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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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größtenteils zerbrochen, und nur noch das nackte Metallgitter ragte in den Himmel. Links und rechts von ihnen hatten einst die unterschiedlichsten Wildtiere gelebt.
    Am Ende der Arkade befand sich ein achteckiges Gebäude aus Ziegeln und Glas. Eine kleine Säule ragte aus einem Kamin in der Mitte; Papierlaternen schaukelten im Wind.
    Vor der Tür stand ein Mann.
    Er war vielleicht Ende fünfzig; sein Alter war schwer zu schätzen. Zwar hatte er die besten Jahre hinter sich, strahlte aber die Kraft eines deutlich Jüngeren aus. Seine Haut war sonnengebräunt, sein Haar weiß, und sein Körper war noch immer muskulös von einer Jugend, die er offenbar mit harter Arbeit verbracht hatte. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und einen weißen Panamahut. Als sie ihn erreicht hatten, legte er Queen Elizabeth die Hände auf die Schultern und küsste sie auf die Wange.
    »Mein Mädchen … schön, dich zu sehen.« Alphacon lächelte.
    »Ich freue mich auch.« Queen Elizabeth lächelte. »Ich möchte dir jemanden vorstellen. Das hier ist Thomas Roosevelt.«
    Alphacon betrachtete Roosevelt ausgiebig und schüttelteihm dann freundlich die Hand. »Natürlich. Ja, ich weiß, wer du bist.«
    Roosevelt nahm die riesige Hand, die ihm angeboten wurde.
    »Ich glaube, ihr zwei habt viel zu bereden«, sagte Queen Elizabeth. »Ich lasse euch allein.«
    Sie drehte sich um, ging durch die Arkade zurück und setzte sich auf eine Bank im Schatten einer großen Eiche. Hinter ihr hatte hohes Wildgras das einstige Raubkatzengehege zurückerobert. Queen Elizabeth schlug die Füße übereinander, lehnte sich zurück und betrachtete die Skyline der Upper West Side.
    Alphacon musterte Roosevelt; dann sagte er leise: »Du bist es, ich bin mir fast sicher. Dass ich dich ausgerechnet hier finde … nach so langer Zeit.«
    An der Außenseite des Gebäudes standen alte Karusselltiere. Ein bunt bemalter Tiger fletschte drohend die Zähne, ein Pferd stieg mit seinen weiß-blauen Beinen vorne hoch, und ein Zebra drehte den Kopf und schaute gen Himmel. Alphacon saß in einem grün-roten Streitwagen aus Holz, der vorne zu einem Drachenkopf modelliert war.
    »Das alles hier«, Alphacon deutete auf die Tiere um sie herum, »stammt von den Karussells des alten Central Parks.«
    Alphacons Knöchel waren voller alter Narben. Langsam ließ er den Blick über den verlassenen Zoo wandern.
    »Ich heiße Alphacon«, sagte er schließlich. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Nein«, antwortete Roosevelt, der sich an einen weißen Schwan gelehnt hatte.
    »Alpha ist der erste Buchstabe im griechischen Alphabet, denn ich gehöre zu den ersten Transkriptoren überhaupt, erschaffen von deinem Stiefvater vor mehr als fünfzig Jahren.«
    »Sie sind ein Transkriptor?«
    Alphacon nickte. »Ja. Es ist allerdings lange her, seit jemand mich so genannt hat. Diese Zeit ist für mich schon längst vorbei. Ich habe ein Alter erreicht, wo ich mir den Luxus leisten kann, mich zu entspannen und den Rest meiner Tage damit zu verbringen, andere bei Tätigkeiten zu beobachten, denen auch ich in meiner Jugend nachgegangen bin.«
    Alphacon holte einen kleinen, in ein Tuch gewickelten, rechteckigen Gegenstand aus der Tasche, packte ihn aus und enthüllte ein gerahmtes Foto, das er Roosevelt reichte. Auf dem Bild war eine Gruppe von ungefähr zwanzig Männern zu sehen, die in zwei Reihen auf einer breiten Treppe standen.
    »Das da bin ich, vor vielen Jahren. Der Vierte von links in der zweiten Reihe«, erklärte Alphacon.
    Roosevelt schaute sich das Gesicht kurz an und erkannte den Mann, der nun deutlich älter vor ihm stand.
    »Das war die Gruppe, mit der ich trainiert habe«, sagte Alphacon. »Alle diese Menschen sind tot. In den Spielen gefallen.«
    »Sie nennen Sie ›Menschen‹, obwohl alle künstlich erschaffen waren?«
    »Das bin ich auch, und doch fühle ich wie ein Mensch. Ich fühle Schmerz, und das nicht nur körperlich. Ich empfinde Sehnsucht und Trauer über den Tod meiner Freunde. Und ich fühle Liebe.«
    »Liebe?«
    »Ja.« Alphacon nickte. »Selbst ich kann lieben. Ich habe einst eine Frau geliebt. Sie war auch ein Transkriptor.«
    »Was ist mit dieser Frau?«
    Alphacon schaute auf den Zoo hinaus. »Sie wurde ermordet. Man hatte sie als Prostituierte verkauft. Irgendwann wurde sie von jemandem totgeprügelt, der als Mensch geboren war.«
    »Das tut mir leid.«
    »Bin ich nicht menschlicher als diese Bestie, die mir meine Frau genommen hat?«
    Roosevelt lauschte dem Zirpen der

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