Goldstück: Roman (German Edition)
ich.«
»Danke.«
»Bitte sehr. Und nun weiter. Was ist mit einer Partnerin oder einem Partner?« Jetzt habe ich eh schon verraten, dass er mir gut gefällt – da kann ich mir die vornehme Zurückhaltung sparen.
»Sie meinen eine Freundin?«
»Ja, das meine ich.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Na«, meine ich lachend, »es gibt durchaus auch einige Leute, die dankbar wären, Single zu sein.«
Daniels Miene verdüstert sich. »Zu denen gehöre ich nicht gerade. Aber mit Frauen haben ich kein besonders großes Glück.« Augenblicklich ist die gelöste Atmosphäre zwischen uns verschwunden, die Spannung ist nahezu spürbar.
»Versuchen Sie es doch mal mit Männern«, mache ich einen lahmen Scherz, um die plötzlich umgeschlagene Stimmung wieder zu heben. »Wobei«, füge ich hinzu, als ich an Daniels Grinsen bemerke, dass der Witz seine Wirkung nicht verfehlt hat, »wenn ich genauer darüber nachdenke – Männer kann ich eigentlich auch nicht empfehlen.«
Er sieht mich erstaunt an. »Jemand wie Sie hat doch bestimmt zehn Verehrer an jedem Finger!«
Meine Güte, was hat Daniel nur für ein Bild von mir? Der scheint ja echt zu glauben, ich sei eine Superfrau, der die Typen nur so die Bude einrennen. Vielleicht hat er ja auch ganz einfach eine Sehstörung? Okay, ich bin nicht die Hässlichste unter der Sonne, das weiß ich selbst – aber Gisele Bündchen bin ich nun auch nicht gerade.
»Nicht ganz«, teile ich ihm mit und versuche, mich wieder auf unsere Arbeit zu konzentrieren. Irgendwie ein komischer Kerl. Optisch eine lässige Bude, aber in Wirklichkeit so verkopft und verkrampft, dass man ihn am liebsten schütteln möchte.
»Wahrscheinlich merken Sie es einfach nur nicht«, behauptet er und grinst mich weiter an.
»Na ja, ich, äh …« Meine mühsam erarbeitete Souveränität fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus. »Also, ich …«, stottere ich weiter. Dann straffe ich die Schultern. »Das ist wirklich ein sehr nettes Kompliment von Ihnen«, erkläre ich, »aber im Moment geht es nicht um meine Finger und meine Verehrer, sondern um Ihre.« Ich mustere ihn streng.
»Tut mir leid«, kommt es prompt kleinlaut zurück. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, sondern nur etwas Nettes sagen.«
»Kein Problem«, gebe ich mich gnädig. »Aber wir sollten jetzt weitermachen.« Doch während wir nach weiteren positiven Aspekten in Daniel Unverzagts Leben suchen, pocht mir das Herz bis zum Hals. Kann es wirklich sein, dass dieser sensationelle Mann mich toll findet? Unglaublich!
Wir arbeiten eine weitere Stunde an der Liste, bis wir ganze dreißig Punkte zusammenhaben, darunter auch Kleinigkeiten wie »Ich kann sehr gut kochen«, »Man schätzt mich für meine Verlässlichkeit« und »Ich kann ziemlich gut Klavier spielen«.
»Sehen Sie«, stelle ich am Ende zufrieden fest. »Das war doch gar nicht so schwierig.« Mit Schwung reiße ich den Papierbogen ab, rolle ihn zu einer Röhre zusammen und reiche ihn Daniel. »Wie gesagt, hängen Sie das Blatt bei sich zu Hause auf.«
»Mach ich«, verspricht Daniel.
»Dann kommen wir zum nächsten Punkt.« Ich bücke mich und hebe den Stapel Zeitschriften auf. »Jetzt werden wir ein bisschen basteln.«
»Basteln?«, fragt er nach und blickt schon wieder skeptisch
drein. Dann aber sagt er: »Nein, ist schon gut, wir tun einfach das, was Sie sagen. Was basteln wir denn?«
»Eine Wunsch-Wand. Auf die kleben wir alles auf, was Sie noch nicht haben, was Sie aber gern hätten.«
Zwei Stunden später sitzen Daniel und ich inmitten von Papierschnipseln auf dem Fußboden und betrachten zufrieden unser Werk, das ich an die Wand neben der Verbindungstür zum zweiten Büroraum gepinnt habe.
»Am besten gefällt mir die mallorquinische Finca mit Swimmingpool«, meine ich und deute auf das Bild der Luxus-Ferienwohnung, das Daniel links oben in die Ecke geklebt hat.
»Ich finde eigentlich das Sixpack besser«, meint Daniel in Hinblick auf den Bauch des männlichen Unterwäsche-Models, das er aus der FHM ausgeschnitten hat, um damit seinen Wunsch »super in Form« zu symbolisieren. »Noch besser würde es mir gefallen, wenn es wirklich reichen würde, meine Wunsch-Wand zu Hause aufzuhängen, jeden Tag draufzugucken, und, zack, sehe ich aus wie der Typ da. Aber ich fürchte, so ganz ohne Sport wird es nicht gehen, damit muss ich dringend wieder anfangen.«
»Es gibt doch auch«, stelle ich trocken fest, »mittlerweile solche Implantate. Die lässt man sich vom
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