Goldschatz
Fenster gebeten.«
»Du bist krank, weißt du das? Und ich wurde doch betäubt; ich weiß zu gut, wie sich das anfühlt.«
»Ach ja? Ich persönlich stehe ja nicht auf Tabletten, aber wenn du ...«
Sie hörte ihm nicht weiter zu, sondern stürmte Stattdessen ins Bad, ihren Rucksack über der Schulter.
»Ah«, sagte Ace, als er zu ihr aufblickte. »Du trägst wieder deine Maske.« Er saß auf dem einzigen Stuhl im Zimmer und blätterte in einer Zeitschrift. Vor ihm auf dem Tisch lag ein langes Stück Kordel, das offenbar von einem Vorhang stammte. Als Fionas Blick auf das Seil fiel, wich sie zurück. Immerhin hatte irgendjemand Roy Hudson getötet, und wenn sie es nicht gewesen war, bestand immerhin die Möglichkeit, dass er der Mörder war.
»Hör zu«, sagte sie besänftigend, »vielleicht sollten wir zur Polizei gehen. Vielleicht solltest du sie jetzt gleich Anrufen und...«
»Wir fahren gleich hin, aber wenn ich eins in den vergangenen Tagen gelernt habe, dann dass die Polizei einem keine Zeit zum Essen lässt, geschweige denn zum Duschen. Und ich möchte gewappnet sein für das, was vor mir liegt.«
Als er die Kordel liegen ließ, ja ignorierte, als wäre sie gar nicht vorhanden, sagte sie lächelnd: »Sicher. Geh nur duschen und dich rasieren. Ich warte hier auf dich.«
Er musterte sie blinzelnd. »Ich muss sichergehen, dass du nicht wegläufst, während ich unter der Dusche stehe und ...«
Er sah sie weiter blinzelnd an und Fiona brauchte eine Weile, ehe sie begriff, dass er ratlos war... und verlegen. Wie sollte er Toilette und Dusche benutzen und sie gleichzeitig im Auge behalten?
Sie musste wieder an ihre letzte gemeinsame Dusche denken. Sie hatte nur an Roys Leichnam denken können und daran, dass sie von oben bis unten mit seinem Blut besudelt gewesen war, aber jetzt erinnerte sie sich an ihre Nacktheit und seine nassen Kleider.
Als sie nackt gewesen war, war er nicht verlegen gewesen, aber jetzt, da die Rollen vertauscht waren ... Dachte er etwa, dass sie über ihn herfallen würde?
»Nur zu, du kannst in aller Ruhe duschen. Ich verspreche, nicht hinzusehen«, sagte sie im Tonfall einer Mutter, die mit ihrem neunjährigen Sohn spricht, der sich zum ersten Mal vor ihr schämt.
Er schien einen Augenblick zu zögern und wandte sich dann vom Bad ab. Wie kann man nur so empfindlich sein, fragte sie sich schmunzelnd.
»Wenn ich dich hier rauslasse, mache ich mich der Beihilfe zum Mord schuldig«, sagte er, ging ans Fenster und blickte zwischen den Übergardinen nach draußen.
»Richtig und du musst ja deine eigene Haut schützen«, bemerkte sie sarkastisch.
»Hör zu«, sagte er, als er den Vorhang losließ und sich ihr wieder zuwandte. »Ich weiß, dass du jetzt am liebsten weglaufen würdest, aber wo willst du hin? Du kannst schlecht nach New York zurückfliegen und morgen zur Arbeit gehen, als wäre nichts geschehen. Roy war eine prominente Persönlichkeit und seine Ermordung wird Schlagzeilen machen.«
»Ich habe ihn nicht getötet.«
»Vermutlich nicht«, sagte Ace und kramte seinen Rasierer aus dem Seesack. »Komm mit ins Bad und setz dich.«
»Ich werde nicht...«, wollte sie protestieren, überlegte es sich dann aber anders. Warum eigentlich nicht? Also ging sie mit ihm ins Bad und setzte sich auf die Toilette, während er anfing, sich zu rasieren.
»So, wie ich das sehe, tue ich dir einen Gefallen«, sagte er, Schaum im Gesicht und eine Rasierklinge an der Kehle.
Fiona sah sich nach einem schweren Gegenstand um, mit dem sie ihm eins überziehen konnte, aber aus dem Raum war längst alles geklaut worden, was nicht niet-und nagelfest war. Vielleicht rutschte er ja mit der Klinge aus ... »Ach ja? Und inwiefern?«, fragte sie. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, ihr den Rücken zuzukehren, wenn sie wieder drüben im Schlafzimmer waren, konnte sie ihn vielleicht mit dem Stuhl niederschlagen.
»Wenn du weglaufen würdest, wärst du auf der Flucht vor Recht und Gesetz ...«
Sie vergaß ihre Fluchtpläne fürs Erste. »Recht? Wie kannst du es wagen, dieses Wort mir gegenüber in den Mund zu nehmen? Was weißt du schon von Recht und Gesetz? Ich wurde von Kimberly getrennt, um einen Ausflug auf einem stinkenden Fischerboot zu unternehmen, und ...«
»Wer ist Kimberly?", fiel er ihr ins Wort, als er sich das Gesicht abtrocknete.
»Also wirklich«, stöhnte Fiona mit so viel Sarkasmus, wie sie aufbringen konnte. »Hast du Vogelfedern in deinen Augen und Ohren? Lebst du überhaupt in
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