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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Unterwelt. Wahrscheinlich hat er auch Rudi Höller auf dem Gewissen.«
    Marlow nickte. Das schien ihm zu passen, dass das Polizeipräsidium noch nichts wusste. »Und wo finde ich diesen Tornow?«, fragte er.
    »Sehen Sie«, sagte Rath, »genau das ist das Problem. Ich fürchte, er hat jemanden in seine Gewalt gebracht.«
    110
    S ie hatten recht gehabt. Jemandem den Schlaf zu stehlen, das war die schlimmste Qual, die man einem Menschen antun konnte, ohne ihn zu verletzen.
    Gerade einmal eine Nacht war sie ohne Schlaf geblieben, sie standen also erst am Anfang. Doch schon die Nacht davor hatte Charly schlecht geschlafen, weil sie immer schlecht schlief, wennsie sich mit Gereon gestritten hatte. Was hätte sie gegeben für ein kleines Nickerchen, aber immer, wenn sie gerade wegnickte, rüttelte sie jemand wieder wach.
    Sie hatten sich abgewechselt in der Nacht, Tornow, Scheer und Klinger. Und noch weitere Männer, die sie nicht kannte. Stundenweise hatten sie vor ihr gesessen und sie immer wieder gefragt. Was wissen Sie? Was weiß Kommissar Rath? An der Art der Befragung hatte sie gemerkt, dass es allesamt Polizisten sein mussten, die Männer, die sie hier festhielten und quälten. Irgendwie passte das nicht ganz mit ihrem Weltbild zusammen, sie hatte die Polizisten immer für die Guten gehalten, bis auf wenige Ausnahmen jedenfalls.
    Sie musste an Gereon denken, wie ungläubig er gestern (oder vorgestern?, sie wusste es schon nicht mehr so genau) reagiert hatte, als sie ihm von Tornow erzählt hatte und ihrer Beobachtung. Die Geschichte, in die sie jetzt geraten war, würde er noch viel weniger glauben. Und die anderen Kollegen? Gennat oder Böhm? Wenn alle Männer, die sie beschuldigte, ein Alibi würden vorweisen können? Wahrscheinlich hatten Scheer und Tornow recht: Niemand würde ihr glauben. Vielleicht doch Gereon, was hatte er noch am Telefon gesagt, gestern. Oder vorgestern? Heute? Sie spürte, wie die Gedanken anfingen, um sich selbst zu kreisen, und sie wieder wegdämmerte.
    Selig wollte ihr Körper sich in den Schlaf fallen lassen.
    Bis ein brutales Rütteln sie wieder herausriss.
    »Woher hat Gereon Rath diese Telefonnummer?«, fragte eine Stimme. Nicht Scheer, nicht Tornow, irgendeine von den anderen Stimmen, die sie schon seit Stunden quälten. Glücklicherweise hatte sie keinen blassen Schimmer, von welcher Telefonnummer da immer die Rede war, sonst hätte sie es ihnen womöglich tatsächlich irgendwann verraten.
    111
    D as Kommissariat für Straßenverkehrsangelegenheiten öffnete um 8.30 Uhr. Rath saß seit Viertel nach acht auf der Holzbank im Gang und wartete darauf, dass die Beamten endlich aufschlössen. Nichts geschah. Kurz vor halb kam ein Mittfünfziger endlich den Gang hinunter, aufreizend langsam, wie es Rath erschien. Stirnrunzelnd schaute er den Wartenden vor seinem Büro an und zog einen Schlüsselbund aus der Tasche. Rath stand auf.
    »Guten Morgen«, sagte er und erntete lediglich einen missbilligenden Seitenblick. Keine Antwort, nicht einmal ein Gruß.
    Als der Mann die Tür aufgeschlossen hatte, wollte Rath folgen, doch das wurde ihm untersagt.
    »Wenn Sie sich bitte noch einen Moment gedulden«, sagte der Beamte, »wir öffnen in einer Minute.«
    Mittlerweile kamen auch weitere Mitarbeiter den Gang hinunter, andere Bürotüren wurden geöffnet, Rath musste warten.
    Schließlich steckte der Beamte pünktlich auf die Minute den Kopf durch die Tür.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    Freundlichkeit erst nach Dienstbeginn?, dachte Rath und zeigte dem Mann seinen Dienstausweis.
    »Inspektion A«, sagte er, »ich brauche eine Information. Den Halter dieses Wagens.« Er reichte dem Beamten einen handgeschriebenen Zettel.
    Der Beamte setzte eine Lesebrille auf und las.
    »Haben Sie ein Amtshilfeersuchen?«
    »Nein«, sagte Rath, »aber ich habe es eilig. Gefahr im Verzug.«
    Dieses Argument zog normalerweise immer, doch der Mann wackelte nur nachdenklich mit dem Kopf.
    »Es eilt«, sagte Rath, »wenn Sie mir den Gefallen tun könnten.«
    Der Beamte nickte. »Gut«, sagte er, »will ich mal ein Auge zudrücken.«
    Rath blieb am Schreibtisch stehen und wartete, doch der Beamte machte keinerlei Anstalten, irgendetwas nachzuschlagen.
    »Was ist?«, fragte er stattdessen. »Was wollen Sie denn noch?«
    »Na, den Halter?«
    »So schnell geht das nicht. Ich rufe Sie an.«
    »Verdammt, guter Mann, beeilen Sie sich«, fuhr Rath den Beamten an, »möglicherweise geht es um Leben und Tod.«
    Der Beamte ließ

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