Golem - Golem - Genome, Inc.
Hass in seinem Herzen, als dass er irgendetwas hätte verändern können. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Er war noch nicht bereit, seinen Hass aufzugeben. Vielleicht später … Vielleicht würde er die Transkriptoren dann in eine strahlende Zukunft führen … aber nicht jetzt. Sein ganzes bisheriges Leben hatte er versucht, Veränderungen herbeizuführen, indem er die Macht Genicos dafür einsetzte, und was hatte es ihm gebracht? Es hatte ihn geradewegs ins Gefängnis geführt und Dolce den Tod gebracht. Nun war ihm nur noch sein Hass geblieben, und der gab ihm Kraft. Er brauchte nichts anderes.
»Wenn die Männer, die für ihren Tod verantwortlich sind, dafür bezahlt haben und nicht mehr leben«, sagte Roosevelt, »können wir noch mal darüber reden.«
»Verstehe.« Alphacon blickte enttäuscht drein, nickte jedoch. Er packte Roosevelt an der Schulter. »Als junger Forscher hat dein Vater deine genetische Linie erschaffen. Jene Linie, die dein Transkriptorenvater an dich vererbt hat. So betrachtet war das Oberhaupt von Genico genauso sehr dein Vater wie dein Erzeuger. Er hat getan, was er konnte, um dich zu beschützen, denn er wusste genau, was mit dir geschehen würde, sollte man herausfinden, dass Transkriptorenblut durch deine Adern fließt. Doch nun ist er tot, und alles, wovor er sich gefürchtet hat, ist eingetreten.«
»Ja. Das stimmt.«
Sie gingen die Arkade hinunter zu der Bank, wo Queen Elizabeth auf Roosevelt wartete. Als sie das Ende des Weges erreichten, drehte Alphacon sich noch einmal zu ihm um. »Wenn du mit dieser Ermittlung weitermachst, werden sie versuchen, dich zu töten. Aber vielleicht könntest du hier Frieden finden.«
»Ich werde erst wieder Frieden finden, wenn das hier vorbei ist.«
Alphacon gab Roosevelt ein Videohandy. »Nimm das. Im Notfall kannst du mich damit jederzeit erreichen.« Er hielt kurz inne, blickte Roosevelt in die Augen. »Dein Vater war ein Mann mit Prinzipien, genau wie du. Transkriptoren sind nicht dafür gemacht, als Sklaven der Menschen zu leben, aber genauso ist es gekommen. Und jetzt versucht Genico, sogar die Menschen selbst zu versklaven – durch Krankheit.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sieh dir Genicos Afrikaprojekt an. Irgendetwas macht die Menschen krank«, sagte Alphacon. »Auf Roosevelt Island gabes ein Transkriptorenlabor, das inzwischen aufgegeben wurde. Dein Vater wurde dort geboren, und du hast dort deinen Namen bekommen. Genico hütet dort viele Geheimnisse.« Er legte Roosevelt die Hand auf die Schulter. »Viel Glück. Es war schön, dich zu sehen. Es war, als hätte ich deinen Vater getroffen.«
Roosevelt gesellte sich wieder zu Queen Elizabeth, und gemeinsam gingen sie zwischen den Zypressen hindurch. Die Luft war warm, als die Sonne sich über den Horizont senkte. Der Abend brach an.
Am Teich setzten die beiden sich auf einen Felsen.
»Mein Vater wurde von Genico erschaffen«, sagte Roosevelt.
»Genico …« Queen Elizabeth seufzte. »Es war der größte Betrug aller Zeiten, als sie der Welt eingeredet haben, Transkriptoren hätten keine Seele. Aber vielleicht ist es ja die Wahrheit, vielleicht haben wir wirklich keine Seele. Trotzdem liegt die Schuld bei Genico, denn allein die Überzeugung, die sie uns eingeimpft haben – die Überzeugung, seelenlos zu sein –, hat uns jahrzehntelang jedes Selbstwertgefühl genommen, sogar den Aufgeklärtesten von uns. Deshalb hatten wir niemals die Chance, uns den Menschen gleichgestellt zu fühlen.« Sie drehte sich zu Roosevelt um und lächelte. »Hast du Dolce geliebt?«
»Ja. Ich war stets ein friedliebender Mann, mein Leben lang. Und ich werde diejenigen töten, die mir Dolce genommen haben. Ich werde sie umbringen. Sie sollen leiden. Ob ich Dolce geliebt habe? Oh ja, mehr als mein Leben.«
»Du hast also die Liebe kennengelernt. Vielleicht bist du deshalb anders als wir. Glaubst du, Dolce wird von deiner Rache wissen?«
» Ich werde davon wissen«, antwortete Roosevelt.
»Ist diese Rache für dich oder für sie?«
»Für uns beide.« Roosevelt atmete tief durch und schüttelte dann den Kopf. »Und du? Hast du je geliebt?«
»Ich wüsste nicht, was ich damit anfangen sollte.«
Queen Elizabeth schaute ihn an. Es gab noch so viel, was Roosevelt über die Welt der Transkriptoren lernen musste. Valentino hatte recht gehabt: Wenn Transkriptoren keine Menschen waren, was waren sie dann? Mit Sicherheit waren sie mehr als nur ein Spiegelbild im Wasser, das sich bei der kleinsten
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