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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Kaum hatte Rath die Wohnung betreten, schloss sie die Tür hinter ihm. Sie führte ihn in einen akkurat aufgeräumten Salon. Ein Teetisch mit zwei Stühlen stand direkt am Fenster, das auf die Spenerstraße hinausführte. Unten konnte Rath seinen Buick am Straßenrand stehen sehen. Er setzte sich und holte das Foto aus der Tasche, das er in der Burg besorgt hatte. Die Personalakte Tornow, die von den Fahndern an sein Büro gereicht worden war.
    »Das ist ja ein Polizist«, sagte die Brettschneider, als sie das Bild sah, auf dem Sebastian Tornow unter einem Tschako sein Lächeln zeigte. »Ich dachte, es geht um Entführung.«
    »Aber dieser Mann war dabei?«, fragte Rath.
    Die Brettschneider nickte. »Aber in Zivil, nicht in Uniform.«
    »Natürlich. Verdeckte Ermittlung, Sie verstehen?«
    Er schenkte ihr ein konspiratives Lächeln, und sie nickte.
    »Haben Sie ... Sind Sie deshalb ab und zu bei Fräulein Ritter in der Wohnung?«, fragte sie. »Sind Sie auch verdeckter Ermittler?«
    »Aber das bleibt unter uns, ja?«
    Sie nickte. »Und weswegen soll sie entführt worden sein?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen.« Rath senkte seine Stimme. »Staatsgeheimnisse, Sie verstehen?«
    Irmgard Brettschneider nickte beflissen. »Ich sage nichts, Herr Kommissar!« Sie blühte richtiggehend auf. An Irmgard Brettschneider schien eine Geheimagentin verloren gegangen zu sein. »Ich habe auch eine Autonummer«, flüsterte sie, als werde ihre Wohnung abgehört, und Rath hob seine Augenbrauen. Sie zuckte entschuldigend die Achseln. »Ich schreibe immer auf, wer vor dem Haus parkt, man weiß ja nie. Es war eine schwarze Limousine. Die Marke kann ich Ihnen leider nicht sagen, ich kenne mich nicht so aus mit Automarken. Aber die Nummer, die habe ich. Würde Ihnen das helfen?«
    Rath nickte und überlegte währenddessen, wie oft die Brettschneider ihn schon beobachtet haben mochte, ohne dass er auch nur die leiseste Ahnung davon hatte, im Treppenhaus, sogar auf der Straße.
    »Ja«, sagte er schließlich, »das würde uns sehr helfen.«
    Als er endlich wieder am Luisenufer parkte, diesmal direkt vor dem Haus und nicht versteckt in der Ritterstraße, war es mittlerweile Nacht geworden. Über zwei Stunden hatte er in der Burg verbracht. Er hatte alles versucht, um irgendwie in die Straßenverkehrsabteilung zu gelangen, doch die war sonntags verriegelt und verrammelt, so wie die meisten Büros im Polizeipräsidium. Den offiziellen Weg einzuschlagen hatte er nicht gewagt, die Inspektionsleitung einzuschalten oder den Staatsanwalt. Was sollte er denen erzählen?
    Der Flur war ein wenig vernebelt, als er seine Wohnung betrat. Für einen Moment hoffte er, Charly sei zu ihm gekommen und warte dort vielleicht schon seit Stunden auf ihn, während er sich im Präsidium und in ihrer Wohnung herumgetrieben hatte. Erst, als er schon in der Küchentür stand, merkte er, was ihn an diesem Rauch irritiert hatte: Der hatte überhaupt nicht nach Juno gerochen, nicht einmal nach Zigarette.
    Sondern nach Zigarre.
    Und so wunderte es ihn weniger, als es ihn hätte wundern sollen, als er in die Küche trat und Johann Marlow erblickte, der eine seiner Zigarren zwischen den Zähnen stecken hatte und Kirie, die sich nicht von der Stelle bewegt zu haben schien, seit Rath die Wohnung verlassen hatte, den Hinterkopf kraulte. Auf einem weiteren Stuhl saß Liang, zwei Männer in hellen Sommermänteln standen an der Anrichte. Marlow schaute auf.
    »Hier war niemand, als wir geklingelt haben«, sagte er. »Deswegen haben wir uns erlaubt, schon mal einzutreten.«
    »Dann muss ich ja gar nicht mehr sagen: Fühlen Sie sich wie zu Hause. Das tun Sie ja bereits.«
    »So gut es geht. Hier ist ja nicht gerade aufgeräumt.«
    »Das waren die Leute, die Hugo Lenz auf dem Gewissen haben«, sagte Rath. »Ich fürchte, die haben Wind davon bekommen, dass ich ihnen auf der Spur bin.« Er holte Tornows Foto aus dem Jackett und legte es auf den Tisch. »Das ist einer von ihnen«, sagte er. »Sebastian Tornow. Der andere ist leider schon tot, ein Hauptwachtmeister Jochen Kuschke.«
    »Alle Achtung«, sagte Marlow. »Gute Arbeit, Herr Kommissar.« Er schaute die beiden Männer an der Anrichte an. »Nehmt euch ein Beispiel an diesem Mann!«
    »Es gibt bis jetzt keine offizielle Ermittlung gegen Tornow«, sagte Rath, »die Beweislage ist ziemlich dünn, und ich bin erst vor Kurzem darauf gestoßen, dass er das Ganze zu verantworten hat. Offensichtlich will er Unfrieden stiften in der

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