Goldmond
erinnerte.
Aber die Königin hatte anders bestimmt. Githalad würde vorerst nicht zurück in die Hauptstadt gehen dürfen. Denn noch war der Schmied Mojisola nicht aus seiner Starre erwacht, in die ihn elbische Magie hatte verfallen lassen. Githalad wusste, Mojisola hätte ihn ablösen können, doch dazu hätte der Solifa erst geheilt werden müssen. Die Hausmittel, die Githalad zur Verfügung standen, halfen hierbei nicht. Vielleicht hätten der richtige Gesang oder die Künste eines elbischen Heilers etwas bewirken können. Immerhin beherrschten Herren des Lebens die Kräfte, auf die magischen Essenzen aller Wesen einzuwirken, sie zu ändern und Ungleichgewichte wieder auszugleichen.
Noch einmal fuhr Githalad über das neue Symbol, dass er neben dem Bildnis des Vanar in das dünne Goldblech gegraben hatte, das den Sarkophag bedeckte. Unwillkürlich formte seine Kehle wieder Sinans Gesänge, die die Magie seines Tuns verstärken sollten.
Ein trockener Hieb auf den Hinterkopf ließ ihn zusammenzucken.
Githalad unterdrückte den Schmerz und den Fluch, der ihm auf der Zunge lag. Er wandte sich nur halb zu dem Elb um, der ihm den Schlag versetzt hatte. »Es ist deine Herrin, die den Sarkophag ihres Gatten, um den sie trauert, mit der größtmöglichen Kunst hergestellt haben will. Dies kann nur mit Gesang geschehen, haben deine Gefährten dir das nicht gesagt?«
»Schweig!«, rief der Mann. Eine solche Angst schwang in seiner Stimme mit, dass Githalad sich erstaunt umwandte. Doch in der zunehmenden Dämmerung, die hier so weit im Süden erheblich kürzer war als noch in Bandothi, war der Miene des Elbs diese Furcht nicht anzusehen. Er kam aus den Urwäldern von Mundess, und so war seine Hautfarbe dunkler als das typisch holzfarbene Haar dieses Volkes. Trotzdem schien seine Haut blass und durchschimmernd zu sein. Er war erst heute als Aufseher über Githalad und seine Helfer eingeteilt worden, denn Hiltar, der Eiselb, der diese Arbeit bisher verrichtet hatte, war vor zwei Tagen vom Dienst am Tage befreit worden. Es gehörte zu den ersten Konsequenzen, die die ständige Hitze der Wüste dem elbischen Heer aufzwang.
»Ich weiß nur eines«, sagte der Waldelb, von dem Githalad vernommen hatte, dass man ihn Dikelewi nannte, »jeder, der nach dem Untergang der Weißen Sonne während meiner Wache diese unheiligen Klänge ausstößt, die euch Menschen den Tieren gemein machen, wird es büßen!«
»Das wird schwierig«, ließ sich Aedan von der anderen Seite des Sarkophags vernehmen. »Die Gesänge, die notwendig sind, wirken zur Roten Stunde eines Tages am besten!«
Ein scharfes Klatschen zeigte Githalad, dass einer der Aufseher, die den Elb aus Mundess bei der Aufsicht unterstützten, keinen Widerspruch gegen seinen Hauptmann duldete.
Dikelewi ging mit großen Schritten zu dem Mann hinüber und stieß ihn von Aedan fort. »Was fällt dir ein, willst du dich unglücklich machen, Mann? Du weißt, dass die Königin anordnete, die Sklaven nicht zu züchtigen!« Er riss ihm nun die Rute, die in Aedans Gesicht einen blutigen Striemen hinterlassen hatte, aus der Hand.
»Und wie soll das gehen?«, begehrte der Soldat zornig auf. »Sie machen, was sie wollen! Besonders in diesem unheiligen Land!«
»Zumindest sollten deine Züchtigungen keine sichtbaren Spuren hinterlassen!«, zischte Dikelewi. »Der alte Heermeister ist nicht mehr hier, merk dir das endlich! Und du weißt, wie grausam die Königin in ihrem Zorn werden kann. Der General steht an ihrer Seite, ihm gehorchen die Feuergeister dieses Landes – und sie werden dir, wie so vielen anderen auch schon, die Kraft stehlen, wenn er sie auf dich hetzt!«
Der Hauptmann schleuderte den langen Stecken aus Süßholz fort und warf einen Blick zum westlichen Horizont. »Die Purpursonne ist fast verschwunden. Es wird Zeit, diese Bande wieder in den Pferch zu treiben.«
Githalad unterbrach seine Arbeit nicht ohne Bedauern. Im Licht einiger Feuer und Fackeln hätte er sicher noch eine Zeitlang weiterarbeiten können, zumal hinter einem Hügelkamm im Osten bereits ein goldfarbener Schein den Aufgang der Zwillingsmonde ankündigte.
Waren auch die Elben schon immer dafür bekannt gewesen, Begegnungen mit Menschen des Nachts zu vermeiden, war diese Gewohnheit im Heerlager seit Tarinds Tod sogar zu einem Verbot ausgeartet. So auch jetzt. Githalad wusste, Drohungen körperlicher Gewalt waren seltener – doch die Furcht der Elben vor der Dunkelheit, in der sie von alters her
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