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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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überreichte.
    »Was für eine schreckliche Meldung denn, Flocke?«, fragte Tannenberg verwundert nach.
    »Ja, die über das Acrylamid?«
    »Acryl … – was? Also Acrylfarbe hab ich, glaub ich jedenfalls, noch zu Hause. Brauchst du welche?«
    »Ach Chef, das ist doch keine Farbe.« Petra Flockerzie seufzte tief auf. »Das ist doch dieses Teufelszeug, von dem man so schwer krank werden kann. Das haben die Forscher gerade entdeckt. Das steckt in allem möglichen drin: vor allem im Knäckebrot und anderen Diätsachen. Was soll ich denn nur machen?«
    »Ach, mach dich doch nicht verrückt mit diesem Quatsch. Wenn man immer alles glaubt, was die angeblich überall finden, darf man überhaupt nichts mehr essen. – Dich betrifft das doch alles sowieso nicht mehr, Flocke!«
    »Wieso, Chef?«
    »Na, ich denke, du bekommst demnächst diese Gutscheine für Beauty-Farms und Wellnesskuren. Die Ärzte dort geben dir bestimmt nur einwandfreie, risikolose Lebensmittel zu essen.«
    Sabrina Schauß’ Bürotür öffnete sich plötzlich. Tannenberg hatte sie und den auskunftsfreudigen Rentner völlig vergessen. Er wartete, bis der ältere Mann das Kommissariat verlassen hatte. Dann informierte er seine Kollegin mit wenigen Worten über die neuesten Erkenntnisse der Spurensicherung und beauftragte sie damit, umgehend bei der Zentrale die Fahndung nach Rosi in Auftrag zu geben.
    »Wolf, bei der Kälte draußen habt ihr die besten Chancen, sie im Übernachtungsheim der Caritas in der Logenstraße zu finden«, mischte sich Mertel ein. »Das ist nämlich die einzige Unterkunft hier in der Stadt, die auch ein paar Plätze für Frauen hat.«
    »Woher weißt du denn das nun schon wieder, Karl? Du wirst mir allmählich richtig unheimlich!«
    »Manche Sachen weiß man eben«, orakelte der altgediente Spurenexperte, ohne auch nur ansatzweise seine Bereitschaft zu einer weitergehenden Erläuterung zu signalisieren.
     
    Tannenbergs Heimweg führte ihn durch die mit schmutzigbraunen Schneeresten betupfte Dr.-Rudolf-Breitscheid-Straße in das so genannte Musikerviertel der Stadt, in dem er seit seiner Geburt lebte. Als er gedankenversunken an den vom Bahnhof in die Innenstadt eilenden Menschen vorbeischlenderte, zog ihn plötzlich eine unbekannte Macht in Richtung der Richard-Wagner-Straße.
    Da sich sein Verlangen nach familiären Kontakten sowieso gerade in sehr engen Grenzen bewegte, wehrte er sich nicht gegen diese übernatürliche Einflussnahme, sondern ließ sich willenlos treiben, sehr gespannt darauf, wo ihn die Laune des Schicksals an diesem kalten Winterabend wohl hinführen würde.
    Wie von Geisterhand ferngesteuert, verlangsamten sich bereits nach kurzer Zeit seine Gehbewegungen. Er blieb stehen – direkt vor der Tür des Quartier Latin , der ersten Studentenkneipe, die nach Gründung der Universität in den 70er Jahren ihre Pforten für die durstigen und diskutierfreudigen Oberstufenschüler und Studenten geöffnet hatte. In nur geringem Zeitabstand folgten ihr damals zwei weitere Lokale, womit sich das sogenannte ›Idiotendreieck‹ konstituiert hatte.
    Kein Mensch wusste damals, wer diesen seltsamen Namen eigentlich geprägt hatte, aber bereits in kürzester Zeit hatte dieser Begriff einen derartigen Kultstatus erreicht, dass er selbst Jahrzehnte später, nachdem sich in der Zwischenzeit noch viele andere Kneipen zusätzlich im Musikerviertel angesiedelt hatten, immer noch ein oft benutzter Terminus war.
    Recht unsicher darüber, ob er gerade an diesem Abend für eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit bereit war, zögerte Tannenberg. Aber dann fasste er sich ein Herz, nahm allen verfügbaren Mut zusammen, drückte auf die goldenfarbene Messingklinke und schob die mit einer Glasfüllung versehene Holztür nach innen.
    Nun stand er mutterseelenallein in einem kleinen, düsteren Windfang, der durch einen schweren, braunen, teppichähnlichen Vorhang vom Gastraum abgetrennt war. Einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er nicht doch besser kehrtmachen sollte. Aber da war es schon zu spät. Ihm kam nämlich ein junges Pärchen entgegen, das ihn zuerst etwas verdutzt anblickte, sich dann aber lachend an ihm vorbeidrückte.
    Er hatte kaum seinen Blick in Richtung der Theke erhoben, als er schon freundlich begrüßt wurde.
    »Das gibt’s doch nicht – die Tanne!«, rief ein vollbärtiger, kräftiger Mann, der sofort auf Tannenberg zugelaufen kam. »Ich glaub’s nicht! Dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen!«
    »Hallo

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