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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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jeden Fall den Vorteil, dass er den Schnabel hält“, lachte Piotr Petrowitsch.
    Sorgfältig verschloss er die Türe des stabilen Schrankes und zusammen gingen sie in den vorderen Ladenraum. Hier gab es ebenfalls die prächtigsten Schmuckstücke und Pretiosen zu sehen, doch ihnen fehlte der abenteuerliche Zauber des wilden Dschungels in jenem kleinen schwarzsamtenen Truhenkoffer. Sie waren von perfekter und reinster Schönheit.
     „Machst du das alles selbst?“, fragte Wil staunend über so viel Kunstfertigkeit und Meisterschaft.
     „Zum großen Teil schon, doch die einfacheren Arbeitschritte überlasse ich inzwischen meinem Gesellen. Dimitri ist bereits sehr geschickt.“
     So betrachteten sie die prachtvollen Juwelen, Diademe, Colliers und all das andere funkelnde Geschmeide, redeten ohne ein Ende zu finden, aber keiner von beiden wusste, dass ungefähr ein Jahrhundert später ein Nachfahre Piotr Petrowitschs, Carl Peter, sich in St. Petersburg niederlassen würde, um dort das Juweliergeschäft seiner Familie zu übernehmen und zum berühmtesten Juweliermeister aller Zeiten zu werden, dessen einfallsreichen und kunstvollen Anfertigungen für die letzte Zarenfamilie auch heute noch jedes weich mit Reichtum gepolsterte Sammlerherz entzücken.
     
    ***
     
    Wir gingen Richtung Norden, so behauptete Raik, und nur zehn Minuten später begannen sich die großen, alten Eichen zu lichten und öffneten den Blick auf eine munter gewellte grüne Ebene, die vereinzelt mit krummen und beladenen Obstbäumen bepflanzt war. Weit in der Ferne leuchtete weiß ein unentschiedenes Gebäude, eine Mischung aus Schloss und Herrenhaus mit klobigem, klarem Grundkörper und fein geschwungenen, zierlichen Türmchen an der Ost- und an der Westseite, deren zwiebelförmige Abschlüsse golden glänzten, sowie einem breiteren und höheren Turm am seitlichen Flügel, der über und über mit, wie ich vermutete, Efeu bewachsen war. Es drang Musik herüber, das Fest musste also bereits begonnen haben. Und es schien eine echte Kapelle am Werke zu sein, die sich besonders auf Blasmusik spezialisiert hatte. Wir ließen sieben kleinere Hügel hinter uns und nun war deutlich die tiefer gelegene, gepflegte Kiesauffahrt zu erkennen, die in einer kurzen, aber breiten Treppe, gesäumt von spitzen Aloe-Pflanzen, und schließlich in einer größeren, zweiflügeligen Rundtür endete. Der rosafarbene Abendhimmel gab dem Ganzen das Ambiente einer Kitschpostkarte, was ich mit Freude bemerkte, ebenso wie den Schwarm Mauersegler, der seine Kreise unter den zuckrigen Wolken flog. Ein Hund, rotbraun wie ein Eichhörnchen, sprang uns entgegen und bellte. Auf einen Pfiff hin machte er kehrt und verschwand in einer der Seitentüren. Stattdessen erschien eine hochgewachsene Gestalt in der Türe, eine Frau mit streng gebundenem Haarknoten. 
    „Hey, Neda!“, rief Raik und winkte, während er mir erklärte, dass dies die Wirtschafterin des Anwesens sei. Freundlich empfing sie uns und erst aus der Nähe erkannte ich, dass sie viel älter war, als ich geschätzt hatte. Die stattliche Größe, schlanke Erscheinung, sowie ein burschikoses Auftreten verliehen ihr eine Jugendlichkeit, die völlig im Gegensatz zum augenscheinlichen Alter ihres Gesichtes und ihrer Hände stand. Neugierig musterte sie mich und wechselte mit Raik einige Worte. Dann zeigte sie auf einen gepflasterten Weg, der am Gebäude vorbei in den hinteren Teil des Gartens führte. Zusammen folgten wir diesem und standen augenblicklich vor einer bunt geschmückten Festwiese. Rundherum waren mobile Pavillons aufgestellt, in welchen sich Bänke und Tische, eine Grillküche und eine kleine Bar befanden. An den weißen Dächern waren bunte Wimpel befestigt, ebenso an der Bühne, die ein bisschen erhöht genau vor der Rückseite des Hauses aufgebaut worden war. Und tatsächlich gab eine echte Kapelle ihr bestes, die anwesenden Gäste zum Tanzen und Schunkeln zu bewegen. Diese hatten sich zwar zahlreich eingefunden, waren aber ein wenig gehemmt, was entweder am noch nicht erreichten Alkoholpegel oder der herrschenden Helligkeit oder an beidem lag. Deshalb saßen sie eher ruhig an den Tischen, aßen und tranken, und unterhielten sich steif.
    „Wo ist denn nun das Geburtstagskind?“, fragte ich ungeduldig.
     Raik zeigt auf einen weißhaarigen alten Mann, der mit seinem Rollstuhl an einem Tischende saß, still in sich zusammengesunken. Wir traten vor ihn hin, gratulierten und ich überreichte ihm die Weltkarte.

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