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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Seelenmagier verdächtigten, ihr Unwesen zu treiben, hatte hier in Solife geradezu panische Züge angenommen.
    Auch er selbst beeilte sich nicht aus Furcht vor den scharfen Worten Dikelewis und seiner Leute, seine Sachen zusammenzupacken. Es gab andere Arten, Schmerz und Qual zuzufügen, als mit Schwert oder Rute: Angst, Panik, das Ertränken der Erdkräfte, das Löschen von Seelenfeuer, und manchmal eben doch die Peitsche, eine Klinge oder eine Rute dort, wo man es nicht sofort sah.
    Aedan, der bereits seit Jahren sein Gehilfe war und mit Githalad zusammen bei der Eroberung Kharisars durch König Tarind mit dem Schmied in Gefangenschaft geraten war, hatte ihm einiges erzählt. Er war von Beginn an im Heerzug nach Solife dabei gewesen und hatte berichtet, ab und zu seien im Lager Geister zu sehen, die aus den Nebeln gemacht seien, die Angst verbreiteten und sowohl die Sklaven als auch die Elben erschreckten. Feuergeister, wie Dikelewi gerade vermutet hatte, waren es wohl nicht, dazu waren sie zu kalt, auch wenn sie bei einer Berührung Wundmale wie von Brand hinterließen.
    Githalad glaubte zwar nicht an solche Ammenmärchen, doch er hatte die Wunden gesehen, die sich nur schwer heilen ließen, und er wusste, dass Seelenherren die Gabe hatten, sich eine Gestalt aus Nebeln zu formen, wenn sie es wünschten. Man sagte ihnen nach, sie beherrschten den Tod, so wie elbische Heiler die Gabe des Lebens besaßen.
    Doch diese Magier waren selten geworden, seit der Fürst von Norad, der Zwilling des verstorbenen Königs, die Seelenherren vor über zehn Sommern mehr oder weniger hatte ausrotten lassen. Niemand, selbst Menschenvolk nicht, wusste mehr etwas Genaues über diese Kunst. Zu lange hatten diese Magier nicht mehr offen unter den Wesen der Welt gelebt. Im Lager der Menschen war man sich einig, dass keiner der Sklaven dieses Geschenk von Akusu erhalten hatte – also konnte es hier im Heer auch keinen Geist geben.
    Githalad achtete nur mit halbem Ohr auf die harten Worte, mit denen Dikelewi ihn und die anderen Schmiede zur Eile antrieb. Er verstand, dass der elbische Hauptmann sich fürchtete. Auch ihm selbst war gestern in der Hütte aufgefallen, in der er Mojisola pflegte, dass der Schatten in der Ecke tiefer war als erwartet. Für Momente hatte er in der Finsternis sogar blaue Punkte aufglühen sehen, aber hier in der Wüste waren solche Täuschungen häufig.Dazu kam der alte Aberglaube, die Landstriche Solifes seien von Feuergeistern und Dschinnen bevölkert, die Menschen und besonders Elben Schaden zufügten und sie, wenn schon nicht in die Jenseitige Leere, so doch aus der wirklichen Welt der geschaffenen Dinge hinauszerren wollten.
    Er verdrängte die schlechten Gedanken an Elben und die Beleidigungen, die sie jedem Menschen entgegenschleuderten, und konzentrierte sich auf die angenehme Vorstellung einer heißen Suppe, eines Feuers und ein paar Stunden Schlaf, die auf ihn warteten.
    Während Githalad sein Werkzeug-Bündel schulterte und Sand auf das Schmiedefeuer schüttete, um es zu ersticken, hörte er plötzlich ein Raunen und Gemurmel, das unter den Menschen und Elben aufkam, die ihn umgaben. Das war ungewöhnlich, denn die Menschen vermieden es nach dem Untergang der Purpursonne, in Anwesenheit elbischen Volks, zu viel zu sagen, um keinen Zorn auf sich zu ziehen. Verbittert dachte Githalad daran, dass die Königin sich zwar mit dem Ruf schmückte, die Menschen besser zu behandeln als ihr Gatte und der ihr so verhasste Schwager, aber dass die Umstände wohl eher zum Gegenteil geführt hatten. Es ging den Sklaven schlechter.
    Erst als er sich das vor Augen führte, fiel Githalad auf, dass die Worte, die er hörte, elbischer Natur waren. Es waren Worte, wie man sie die Kinder des Vanar lehrte, um sich vor den Flüchen und Zaubern von Akusus Volk zu schützen.
    Für einen Augenblick schoss der Gedanke durch Githalads Kopf, dass die Furcht der Soldaten allmählich Ausmaße annahm, die ihnen wohl eher schadeten denn nützten.
    Ein Schrei ertönte. »Was ist das dort?«, rief eine Stimme. »Seht nur – was ist das?«
    Rufe erklangen, elbische Worte des Lebens und des Schutzes vor den dunklen Mächten. Aber auch Menschen riefen jetzt furchtsam nach anderen ihrer Art. »Dort! Der Nebel, seht ihr ihn nicht? Der Geist des Syth kommt, um uns zu holen!«
    Githalad schrak zusammen. Es war mit dem Untergang der Sonne kühl geworden, wie es in der Wüste an jedem Abend der Fall war, zudem hatte er das Schmiedefeuer bereits

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