Goldstück: Roman (German Edition)
aufgelegt habe. Damit wäre schon der nächste Punkt auf meiner Liste zur Hälfte abgehakt, Ralf und Nadine sind wieder zusammen und glücklich. Und so, wie das mit dem Anziehungsgesetz gerade läuft, bin ich ziemlich sicher, dass der Rest auch bald eintreten wird.
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16. Kapitel
H allo, Kirsten!«
»Hallo!« Unwillkürlich zucke ich zusammen, als Daniel mich am nächsten Morgen wie selbstverständlich mit dem Namen meiner Cousine begrüßt. Natürlich tut er das wie selbstverständlich – er denkt ja, dass ich so heiße.
»Und?«, will er wissen, nachdem er im Besprechungszimmer auf einem der zwei Sessel Platz genommen hat, während ich es mir in dem anderen gemütlich gemacht habe. »Haben Sie Ihrem Freund«, er betont das Wort, »gestern noch helfen können?«
Ich nicke. »Ja, er hatte eine leichte Ehekrise, aber das haben wir schnell wieder hinbekommen.«
Jetzt strahlt Daniel Unverzagt übers ganze Gesicht. Wegen der Ehekrise? Egal, ich bin schon wieder hin und weg von seinem Anblick, der Kerl könnte glatt Werbung für Zahnpasta machen.
»Kann ich mir gut vorstellen«, meint Daniel, »dass Sie genau die Richtige sind, die in so einer Situation helfen kann. Wahrscheinlich rennen Ihnen Ihre Freunde die Bude ein, weil Sie eine so gute Beraterin sind.« Ich merke, wie ich leicht rot anlaufe. Wenn er wüsste, dass ich bisher noch nicht einmal mein eigenes Leben auf die Kette bekomme, würde er vermutlich ganz schön dumm gucken. Aber gut, soll er mich ruhig für Superwoman halten. »Übrigens sehen Sie heute wieder sehr hübsch aus«, setzt er noch einen drauf, und meine Gesichtsfarbe wechselt zu Dunkellila.
»Äh, vielen Dank.« Nervös fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare. Die habe ich heute früh sogar extra auf Heißwickler gerollt, damit sie besser sitzen. Dazu habe ich mich für
eine blaue Bluse mit V-Ausschnitt entschieden, die meine Augen betont, und trage einen weißen, engen Jeansrock, der mir bis zu den Knien geht. Im Stehen jedenfalls. Jetzt, im Sitzen, fällt mir auf, dass ich doch relativ viel Bein zeige. Nun ja, es scheint seine Wirkung bei Daniel Unverzagt ja nicht verfehlt zu haben.
»Also«, schlage ich einen geschäftlichen Ton an, um aufs Wesentliche zu kommen. Dabei hätte ich nichts dagegen, noch ein bisschen mit Daniel zu flirten, und natürlich habe ich mich einzig und allein für ihn so aufgehübscht. Aber es kämpfen eben zwei Seelen in meiner Brust, die eine, die sich wünschen würde, ihn auch privat näher kennenzulernen – und die andere, die vernünftigere, die weiß, dass heute Nachmittag um vier das »Seminar« vorbei ist und ich ihn dann vergessen muss. Was für ein Jammer! »Wollen wir anfangen?«
Daniel nickt. »Klar. Dafür bin ich schließlich hier. Und ich bin wirklich schon seeehr gespannt.«
»Gut.« Ich stehe auf, gehe rüber zum Flip-Chart und nehme einen roten Edding in die Hand. »Erzählen Sie mir, für welche Dinge in Ihrem Leben Sie dankbar sind.«
»Wofür ich dankbar bin?«
»Genau«, bestätige ich. »Worüber freuen Sie sich? Worauf sind Sie stolz? Was ist Ihnen wichtig?«
»Hm.« Daniel rutscht etwas unruhig auf seinem Platz hin und her. »Das kann ich so auf Anhieb gar nicht sagen.«
»Nein? Sie können mir keine zwei, drei Dinge in Ihrem Leben nennen, für die Sie dankbar sind?«
»So aus dem Stegreif ehrlich gesagt nicht«, gibt er zu. »Ich muss auch gestehen, dass ich mal wieder nicht begreife, was das mit meinem Job zu tun hat.«
Ich lasse den Stift sinken. »Daniel«, beginne ich, als hätte ich einen kleinen Schuljungen vor mir sitzen. »Wir waren uns doch darüber einig, dass die Schwierigkeiten, die Sie mit Ihren
Mitarbeitern haben, teilweise daher rühren, dass Sie negative Signale aussenden. Deshalb möchte ich den heutigen Tag mit Ihnen dazu nutzen, dass Sie sich ganz bewusst auf das konzentrieren, was positiv in Ihrem Leben ist.« Ich versuche, den Satz, den Kiki einmal zu mir gesagt hat, wieder zusammenzubekommen. »Unsere Aufmerksamkeit bestimmt unser Fühlen und Denken. Umgekehrt bestimmen unser Fühlen und Denken unsere Aufmerksamkeit.«
»Verstehe.« Obwohl er gerade nicht so aussieht, als würde er es wirklich verstehen.
»Kurz gesagt: Wenn Sie als Privatmensch glücklicher und zufriedener sind, wird sich das auch aufs Berufsleben auswirken.«
»Aber ich bin glücklich und zufrieden!«
»Wirklich?«
Ich bedenke ihn mit einem prüfenden Blick. Und denke gleichzeitig: Mensch, Daniel, jetzt
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