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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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abholen und wegbringen. Die Wohnungsklingel hast du wohl nicht gehört, aber dann hab ich dich vorn im Büro gesehen. Was machst du denn da?«
    »Och, nichts Besonderes. Das ist nur ein Mietinteressent«, schwindele ich. »Wenn ich die Bude hier behalten will, muss ich den vorderen Teil wohl untervermieten.«
    »Ach so, verstehe. Und der Typ interessiert sich für die Büroräume? Was macht er denn?«
    »Irgendwas mit Versicherungen«, sage ich schnell.
    »Hm.« Stefan guckt nachdenklich drein. »Wird komisch werden, oder? Wenn da auf einmal jemand anderes als Kiki ist.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Schon, aber was soll ich machen?«
    »Ja, sicher.« Er räuspert sich. »Jedenfalls hätte ich jetzt Zeit, die Kartons zu Kikis Eltern und zur Altkleidersammlung zu bringen.« Er zögert. »Außerdem wollte ich dich fragen, ob du mit mir zusammen zum Friedhof kommst.«
    »Ja, da fahre ich gern mit. Ich müsste nur …« Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz vor drei, eine Stunde lang muss ich
    mich noch um Daniel kümmern. »… hier noch was fertigmachen. Aber ab Viertel nach vier hätte ich Zeit.«
    »Dann kann ich ja so lange schon mal Kikis Sachen wegbringen, und dann komme ich wieder.«
    »Gute Idee, so machen wir es. Dann lass uns die Kartons holen.« Ich gehe auf den normalen Hauseingang zu und krame den Schlüssel hervor, der in meiner Rocktasche steckt.
    »Ich hatte die Sachen doch ins Büro gestellt«, wundert Stefan sich.
    »Ja, aber ich hab sie in mein Zimmer geräumt, weil doch jetzt immer mal wieder Leute kommen und sich die Büroräume ansehen wollen.«
    »Klar, sicher.«
    Ich schließe die Wohnungstür auf, gehe mit Stefan in mein Zimmer und helfe ihm, Kikis Sachen in seinem Auto zu verstauen.
    »Dann bin ich kurz nach vier wieder hier«, sagt Stefan, bevor er in seinen Wagen steigt.
    »Alles klar, ich bin da.«

    »Tut mir leid«, sage ich zu Daniel Unverzagt, als ich wenig später zurück in den Besprechungsraum komme.
    Er steht vor dem Sideboard neben Kikis Regal und studiert interessiert die Zeitschriften und Flyer, die dort liegen. »Das konnte nicht warten, ich musste da kurz was klären.«
    »Wieder ein Freund mit Problemen?«, fragt er, und mir entgeht nicht der amüsierte Unterton in seiner Stimme.
    »Äh, sozusagen.«
    Er lächelt mich an. »Ich sag ja: an jedem Finger zehn Verehrer«
    »Das war kein Verehrer.«
    »Geht mich auch nichts an«, stellt Daniel fest, womit er natürlich recht hat. »Aber nachdem uns jetzt nur noch eine knap
    pe Stunde bleibt«, fährt er fort, »würde mich etwas anderes viel mehr interessieren.«
    »Nämlich?«
    »Wie sieht eigentlich Ihre persönliche Wunsch-Wand aus? Dürfte ich da neugierigerweise auch mal einen Blick drauf werfen? Also, nur, um mal zu sehen, wie ein Profi das macht.«
    Damit trifft er mich unerwartet, mit so etwas hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Zeigen kann ich ihm natürlich auch nichts, denn ich habe ja gar keine Wunsch-Wand. »Äh«, bringe ich hervor. »Also, genau genommen – fast so wie Ihre.«
    »Ehrlich?« Er geht einen Schritt auf mich zu, steht jetzt ganz dicht vor mir und schaut mir direkt in die Augen. Vor lauter Schreck bildet sich sofort wieder ein Kloß in meinem Hals, mein Herzschlag galoppiert so wild, dass ich fürchte, es setzt jeden Moment aus. Sein Mund ist fast direkt vor meinem, es wäre so leicht, ihn einfach zu küssen.
    »Ja«, krächze ich, »sie sind sich wirklich erstaunlich ähnlich.«
    Er schweigt und guckt mich weiter eindringlich an.
    »Bis auf das Sixpack«, füge ich stotternd hinzu, »das wünsche ich mir natürlich nicht.« Ich rücke ein paar Schritte von ihm ab, obwohl es mir schwerfällt.
    Daniels Blick zeigt Verwirrung und eine gewisse Verletztheit, er verschränkt die Arme vor der Brust. »Ja, klar, natürlich«, bringt er schließlich hervor. Dann sieht er auf seine Uhr. »Oh, es ist ja schon kurz nach drei«, meint er und wirkt dabei ziemlich konfus. »Es tut mir leid, aber ich muss los, die letzte Stunde muss wohl ausfallen. Ich habe meinen Eltern versprochen …« Er verstummt, sieht sich hektisch im Raum um, stürzt dann auf die Garderobe zu, an die er seinen Sommermantel gehängt hat, und reißt ihn vom Haken runter. »Ja, äh, sorry«, sagt er, während er ihn überstreift. »Das war ein wirklich inter-essantes Wochenende, hat mir mit Sicherheit eine Menge ge
    bracht.« Jetzt steht er wieder vor mir und streckt mir förmlich eine Hand entgegen, die ich resigniert schüttle. Was

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