Goldmond
gelöscht. Und doch schien es ihm plötzlich kälter als sonst zu sein.
Githalad fröstelte und gab Aedan und seinen anderen Helfern, die ihn fragend ansahen, ein Zeichen, sie sollten sich so weit wie möglich von den Elben entfernen. Aedan gehorchte und führte die Seinen fort von dem Sarkophag, ohne das Blickfeld der Soldaten zu verlassen.
Githalad ging vorsichtig auf den Rufer zu. Es war ein Elb aus Hellor, wohl wie Dikelewi nicht lange in Diensten der Königin, denn Githalad hatte ihn ebenfalls noch nie gesehen. Der Mann starrte auf eine Stelle hinter einem der Pfähle, die den riesenhaften Sarkophag schützten und der im Schatten der letzten Sonnenstrahlen und auch des Feuers gelegen hatte. Githalad wusste, dass sich in dieser Richtung das ethandin der Königin befand, das diese dort aufgestellt hatte, um täglich in der Nähe ihres Gemahls beten zu können. Angeblich war sie ständig dort. Doch obwohl Githalad sich nun seit über einen Zehntag immer in der Nähe des Sarkophags aufgehalten hatte, und obwohl ständig feuchte Kälte das Zelt umgab, hatte er sie nie kommen und gehen sehen. Manchmal rührte sich stundenlang nichts hinter den schweren Tüchern, die jeden Blick ins Innere verwehrten, nicht einmal der Klang von Gebeten oder der Duft von Weihrauch drangen hinaus.
Es war, als sei sie nicht da. Vielleicht gab sie nur vor, um ihren Gatten zu trauern, oder vielleicht entsprach ein solches Trauerzelt der elbischen Sitte oder einer Sitte ihres Volkes. Vielleicht war es einfach angemessen, dass sie jede Demonstration ihrer Trauer vermied.
Zwar ging es Githalad nichts an, aber es hinterließ in ihm ein ungutes Gefühl. Zumal es ihm überaus ungewöhnlich erschien, dass eine Elbin sich so nah an einem Symbol des Todes aufhielt, wie dieser Sarkophag es darstellte. Githalad lief erneut ein Schauer über den Rücken, als er nun seinen Blick – nicht zuletztaus Neugier – auf die Nische hinter dem Pfahl richtete, der den gewaltigen Sarkophag hielt.
Doch nichts war dort, nur Finsternis, die dunkler war als der Nachthimmel selbst und in der nicht einmal Konturen von irgendetwas, sei es Mensch, Tier oder Gegenstand, zu erkennen waren. Eine Finsternis, an die sich selbst seine Augen nicht gewöhnen wollten.
Das erschreckte Githalad. Für einen Augenblick fragte sich der Schmied, ob ihm das vielleicht nur so vorkam. Es musste so sein. Hier in der Wüste war das Licht beider Sonnen kaum abgemildert durch Wolken oder Pflanzen und wurde vom hellgelben Sand und den Kalksteinen, aus denen die Landschaft Solifes bestand, zurückgeworfen. Die Tage waren nicht nur heiß, sie waren auch unglaublich grell. Und die Nacht brach in diesen Breiten schnell herein.
Eigentlich hätte die Tiefe des Schattens nicht verwundern sollen. Doch noch etwas anderes trug nun zu seinem Unbehagen bei. Es war absolut still geworden, nicht einmal die üblichen abendlichen Geräusche drangen an Githalads Ohr. Er warf einen Blick über die Schulter zu Aedan und seinen Helfern. Sie standen etwa zehn, fünfzehn Schritt vom Sarkophag entfernt eng zusammengedrängt und wisperten miteinander. Githalad hätte Aedan und seine Helfer am liebsten fortgeschickt. Doch ohne wenigstens zwei Soldaten als Begleitung war das unklug. Menschen ohne Begleitung gingen in diesem Heerlager nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht durch eine Menge elbischer Soldaten.
Aedan warf Githalad einen fragenden Blick zu. Dieser hob kurz die Schultern und wandte sich dann dem Elb aus Hellor zu, der immer noch mit einer Miene größten Entsetzens auf die dunkle Stelle vor dem Zelt der Königin starrte.
»Was hat dich so erschreckt?«, wollte Githalad nun wissen.
Der Mann erschrak und kam stolpernd auf die Beine. »Du! Du bist es, mit deinem ständigen Heulen, diesen Gesängen von Feuer und Erde!«
Verwirrt sah Githalad ihn an, dann spürte er, wie überstarke Finger ihn im Nacken packten. Dikelewi war herangekommen.
»Was geht hier vor?«, fragte er mit herrischer Stimme. »Was soll dieser Auftritt? – Warum seid ihr Sklaven noch immer hier?«
»Sie wollten die Königin verhexen!«, schrie der Soldat aus Hellor. »Ich habe es selbst gesehen! Es war dieser Schmied hier mit seinen üblen Gesängen!«
Dikelewi runzelte die Stirn und ließ seinen Blick über Githalad wandern. »So sehr ich diesen Dunkelmagiern alles Schlechte zutraue, wie konnten sie das deiner Ansicht nach tun, Dummkopf? Jene dort stehen etliche Klafter weit entfernt. Und diesen hier hat die Königin
Weitere Kostenlose Bücher