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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Ecke.«
    »Und?«
    »Dieser Schupo hat am selben Tag noch Kuschkes Wohnung durchsucht. Die Wohnung seines Mordopfers.«
    »Ein Schupo bringt den anderen um? Mein Gott, was für eine Horrorgeschichte.«
    Charly nickte. »Bislang haben wir geglaubt, Kuschkes Mörder habe sich der Polizeiuniform nur bedient. Als Tarnung. Und natürlich, um ungestört in die Wohnung zu kommen als Kollege. Außerdem stehen die meisten Zimmerwirtinnen bei einer Uniform stramm.«
    Rath nickte.
    »Aber jetzt weiß ich, dass es doch ein Polizist war«, sagte Charly und schaute Rath an mit einem beinahe verzweifelten Gesichtsausdruck. »Gereon«, sagte sie, »der Mann, der mir an dieser Stelle entgegengekommen ist vor drei Tagen, dieser Mann, das war Sebastian Tornow!«
    100
    J etzt war alles ruhig, sie konnte sich aus ihrem Versteck wagen. Dass sie sich noch einmal in einem Kaufhaus einschließen ließe, das hätte sie nicht gedacht. Die Sache im KaDeWe, Bennys Tod, das alles lag erst zwei Wochen zurück. Und dann ausgerechnet Wertheim! Aber sie hatte keine andere Wahl, sie brauchte dringend Geld, um endlich aus dieser Stadt hinauszukommen, in der sie alle suchten. Sie brauchte Bargeld, und sie wusste, dass in diesem riesigen, unübersichtlichen Haus eine Menge an Bargeld schlummerte. Gut verteilt im ganzen Haus, auf alle Etagen und Abteilungen. Natürlich blieb in den Kassen am Abend nur das Wechselgeld zurück, sämtliche Tageseinnahmen kamen in den Tresor. Für diese Zwecke hatte Wertheim einen eigenen riesigen Tresorraum im Keller, und den zu knacken, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Daran hatte sich noch kein Schränker versucht, nicht einmal die Brüder Sass, obwohl Alex schätzte, dass der Wertheim-Tresor deutlich größere Mengen Bargeld enthielt als die meisten Banktresore Berlins.
    An das Wechselgeld in den Kassen war da schon leichter heranzukommen. Vor allem, wenn man wusste, wo die Kassenschlüssel aufbewahrt wurden, die sich die Kassiererinnen jeden Morgen bei Schichtbeginn abholten. Und Alex wusste das.
    Schmuck und Uhren, das ging nicht mehr. Kalli war tot, und bei jedem anderen, dem sie das Zeug anbieten würden, liefen sie Gefahr, an die Bullen ausgeliefert zu werden. Also Bargeld. Überwiegend Münzgeld. Würde eine ganz schöne Plackerei werden, aber es würde sich lohnen. In jeder Kasse lagen dreißig Mark Wechselgeld. Und es gab unzählige Kassen bei Wertheim, in vielen Abteilungen gleich mehrere. Die genaue Zahl wusste Alex nicht, aber hundert waren es mindestens; immerhin befanden sie sich im größten Kaufhaus Europas. Hundert mal dreißig. Es würde eine ganze Menge Klimpergeld zusammenkommen und damit auch eine ganze Menge Gewicht. Nur deswegen hatte sie Vicky mitgenommen, sonst hätte sie es alleine durchgezogen. Aber den Fluchtweg, den sie ausgesucht hatte, den würden sie nur zu zweit bewältigen – vor allem, wenn sie die Beute nicht zurücklassen wollten.
    Alex hatte nun keine Hemmungen mehr, ihren ehemaligenArbeitgeber zu bestehlen. Das würde ihr letztes Ding sein, danach würde sie Berlin für immer verlassen.
    Hundertzwanzig Mark hatte sie sich geborgt, das Geld hatte sie im Küchenschrank gefunden, in einem Steinguttopf, der noch nach Hering roch. Sie hatte nur rund achtzig Mark ausgeben müssen, ein paar neue Klamotten für sich und Vicky, das Haarfärbemittel und natürlich das Zimmer, in dem sie untergekommen waren. Eigentlich hatten sie das gemietet, um von dort aus in Ruhe ihren Rachefeldzug gegen den Mörderbullen fortsetzen zu können. Sie hatte mit Vicky schon weitere Pläne geschmiedet, als sie diesen Artikel in der Zeitung gelesen hatte. Sie war sich zunächst nicht sicher gewesen, der Artikel war sehr vage formuliert, doch Vickys Anruf im Revier am Wittenbergplatz hatte Gewissheit gebracht. Zuerst hatten sie ihr nur gesagt, Kuschke befände sich im Urlaub, als sie aber nachhakte und sagte, sie habe ein privates Anliegen und werde ihn zuhause besuchen, da hatte der Bulle am Telefon sie aufgeklärt. Es tue ihm sehr leid, dass ausgerechnet er ihr das mitteilen müsse, und er wisse ja auch nicht, wie nahe sie Hauptwachtmeister Kuschke stünde, aber leider Gottes sei der Hauptwachtmeister auf tragische Weise ums Leben gekommen.
    Irgendjemand hatte Kuschke, das sadistische Arschloch, einfach umgebracht!
    Anfangs wusste Alex nicht, ob sie sich nun darüber freuen sollte oder nicht. Da hatte ihr irgendjemand ihre Rache genommen, so fühlte es sich jedenfalls an. Obwohl sie so weit gar nicht hatte

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