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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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leise: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es lesen will.“
     „Wieso denn nicht? Du wolltest es doch selbst finden.“
     „Ja, aber jetzt, wo ich es sehe, ist mir so komisch zumute, als dürfe ich es nicht aufschlagen. Es macht mir Angst.“
     Herrje, ich war am Ende mit meinem Latein. Trotzdem weigerte ich mich weiterhin, es zuerst zu lesen, obwohl er es mir erlaubte. Wer weiß, was er da alles rein geschrieben hatte, was ich im Leben nicht wissen würde wollen. Ich versuchte es mit Zureden, nur bedingt an meinen Erfolg glaubend. Endlich ließ er sich mit dem Buch auf einen Küchenstuhl fallen, staubte es umständlich mit einem Papiertaschentuch ab und schlug es auf. Lange Zeit saß er so, las oder blätterte und ich verhielt mich mucksmäuschenstill, beobachtete nur hin- und wieder seine Reaktionen, gespannt darauf, was diese zurückgerufenen Erinnerungen in ihm auslösen würden. Es waren wohl keine guten Erinnerungen, denn seine Bleichheit stieg in erschreckendem Maße, bis ich das Gefühl hatte, ein Geist hocke vor mir am Tisch. Dies löste in mir ebenfalls eine unbestimmte Unruhe aus, die ich angestrengt versuchte, unter Kontrolle zu halten. Ab und zu stöhnte er kurz auf, doch mit dem, was dann kam, hätte ich niemals gerechnet. Wie ein Besessener sprang er auf, raufte sich die Haare während er seine Stirn mehrere Male gegen die Wand schleuderte und rief mit grausigem Entsetzen in der Stimme: „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!“
    Er schien keine anderen Worte mehr zu haben und diese Tatsache ließ mich ebenso entsetzt verstummen. Schlaff wie ein Schluck Wasser fiel er schließlich auf den Stuhl zurück, den Oberkörper über den Tisch gebreitet und begann zu schluchzen. Noch immer saß ich wie erstarrt und konnte nichts sagen. Endlich rang ich mir ein heiseres: „Was ist los?“ ab, auf welches er gar nicht reagierte. Dann, nach unendlichen Minuten, schaute er auf, durch mich hindurch, die Stirn rot und schrammig und sagte mit toter Stimme: „Lies selbst!“
     Zögernd griff ich nach dem Büchlein, das er zu mir herüberschob, und blickte auf die Seite, die er für mich aufgeblättert hatte. Die Zeilen, mit blauem Kugelschreiber geschrieben, wirkten auf mich etwas ungelenk – mehr Druckschrift als Schreibschrift, waren aber dafür nicht schwer zu entziffern. Das linierte Papier fühlte sich sandig unter meinen Fingerspitzen an. Wie nicht anders zu erwarten begann hier die Eintragung mit der Entlassung aus der Haft. Ich setzte mich bequemer auf dem Stuhl zurecht und las:
     
    Tagebucheintragung vom 16.08.1993
     Als ich heute nach drei Jahren auf den staubigen Vorplatz trat, war niemand dort, obwohl ich Olga geschrieben hatte. Ich wartete eine Stunde, dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung, ohne zu wissen, was ich vorfinden würde. Ich fürchtete das Schlimmste und sollte recht behalten. Olga war nicht da und viele ihrer Sachen fehlten, aber zum Glück nicht alle. Das machte mir Hoffnung. Nun warte ich. Das bin ich inzwischen gewöhnt. Ich sitze in der Wohnung und warte. Irgendwann wird sie noch einmal auftauchen. Sie kann nicht einfach so gehen und wenn, dann wird sie wiederkommen. Die Wohnung sieht schlimm aus. Zur Zeit habe ich selbst nicht die rechte Kraft, um etwas daran zu ändern, aber es muss irgendwann getan werden. Es ist wunderlich, wieder zu Hause und in Freiheit zu sein. Es ist, als wäre ich weiterhin in Haft, nur in meiner eigenen. Gleich am Nachmittag habe ich mir Kartoffeln, Gewürze und Schmalz besorgt. Ich habe lange keine guten Bratkartoffeln mehr gegessen. Und natürlich habe ich lange kein Tagebuch mehr geschrieben. Wozu auch? Drei verlorene Jahre, wer möchte die schon in seinem Tagebuch zu stehen haben?
      
    Tagebucheintragung vom 25.08.1993
     Heute stand Olga plötzlich in der Tür, neben sich so einen aufgeblasenen, breitschultrigen Kerl in lila Sakko. Die sind wohl zur Zeit modern. Ich fragte sie, wo sie gewesen sei, aber sie sah mich gar nicht an, sondern erklärte nur, dass sie jetzt bei „Ulf“ wohnen würde und nur noch ein paar Sachen holen wolle. Der Kerl grinste mich blöd an und ich sagte nichts, sondern machte ein so teilnahmsloses Gesicht wie möglich, obwohl ich innerlich das Gefühl hatte, ich sei ausgehöhlt und durchlöchert, bereit, jeden Moment zu zerbrechen. Ach, Olga, warum tust du mir das an? Du weißt genauso wie ich, dass wir zusammengehören und ich bin mir sicher, dass unsere Geschichte noch nicht zu Ende ist. Du wirst

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