Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Situation vergessend, in der er sich befand.
»Ach, das war Ihre Idee?«, fragte Fouquet spöttisch. »Dann haben Sie bestimmt auch die Scheibe eingetreten.«
»Ja, hab ich.«
»Und wie ging’s dann weiter?«, wollte Tannenberg wissen.
»Dann hat der Chef gesagt, dass ich noch Benzin von oben vom Büro bis runter an den Eingang schütten soll. Damit ich das Feuer dort unten anstecken kann. Das hab ich dann halt noch gemacht«, sagte er und zog die Schultern nach oben.
»Und was ist mit der Bärenskulptur passiert?«, fragte Schauß.
»Die hab ich in eine Plastiktüte gesteckt, die ich immer hinten im Auto hab – man weiß ja nie, für was man die brauchen kann.«
Tannenberg brummte nur kurz auf.
»Und die Tüte hab ich dann oben im Wald unter Laub versteckt.«
»Anscheinend nicht gut genug!«
»Ja, leider …«
»Ja, leider«, wiederholte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission seufzend. »Jetzt erzählen Sie uns noch die Sache mit dem armen Obdachlosen, den Sie brutal ermordet haben.«
Thomas Krehbiel zog mit fahrigen Händen eine weitere Zigarette aus der rotschwarzen Schachtel heraus. Seine linke Hand zitterte beim Versuch, ein Streichholz zu entzünden so stark, dass es abbrach, bevor es sich entzünden konnte. Er nahm die Zigarette wieder aus dem Mund.
»Ja, was sollte ich denn machen? Der Chef hat mich doch unter Druck gesetzt und mir gedroht, weil ich in der Sache bei FIT.net mindestens genauso drin hängen würde, wie er selbst. Denn ich hätte ja den Brand gelegt. Und er könnt ja einfach sagen, ich wär’s gewesen – also das mit dem Mord an der Frau.«
»Das stimmt, das hat er wirklich geschickt arrangiert!«, bemerkte Schauß und gab dem Mann Feuer.
»Wie ist die Erpressung denn eigentlich abgelaufen?«, wechselte Tannenberg das Thema.
»Das war so: Der Penner hat einfach beim Chef angerufen und ihm gesagt, er hätte uns beobachtet …«
»Woher hat der denn gewusst, wer ihr seid?«, platzte Fouquet dazwischen.
»Ich nehm an, er hat die großen Firmenaufkleber auf dem Landrover gesehen, mit dem wir dort waren.«
»Und wie ging’s dann weiter?«
»Na ja, der wollt halt 10.000 Euro für sein Schweigen haben. Das hat der Chef ja auch bezahlt. Und ich bin dem Typ halt, nachdem ich die Plastiktüte mit der Kohle im Volkspark in einen Mülleimer gesteckt hatte, gefolgt …« Er stockte, räusperte sich und leerte das Wasserglas mit einem Zug.
»Und dann haben Sie gewartet, bis er in seiner Erdhöhle eingeschlafen war, haben ihm eine Tüte über den Kopf gestülpt, Ihren Armeegürtel um seinen Hals gelegt und so lange zugezogen, bis er sich nicht mehr gerührt hat. So war’s doch, oder?«, fragte der Leiter der Mordkommission schonungslos.
Thomas Krehbiel schniefte kurz auf, zog ein akkurat gefaltetes Stofftaschentuch hervor und putzte sich laut die Nase.
»Ja … So … war’s«, antwortete er stockend.
Tannenberg war sehr überrascht, als plötzlich Dr. Frederik Croissant die Tür des Vernehmungszimmers öffnete. Aber noch mehr als das unerwartete Auftreten des Anwalts erstaunte ihn die äußerst ungewöhnliche Reaktion des geständigen Mörders, denn dieser erklärte sofort lautstark seinen Verzicht auf eine juristische Unterstützung von Seiten des, vor kurzem noch von ihm heiß begehrten, smarten Firmenanwalts.
»Ach, der liebe Herr Rechtsanwalt! Sehr erfreut, Sie zu sehen!«
»Was soll diese affige Polemik, Herr Hauptkommissar?«, echauffierte sich Dr. Croissant, der ziemlich konsterniert über das abweisende Verhalten des MPI -Chauffeurs war.
»Ich freu mich wirklich, Sie mal wieder zu sehen, denn ich wollt Sie sowieso demnächst mal persönlich aufsuchen. Aber nicht wegen eines Rechtsstreits, sondern einfach nur mit der Bitte um eine Auskunft.«
»Tannenberg, ich hab jetzt weder Zeit noch Lust auf irgendeines Ihrer blöden Spielchen.«
Während Thomas Krehbiel von zwei uniformierten Beamten abgeholt wurde, bat der Kommissariatsleiter Dr. Croissant den Stuhl an, auf dem dessen vermeintlicher Mandant die ganze Zeit über gesessen hatte.
»Nein, bei Ihnen bleib ich lieber stehen.«
»Ach, Herr Anwalt, seien Sie doch nicht so misstrauisch. Ich will von Ihnen doch nur ein paar Informationen zu den Geschäftsbeziehungen zwischen der Firma FIT.net und der Firma MPI .«
»Dazu kann und darf ich Ihnen nichts sagen. Das wissen Sie doch ganz genau!«
»Aber der Firmenchef von Midas-Power-Investments , also dieser ominöse Christian Berger, für den Sie ja auch ab und an
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