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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Vielleicht war der Tod ihre Strafe.«
    Eine gewisse Genugtuung war ihm durchaus anzuhören. In Tornows Augen hatten die Männer, die das Leben seiner Schwester zerstört hatten, ihre verdiente Strafe erhalten. Und wahrscheinlich hatte er sogar recht damit, dachte Rath.
    Sie schwiegen. So eine düstere Geschichte hatte Rath nicht erwartet, sie beschäftigte ihn noch eine ganze Weile. Tornow schaffte es, irgendwie sein Lächeln wiederzufinden.
    »Na ja«, sagte er, »das sind alles Geschichten von gestern. Was zählt, ist das Heute.« Er hob seine Bierflasche.
    Rath tat es ihm gleich. »Auf das Heute! Du bist jetzt bei der Kriminalpolizei, da kannst du dafür sorgen, dass möglichst viele von den Kerlen, die so etwas tun, eingebuchtet werden.«
    »Wollen wir es hoffen.«
    »Wie gefällt dir eigentlich die Arbeit in der Mordkommission?«
    »Wenn man davon absieht, wie langweilig das Ganze manchmal werden kann ...«
    Rath musste grinsen, als er daran dachte, mit welchen Strafarbeiten er Tornow und Gräf zuletzt betraut hatte.
    »... also, wenn man davon absieht, dann erscheint es mir die sinnvollste Aufgabe zu sein, die man bei der Polizei überhaupt erledigen kann.«
    »Wo du recht hast, hast du recht.« Rath schaute Tornow an, bevor er weitersprach. Er wusste nicht, ob das Bier ihn so redselig gemacht hatte, aber das hier war eigentlich die Gelegenheit, bei Tornow einmal vorzufühlen. »Was würdest du davon halten«, begann er, »wenn ich mich bei Gennat dafür einsetze, dass du als Kommissar in der Inspektion A eingesetzt wirst? Vorausgesetzt natürlich, du schaffst die Prüfung.«
    Tornow schaute ihn an, ein wenig überrascht, vielleicht sogar überrumpelt. Aber er antwortete sofort. »Vorausgesetzt, ich schaffe die Prüfung«, sagte er, »liebend gerne.«
    Rath stellte seine Bierflasche auf den Tisch und schaute auf die Uhr. »Es wird langsam Zeit für mich«, sagte er.
    »Ich hätte dich sowieso in fünf Minuten rausgeworfen«, meinte Tornow, »mehr als ein Bier gibt’s nicht.« Er lachte. »Nein, im Ernst, ich muss in zehn Minuten an der S-Bahn stehen, wird knapp genug.«
    »Wohin fährst du denn?«
    »Westend.«
    Rath überlegte. »Ziemliche Weltreise mit der BVG, oder?«
    »Na ja.«
    »Mein Wagen steht draußen. Wenn du willst, kann ich dich ein Stück mitnehmen. Ich muss am Zoo zwei Passagiere abholen, einen Hund und eine Frau.«
    »Bahnhof Zoo wäre prima. Von da sind’s nur noch sechs, sieben Stationen mit der U-Bahn.«
    Kurze Zeit später saßen sie im Auto und fuhren die Potsdamer Straße hoch. Rath hatte Tornow noch um ein Glas Wasser gebeten, um die Bierfahne zu bekämpfen, hatte sich wie sein Gastgeber Hände und Gesicht gewaschen und die Haare nachgekämmt, dann waren sie aufgebrochen.
    Auf die Minute pünktlich kamen sie an. Charly und Kirie saßen wie vereinbart auf der Terrasse des Cafés Berlin in der Hardenbergstraße.
    »Geht das in Ordnung, wenn ich dich hier rauslasse?«, fragte Rath, der einen Parkplatz direkt vor dem Café erspäht hatte.
    »Ich glaube, ich bin noch ganz gut zu Fuß«, meinte Tornow. »Du musst mich jedenfalls nicht die Treppe runter bis auf den Bahnsteig fahren.«
    Rath grinste und setzte den Winker.
    Charly hatte ihn noch nicht bemerkt, aber Kirie hatte das Auto erkannt. Erstaunlich, dass der Hund den Buick aus hunderten Motorengeräuschen heraushören konnte, aber er konnte es. Er fing wie wild an zu bellen, und jetzt sah Rath, der gerade den Motor abstellte, dass auch Charly den Buick bemerkt hatte. Sie stand auf.
    Sollte Tornow sie ruhig kennenlernen, dachte Rath. Er kannteCharly wenigstens nicht von früher. Vor den anderen Kollegen hatten sie ihre Beziehung bis heute geheim gehalten, nicht einmal Gräf wusste etwas davon, obwohl Rath den Kriminalsekretär als einen seiner wenigen Freunde in dieser Stadt ansah. Allerdings hatte er das Gefühl, dass Gräf Charly ziemlich angehimmelt hatte, als er noch mit ihr zusammenarbeitete, also schwieg er lieber.
    Abzuwägen, ob er Charly und Tornow einander vorstellen wollte, dazu war es jetzt ohnehin zu spät. Kirie zog Charly mit der Hundeleine schon kräftig Richtung Auto, und Tornow hatte bereits die Beifahrertür geöffnet. Rath beeilte sich, ebenfalls auszusteigen. Er ging schnell um das Auto herum, gerade noch rechtzeitig, um Kiries stürmische Begrüßung entgegenzunehmen. Charly lächelte ihn an. Sie mochte es, wie er mit dem Hund umging. Auch Tornow betrachtete das Schauspiel.
    »Hallo, ihr beiden«, sagte Rath. »Das

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