereinzelt wurden die Schüsse von den Miltek Soldaten erwidert. Noch hatte keiner von ihnen bemerkt, dass die Litkov-Söldner nur Wunschbilder Hocksters waren. Admiralin van Renz hatte sich mit Hocksters Wächter hinter einen Felsbrocken zurückgezogen und schrie wütend Befehle, die jedoch nur widerwillig befolgt wurden.
    Irgendwer machte sich an Hocksters Fesseln zu schaffen. Er drehte seinen Kopf und sah über die Schulter nach hinten. Dort hockte ein grünbraunes Wesen, nicht länger als sein eigener Arm. Zwei lange Flügel lagen eng am Körper an und vier kräftige Beine stützten den schlanken Rumpf.
    Schaut nach vorne und haltet Eure Illusion aufrecht.
    „Wer bist du?“
    Später! Sprecht nicht. Es genügt, wenn Ihr denkt, was Ihr sagen wollt. Ich verstehe Euch dann schon. Jetzt zieht die Handgelenke auseinander, so weit ihr könnt. Ich kann dieses komische Seil nicht durchbeißen. Es schmeckt wie Metall, ist aber keins.
    Inzwischen war auch Madigan aufmerksam geworden und hatte sich umgedreht. „Hallo Raggil“, sagte sie.
    „Ich bin nicht Raggil“, erwiderte der Drache. „Der ist in Burnyk, wie alle meine Brüder und Schwestern.“
    Hockster hörte ein seltsames Fauchen hinter seinem Rücken. Im nächsten Moment brannten seine Handgelenke, als hätte er sie ins Feuer gehalten. Aber er war frei.
    Nicht bewegen , mahnte die Stimme. Ich muss noch Madigan befreien.
    Hockster saß still und beobachtete die Auseinandersetzung der Soldaten des Miltek mit seinen Trugbildern. Es wurde Zeit, den Miltek-Soldaten, deren Schüsse zwar trafen, aber bis jetzt wirkungslos geblieben waren, selbst wenn sie einen Brust- oder Kopftreffer anbrachten, ein wenig mehr Realität zu liefern. Das nächste Trugbild, das von einem Schuss getroffen wurde, brach mit einem Schrei zusammen. Zurück blieb eine verkrümmte Leiche, aus deren Brust ein dunkler, fetter Rauchfaden aufstieg. Hockster war sehr stolz auf sich.
    Ist das alles? Die Stimme des Drachenwesens erklang übergangslos wieder direkt hinter Hocksters Stirn. Eine seltsame, aber keineswegs unangenehme Erfahrung. Ich hätte Euch doch mehr zugetraut. Wenn wir jetzt verschwinden wollen, brauchen wir nämlich noch ein bisschen mehr Verwirrung. Kriegt Ihr das hin?
    „Ja!“, erwiderte Hockster und wiederholte es in Gedanken. Ja!
    Schreit nicht so. Typisch für einen Anfänger. Immer müssen sie schreien. Ich erwarte Euch beide dort drüben. Hinter dem Tannenhain ist eine Senke. Viel Glück.
    Hockster warnte Madigan vor dem, was er nun vorhatte, sammelte seine Kräfte und ließ im nächsten Augenblick drei Raumgleiter, die alle genauso wie Madigans Laserbird aussahen, im Tiefflug über den Kampfplatz dröhnen. Die Miltek-Soldaten warfen sich flach auf die Erde. Madigan sah Hockster an. „Du bist unglaublich!“
    „Ja, eine meine besseren Eigenschaften!“ Er grinste sie wild an. „Bereit?“
    „Ja!“ Sie erwiderte sein Grinsen mit einem grimmigen Blick. Als er sie so ansah dankte er den Elementen, dass sie auf seiner Seite war.
    „Jetzt!“, rief Hockster, packte Madigan am Arm und rannte los. Mit jedem Schritt, den Hockster und Madigan zwischen sich und die Milteksoldaten brachten, verblassten seine Trugbilder mehr und mehr bis sie schließlich völlig verschwanden. Doch da hatten sie das Tannenwäldchen schon erreicht, kletterten und rutschten in die schmale Senke hinab und rannten nach Osten davon.
    Nach zwei Kilometern blieb Hockster schnaufend stehen und sah sich um. Sie wurden offensichtlich nicht verfolgt.
    „Ich glaube, wir sind ihnen entkommen“, sagte Hockster.
    „Wir brauchen ein Versteck.“ Madigan wies in den Himmel. „Sie werden uns verfolgen.“
    Hockster nickte. „Gehen wir.“
    Sie erreichten einen Bach, der schnell dahinfloss und durchquerten ihn hastig. Nicht weit dahinter sahen