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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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sanfte Wölbungen. Wie hatte er, sie DAS nur verstecken können?
     „Wil –", hob er an, doch stockte, als fiele ihm etwas ein. „Verdammt! Ich weiß gar nicht, wie ich dich jetzt nennen soll!"
     „Nenn mich einfach Wil. Mit richtigem Namen heiße ich eigentlich Wiltraut, aber ich habe den Namen nie gemocht.“ Angewidert verzog sie das Gesicht.
     „Gut, Wil, - Wil, ich muss schon sagen, du bist ein verdammt hübsches Weib, also ich meine, sowas sagt man natürlich keiner Dame, aber ich meine, so als Kumpel, äh... Kollegen... dachte ich... na du weißt schon...“ Piotr Petrowitsch merkte, wie er sich um Kopf und Kragen redete und war plötzlich still. Diese unverhoffte Geschlechtsänderung bot doch merklich mehr Probleme, als es zuerst den Anschein hatte und er hoffte, dass seine heißen Ohren nicht zu sehr leuchteten.
     Doch Wil schien weder das eine noch das andere zu stören. Sie lachte ein unnachahmliches Lachen und Piotr Petrowitsch wusste, von diesem blauen Wintermorgen in St. Petersburg an, würde nichts jemals wieder so sein, wie es vorher war.
     
    ***
     
    Tagebucheintragung vom 20.08.1987
     Olga und ich, wir zwei Schönen – nein, schön ist nur sie – waren für zwei Wochen am Balaton. Es war herrliches Wetter und es hätte alles so himmlisch sein können, wenn nicht... ja, wenn nicht. Aber am besten, ich beginne von vorne. Nachmittags kamen wir bei unserem Gastehepaar an. Sehr nett übrigens, ohne Kinder. Sie überließen uns das Schlafzimmer ihrer kleinen Wohnung. Die Zeit reichte gerade noch, um ein wenig die unmittelbare Umgebung zu erkunden und ein paar Lebensmittel einzukaufen. Dann, am zweiten Tag, sofort zum See – tiefblau das Wasser, hellblau der Himmel, so viel Blau, dass einem schwindelig davon wird. Das erste Mal ins Wasser, fast südliche Temperaturen. Ein leichter, schöner Urlaubstag, so wie er sein soll. Am dritten Tag ein langer Spaziergang durch den Ort. Man fühlt sich in eine andere Welt versetzt, eine südliche, paradiesische. Doch dann, am vierten Tag... Olga und ich fuhren wieder zum Strand hinunter. Den Trabi stellten wir auf dem Parkplatz ab. Als wir abends, nach einem völlig entspanntem Ferientag, zur Unterkunft zurückfahren wollten, war er weg. Verschwunden mitsamt allen Papieren.
    Olga bekam einen Schreianfall und haute mir ihre Tasche um die Ohren. Ich sei schuld. Danach dann die endlosen Rennereien zum Konsulat. Statt am Strand zu liegen saßen wir stundenlang bei brütender Hitze in staubigen Gängen. Endlich hatten wir vorläufige Papiere und zwei Bahntickets für die Rückreise, da tickte Olga während eines Streits auf offener Straße aus und schlug mich so, dass ich stolperte, hinfiel und mit dem Kopf gegen ein Treppengeländer prallte. Olga machte sich im Gewühl davon, ich wurde von einem Rettungswagen abgeholt und in das Krankenhaus gebracht. Die Ärzte, Schwestern und Sanitäter bewegten sich hektisch um mich herum und ich verstand kein Wort, fühlte mich völlig alleine. Glücklicherweise konnte einer der Ärzte ein bisschen Deutsch und erklärte mir, dass ich eine Gehirnerschütterung habe, eventuell noch eine Gehirnblutung auftreten könne, und ich deshalb zur Beobachtung einige Tage bleiben müsse. So lag ich fast eine Woche im Krankenhaus, Olga ließ sich nicht blicken. Ich wusste nicht, ob sie schon in die DDR zurückgereist war oder nicht. Als man mich fragte, ob man jemanden benachrichtigen solle, hatte ich nur stumm mit dem Kopf geschüttelt. Ich wurde entlassen und kehrte zur Unterkunft zurück. Dort sah ich sie, in einem Café in der Nähe, händchenhaltend mit einem dunkelhäutigen Kerl. Sie war also noch da und hatte Begleitung gefunden. Ich wagte nicht mir auszumalen, was in den fünf Tagen vorgefallen war. Im Zimmer wartete ich auf sie und sie kam spät, sehr spät. Sie sagte nichts, als sie mich erkannte, nicht einmal eine Entschuldigung, und auch ich sagte nichts. Seitdem reden wir kaum ein Wort miteinander. Warum tut sie mir das an? Manchmal denke ich, ich sollte sie verlassen, bevor sie mich zugrunde richtet. Aber ich kann nicht. Ich kann es wirklich nicht. Würde ich sie verlassen, müsste ich mir eingestehen, dass ich versagt habe. Und das könnte ich nicht, nicht bei etwas, das mein Leben bedeutet. So lange nur sie mich den Versager nennt, ist alles gut.
     
    ***
     
    Bis spät in der Nacht brannte das kleine flackernde Licht im Refugium des Piotr Petrowitsch. Wil hatte sich, nachdem sie den Tag für einige Besorgungen genutzt

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